Michelin stärkt deutsche Standorte
“Die Botschaft lautet, auf den Punkt gebracht: Wir bleiben hier! Das ist unser Beitrag in der Debatte um den Standort Deutschland.” Das sagte Michelin-Direktor Jürgen Eitel anlässlich der Pressekonferenz im Frankfurter Presse Club bei der Vorstellung des “Kostensenkungsprogramms EVA.” Mit dem sozial ausgewogenen „Fitness-Programm“ EVA (Evolution Allemagne) rüstet Michelin seine deutschen Reifenwerke für die Zukunft. Um den Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu halten, verabschiedeten Betriebsrat und Gewerkschaftsvertreter auf der einen Seite und die Unternehmensleitung der Michelin Reifenwerke KGaA und der Arbeitgeberverband Chemie auf der anderen Seite ein umfangreiches Kostensenkungsprogramm.
„Unser Maßnahmenpaket ermöglicht in den nächsten fünf Jahren umfangreiche Kosteneinsparungen“, erklärt Jürgen Eitel. Michelin will mit dem Sparprogramm an den deutschen Standorten die Produktionskosten bis zum Jahr 2008 um rund 30 Prozent senken. Die gesteigerte Effizienz in den Reifenwerken Karlsruhe, Bad Kreuznach, Hallstadt und Homburg verbessert die Attraktivität für Investitionen durch die französische Konzernmutter.
Der internationale Standortwettbewerb innerhalb der Michelin Gruppe nimmt auf die Unterschiede in den einzelnen Weltwirtschaftsregionen durchaus Rücksicht:
„Wir wollen die westeuropäischen Standorte fit machen und in Osteuropa und Asien die Kapazitäten aufbauen, die wir vor Ort brauchen. Wir produzieren auch in Zukunft dort, wo der Bedarf ist“, erläutert Edouard Michelin, Geschäftsführender Gesellschafter der Michelin Gruppe, die industrielle Strategie des Unternehmens.
Die Hälfte der Einsparungen im Rahmen von EVA will Michelin durch gezielte Neuinvestitionen in modernere Fertigungsanlagen und durch die Optimierung der
Produktionsprozesse erzielen. Weitere fünf Prozent werden aus Verbesserungen der Teamorganisation und der Arbeitssicherheit resultieren. Ziel ist es, die durch Betriebsunfälle und krankheitsbedingte Ausfälle verursachten Kosten weiter zu senken. Die übrigen zehn Prozent des kalkulierten Einsparpotenzials entfallen auf die Personalkosten, die in Deutschland einen hohen Anteil an den Gesamtkosten haben. Dabei wird es keine Einschnitte bei den bestehenden Löhnen und Gehältern geben. Michelin hat dazu mit seinen Betriebspartnern und der Unterstützung der Tarifpartner die Möglichkeiten zur Flexibilisierung des Manteltarifvertrags Chemie genutzt und einen den spezifischen betrieblichen Erfordernissen angepassten Tarifvertrag abgeschlossen. Michelin will die Löhne
und Gehälter bis zum Jahr 2008 langsamer als die Branche anheben. Um den individuellen Einkommensverlust gegenüber der Branchenentwicklung teilweise kompensieren zu können, bietet Michelin seinen Mitarbeitern die Möglichkeit, ihre Wochenarbeitszeit von 37,5 auf bis zu 39 Stunden zu erhöhen.
Um die hochgesteckten Ziele zu erreichen – die deutschen Standorte gehören bereits heute zu den produktivsten im gesamten Michelin Konzern – setzt das Unternehmen insbesondere auf mehr Flexibilität beim Personal und in der Produktion. Darüber hinaus will das Unternehmen traditionelle Standortvorteile, zum Beispiel die hohe Qualifikation der deutschen Fachkräfte, stärker fördern und nutzen. Michelin geht davon aus, auf diese Weise standortspezifische Nachteile, sprich hohe Lohn- und Lohnnebenkosten, ausgleichen zu können.
Hohe Flexibilität bei Ruhestandsregelung
Auch bei den Ruhestandsregelungen bietet Michelin seinen Mitarbeitern, zusätzlich zu den tariflich geforderten Mindestgrenzen, individuelle Lösungen an: Bis zum Ende des Jahres 2004 gibt es zusätzlich für 90 ältere Mitarbeiter die Möglichkeit einer Altersteilzeitregelung
nach dem Altersteilzeitgesetz.
Einvernehmliches „Ja“ zur Zukunftssicherung
Die Maßnahmen zur Zukunftssicherung der deutschen Michelin Reifenwerke wurden nach etwa einjährigen Verhandlungen mit den Sozialpartnern beschlossen.
„Wir haben gemeinsam mit dem Betriebsrat, der IGBCE und dem Arbeitgeberverband einen für alle Seiten tragfähigen Kompromiss gefunden. Das ist unser Beitrag zur aktuellen Debatte um den Standort Deutschland“, kommentiert Jürgen Eitel die konstruktiven Verhandlungen der letzten Wochen.
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