Nach Dosen- jetzt auch Reifenpfand?
Nach der Getränkeindustrie kommt nun offensichtlich auch auf die Reifenbranche ein Zwangspfand für Bereifungen zu. Um die Umweltbelastung durch wild entsorgte Altreifen zu verringern, hat das Umweltbundesamt (UBA) nach unseren Informationen schon Ende vergangenen Jahres eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die eine entsprechende Verordnung erarbeiten soll. Soweit bekannt, sitzen allerdings bislang keinerlei Branchenvertreter wie etwa der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV) oder auch die European Tyre Recycling Association (ETRA) mit in dieser Arbeitsgruppe.
Auch der Reifenindustrie scheint dieses Thema völlig neu zu sein. Wahrscheinlich deshalb, weil das UBA darauf bedacht ist, nicht zu früh mit Informationen bezüglich des „Reifenpfandes“ an die Öffentlichkeit zu gehen. So viel ist allerdings schon heute klar: Man setzt auf eine „technisch anspruchsvolle Lösung“. Ob man da jemand Angst vor einem möglichen Desaster ähnlich wie beim Thema Lkw-Maut hat? Wie dem auch sei, geplant ist – nach dem, was jetzt bekannt ist – ein Ansatz auf Basis der RFID-Technologie (Radio Frequency Identification).
Die Reifenindustrie soll ihre Produkte in Zukunft mit entsprechenden Chips versehen und diese dann mit Informationen kodieren, die eine genaue Rückverfolgung des jeweiligen Reifens erlauben. Das dürfte die Hersteller vor keine größeren Probleme stellen, liegen hier doch bereits einige Erfahrungen vor. Neu ist, dass auch der Handel, Runderneuerer und Altreifenentsorger mitintegriert werden müssen. Beim Verkauf eines Reifensatzes an einen Endkunden muss der Händler dann beispielsweise mit einem speziellen Kodier-/Lesegerät weitere Informationen auf den Reifenchip schreiben. Damit es dabei nicht zu einem Missbrauch kommt, ist ein ausgefeiltes Rechtemanagement geplant, das festlegt, wer welche Daten des Chips lesen oder verändern darf.
Die Höhe des fälligen Pfandes wird derzeit noch diskutiert, im Gespräch ist ein Betrag von rund fünf Euro pro Reifen – Endkunden müssten bei der kompletten Neubereifung ihres Autos daher 20 Euro mehr berappen. Von den fünf Euro pro Reifen bekommen sie bei der Rückgabe ihrer alten Pneus dann aber drei Euro zurück, die Differenz von zwei Euro wird für die Entsorgung verwendet. Noch nicht genau festgelegt scheint die genaue Verfahrensweise bei der Pfanderhebung und -verwaltung zu sein.
So könnten die anfallenden Beträge über eine Internetanbindung des Kodiergerätes direkt per Onlinebanking ohne manuellen Eingriff vonseiten des Reifenhändlers überwiesen werden. Das funktioniert natürlich auch in umgekehrter Richtung: Fällt ein Altreifen im Handel an, bekommt der Betrieb zunächst die drei Euro pro Reifen zurück, und wenn das Entsorgungsunternehmen den Altreifen abholt, wird dessen Konto zugunsten des Reifenhändlers mit den verbleibenden zwei Euro belastet. Wie die anderen Marktteilnehmer – Reifenhersteller, Runderneuerer etc. – in diese Konzeption eingebunden werden können, lässt dieses Modell derzeit noch völlig offen. Eine Einführung des Reifenpfandes vor 2006 scheint damit nicht als sehr wahrscheinlich.
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