Rallye-WM: Pirelli siegt, Michelin verteidigt Führung
Spannnender kann Rallye-Sport kaum noch sein: Erst auf der 22. und vorletzten Wertungsprüfung fiel gestern die Entscheidung um den Gesamtsieg der WM-Rallye Neuseeland. Während Peugeot- und Michelin-Pilot Marcus Grönholm aufgrund eines Drehers auf der 16,62 Kilometer langen WP „Te Patatapu 2“ im Duell gegen den amtierenden Weltmeister, Subaru- und Pirelli-Piloten Petter Solberg das Nachsehen hatte und sich mit Rang zwei begnügen musste, blickt der französische Reifenspezialist nach vier von 16 WM-Läufen zufrieden auf das erste Saisonviertel zurück: In der Fahrerwertung belegen Michelin-bereift Markko Märtin, Sébastien Loeb und Marcus Grönholm, in der Konstrukteurswertung Ford, Citroën und Peugeot jeweils die ersten drei Plätze.
Topfebene Schotterpisten mit vielen schwungvollen Kurvenkombinationen – der Rallye-Klassiker im Land der Kiwis erfreut sich nicht zufällig unter den Profi-Piloten ausgesprochener Beliebtheit. In diesem Jahr versprach die Driftorgie auf der anderen Seite der Erdkugel einen ganz besonderen Reiz: Nachdem auch die Citroën mit dem neuen Xsara WRC und Ford mit dem jüngsten Update des Focus WRC in Auckland an den Start gingen, traten erstmals in dieser Saison alle fünf engagierten Werksteams mit brandfrisch entwickelten Rallye-Boliden in den Ring – ein vielversprechendes Szenario.
Das Geschehen auf den Naturstraßen Neuseelands sollte die hoch gesteckten Erwartungen nicht enttäuschen. Nach den beiden Show-Läufen am Donnerstagabend setzten Marcus Grönholm und Petter Solberg nach 18,9 Kilometern Parforceritt über rolliges Geläuf bis auf die Zehntelsekunde zeitgleich die Bestzeit. Auch auf der folgenden Prüfung ging es kaum weniger knapp zu, dieses Mal etablierte sich Grönholms Teamkollege Harri Rovanperä als vorderster Solberg-Jäger. Die 31,73 Kilometer lange WP 5 beendete wiederum Grönholm als Schnellster. Sein Vorsprung auf den Impreza-Piloten: 5,6 Sekunden. Damit übernahm der zweifache Weltmeister aus Finnland auch die Gesamtwertung – allerdings nicht für lange: Grönholm legte seinen 307 WRC in der WP 6 kurzfristig aufs Dach und büßte durch dieses Manöver 30 Sekunden ein.
Während Grönholm vorerst auf Rang vier hinter den Ford-Piloten Markko Märtin zurückfiel, rückte Peugeot-Heimkehrer Rovanperä auf den zweiten Platz und dank einer weiteren Bestzeit auf der mit 48,21 Kilometer megalangen WP 7 sogar bis an die Spitze vor. „Da haben wir es richtig krachen lassen“, freute sich der Finne, der es auf den beiden anschließenden „Super-Special-Stages“ etwas vorsichtiger angehen ließ. Auch Grönholm hatte Fortschritte gemacht: Um gerademal 0,2 Sekunden (!) konnte er bis zum Etappenziel den Ford von Markko Märtin noch vom dritten Platz verdrängen. Auftakt eines spannenden Duells, das den zweiten Rallye-Tag bestimmen sollte.
Der Finne legte stark vor und setzte die ersten zwei Bestzeiten. Doch Märtin schien sich die Michelin-Pneus seines Focus RS WRC besser eingeteilt zu haben, schlug auf den folgenden beiden Prüfungen zurück und übernahm damit vor dem fälligen Reifenwechsel in der Servicepause sogar Platz zwei, da Rovanperä das Tempo nicht mehr mitgehen konnte. „Ich bin gefahren wie der Teufel“, gestand der Este. „Die Streckenbedingungen haben sich permanent geändert. Die Waldpassagen zum Beispiel waren noch nass, die übrigen Pisten hingegen staubtrocken. Aber meine Pneuauswahl hat gut gepasst.“
Mit frischen Schotterreifen auf seinem Peugeot 307 holte Grönholm unverzüglich zur Revanche aus und wiederholte auf identischen Prüfungen seine beiden WP-Siege vom Vormittag. Der Vorsprung des führenden Solberg schmolz: Am Ende des zweiten Rallye-Tages – nach 17 von 23 WP – lag der Impreza-Chauffeur nur noch 19,5 Sekunden vor Grönholm, der die Rallye Neuseeland in den vergangenen beiden Jahren für sich und Michelin hatte entscheiden können und nun den Hattrick anpeilte.
Finale eskalierte zum Sekundenduell um den Sieg
Solberg geriet stärker unter Druck und musste reagieren. Am Morgen des Rallye-Sonntags ließ Grönholm eine weitere Bestzeit folgen, 2,1 Sekunden schneller als der Norweger. Der konterte auf WP 19 um 2,5 Sekunden, patzte jedoch auf der folgenden: Ein Dreher kostete den Subaru-Piloten fast eine halbe Minute – und damit war sein Peugeot-Kontrahent in der Gesamtwertung vorne, wenn auch nur um eine ganze Sekunde. Auf der WP 21 baute der Routinier aus dem finnischen Espoo diese Führung sogar noch um 0,9 Sekunden aus, doch dann erwischte es auch „Bosse“: Dreher auf der 22. Prüfung – Solberg hatte den Platz an der Spitze wieder zurück. Eine letzte Bestzeit von Grönholm konnte daran auch nichts mehr ändern: Nach 395,5 Kilometern musste er sich, um 5,9 Sekunden geschlagen, mit Rang zwei zufrieden geben. Markko Märtin – der den zurückliegenden WM-Lauf in Mexiko noch für sich entschieden hatte – erreichte das Ziel als Dritter.
Petter Solberg fuhr in Neuseeland die jüngste Reifen-Generation der PZero-Baureihe von Pirelli. Die vollständig neu entwickelte Variante “KP”, die speziell für lockeren Schotter und gelegentlich leicht feuchte Bedingungen konzipiert wurde, bewährte sich auf Anhieb bestens. Die Variante “KM” wird auf nassen Strecken eingesetzt.
In der neben der Rallye-WM stattfindenden Produktionswagen-Weltmeisterschaft für seriennahe Fahrzeuge feierte Pirelli übrigens einen Fünffachsieg in Neuseeland. Der österreichische Mitsubishi-Pilot Manfred Stohl gewann vor den Subaru-Piloten Marcos Ligato und Alister McRae, dem Finnen Jani Paasonen sowie dem Japaner Toshihiro Arai. Tabellenführer bleibt der Spanier Dani Sola vor Toshihiro Arai. Nach den ersten drei Läufen dieser Serie bleibt Pirelli damit als Reifenhersteller ungeschlagen.
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