Sozialplan für Michelin-Werk Trier
Die Michelin Reifenwerke KGaA (Werk Trier) teilen mit, dass die Verhandlungen mit dem Betriebsrat des Werks Trier zum Interessenausgleich und Sozialplan nach vier Verhandlungsrunden erfolgreich abgeschlossen worden sind. Die entsprechende Betriebsvereinbarung wurde der Belegschaft bereits in einer Betriebsversammlung vorgestellt und ist inzwischan auch von beiden Parteien unterzeichnet worden.
Das Unternehmen hatte am 30. März 2004 die Betriebsstillegung der Drahtcord-Fertigung bis zum 31. Dezember 2005 bekannt gegeben. Durch den Interessenausgleich und Sozialplan sollen die daraus resultierenden Nachteile für die betroffenen Mitarbeiter sozialverträglich geregelt werden. Bei dem Sozialplan handelt es sich um einen Transfer-Sozialplan, der Transfer- und Abfindungsmaßnahmen vorsieht, wobei Transfermaßnahmen (Vermittlung „von der Arbeit in die Arbeit“) Priorität haben sollen.
Die ebenfalls im Trierer Werk angesiedelte Wulstkernfertigung wird ihre Tätigkeit fortsetzen. Beide Parteien sind sich aber darüber einig, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Wulstkernfertigung auch weiterhin gesichert werden muss, damit die Arbeitsplätze erhalten werden können. Vorrangiges Ziel der Betriebsparteien ist es, für möglichst viele Mitarbeiter eine Beschäftigungsmöglichkeit zu erhalten (Mitarbeiter in der Wulstkernfertigung) oder zu erlangen (von der Stilllegung der Drahtcord-Fertigung betroffene Mitarbeiter).
Die derzeit 285 Beschäftigten im Werk Trier sind wie folgt betroffen: 90 Mitarbeiter bleiben in der Wulstkernfertigung beschäftigt, 23 Leiharbeitnehmer und Zeitvertragskräfte verlieren ihren Arbeitsplatz bzw. erhalten keine weitere Verlängerung, 14 Mitarbeiter gehen in 2004 bzw. 2005 in den Vorruhestand, 21 Mitarbeiter gehen zwischen 2004 und 2008 in Altersteilzeit, so dass insgesamt 137 Mitarbeiter unter den Sozialplan fallen.
Jeder Mitarbeiter, der seine Beschäftigung bei Michelin als Folge der Betriebsstilllegung in Trier verliert, erhält eine Abfindung, deren Höhe sich durch eine Abfindungsformel ergibt. Zusätzlich erhalten die betroffenen Arbeitnehmer Abfindungsbeträge, die nach Lebensalter gestaffelt sind und die Anzahl der Kinder sowie einen Nachteilsausgleich für soziale Erschwernisse berücksichtigen.
Den von der Kündigung betroffenen Mitarbeitern wird auf freiwilliger und kostenloser Basis die Möglichkeit gegeben, an einer Transfermaßnahme teilzunehmen, die auf die Vermittlung eines neuen Beschäftigungsverhältnisses zielt. Für diese Maßnahme werden die Mitarbeiter bezahlt freigestellt. Auch im Falle einer erfolgreichen Vermittlung behalten die Mitarbeiter ihre Abfindungsprämie.
Mit der Durchführung der Transfermaßnahmen betraut die Michelin Reifenwerke KGaA die K & R Inplacement GmbH. Diese wird die Transferleistungen in enger Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit erbringen. Zu diesem Zwecke werden der Agentur für Arbeit und K & R Büros und Schulungsräume auf dem Werksgelände zur Verfügung gestellt.
Der Vorsitzende des Betriebsrats Werk Trier, Klaus Lex, kommentierte die Einigung wie folgt: „Wir haben nach langen und harten, aber dennoch konstruktiven Verhandlungen ein Ergebnis erzielt, das sich im Vergleich zu anderen Betrieben durchaus sehen lassen kann. Die Abfindungsformel des Sozialplans liegt im Industrievergleich hinsichtlich der Höhe der Abfindungen klar im oberen Drittel. Zugleich haben sich Betriebsrat und IG BCE (Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie) erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Abfindungsprämien nicht auf die Vermittlung von neuen Arbeitsverhältnissen angerechnet werden, so dass die Abfindungen auch in jenen Fällen als eine Art Überbrückungshilfe dienen können. Weiterhin haben wir erreicht, dass Michelin Trier auch in Zukunft berufliche Erstausbildung betreibt.”
Werksleiter Helmut Leonhardt zeigt sich zuversichtlich, dass ein Großteil der von der Schließung betroffenen Arbeitnehmer erfolgreich in neue Beschäftigungsverhältnisse vermittelt werden kann. „Unsere Mitarbeiter sind hochmotiviert und leistungsbereit. Die Trierer „Micheliner“ haben einen über die Werksgrenzen hinaus bekannten exzellenten Ruf, der auf ihrer herausragenden Qualifikation, geringen Krankenständen und einem Höchstmaß an Flexibilität beruht. Die Tatsache, dass unsere Produktion derzeit trotz der einschneidenden Restrukturierungsmaßnahmen deutlich über Plan liegt, stellt die gute Reputation unserer Leute eindrucksvoll unter Beweis.“
Die Entscheidung zur Schließung der Drahtcord-Fertigung in Trier ist das Ergebnis einer konzernweiten Überprüfung der Wettbewerbsfähigkeit der Drahtcord-Werke Michelins, die im Frühjahr abgeschlossen worden war. Maßgeblich für die Entscheidung sind vor allem Nachfrageverschiebungen von West- nach Osteuropa, Einkaufspreise auf dem freien Markt, die auf dem Niveau der Trierer Fertigungskosten liegen, sowie ein jährlicher Preisverfall des in Trier gefertigten Drahtcords von drei Prozent.
Über das Werk Trier
Das Werk Trier wurde 1970 errichtet und ist eines von fünf Michelin-Werken in Deutschland, das in die Reifenfertigung involviert ist (Michelin Kronprinz in Solingen fertigt Räder). Auf einer Fläche von 148.000 Quadratmetern werden in Trier täglich mehr als 100 Tonnen Wulstkerne und Drahtcord (Drahtkabel) hergestellt, beides Vorprodukte für die Reifenherstellung. Sie werden vor allem an die Michelin-Werke in Deutschland, aber auch an Konzernkunden auf der ganzen Welt geliefert. Seit 1998/99 ist das Werk eng mit dem 200 Kilometer entfernt liegenden französischen Werk Epinal vernetzt, von dem es seine Vorprodukte bezieht und von wo aus es als eine Einheit geführt wird. Das Werk beschäftigt 297 Mitarbeiter, von denen 215 im Bereich Drahtcord arbeiten und 82 in der Wulstkernfertigung. Das Trierer Werk ist das kleinste in Deutschland und auch das kleinste in seiner Produktionseinheit (Gruppe Metallverstärker, insgesamt ca. 14.000 Mitarbeiter).
Zur Michelin Reifenwerke KGaA gehören die Werke in Karlsruhe, Homburg, Bad Kreuznach, Hallstadt (bei Bamberg) und Trier. Deren Produktportfolio umfasst Lkw-, Pkw- sowie Leicht-Lkw-Reifen, außerdem Mischungen, Textilcord, Drahtcord sowie Stahlseile und Wulstkerne. Die Michelin Reifenwerke KgaA beschäftigt in Deutschland insgesamt 5.800 Mitarbeiter.
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