Pirelli stellt sich der Herausforderung in den USA
Wie in den Jahren zuvor, so war auch dieses Mal wieder Dr. Francesco Gori, Chef Pirelli Tyres weltweit, nach Las Vegas gereist, um Kontakte zu dem Markt, von dem sich der italienische Reifenhersteller für die Zukunft noch so viel verspricht, zu vertiefen. Auf dem größten Reifenmarkt der Welt, den USA, hat Pirelli in den letzten 20 Jahren keine allzu glückliche Hand gehabt. Die Übernahme von Firestone durchkreuzte Bridgestone kurzerhand und auch die dann schnell vorgenommene Akquisition des US-Reifenherstellers Armstrong erwies sich als Fiasko. Nachdem dieser Teil beendet war, ließen Pirelli und Cooper mit einem Jointventure aufhorchen, das sehr die Handschrift Goris verriet, der zu dieser Zeit noch für die Strategie verantwortlich zeichnete. Doch die Vereinbarung fand längst ihr Ende; die Hoffnungen hatten sich für beide Seiten nicht erfüllt.
Dennoch hat Pirelli den US-Markt in keinster Weise aufgegeben. Nachdem die MIRS-Fabrik in Rome/Georgia in diesem Jahr immer stärker angelaufen ist, werden die Italiener in diesem Jahr mit amerikanischen Kunden einen Umsatz von rund 250 Millionen Euro erwirtschaften und zum zweiten Mal in Folge auf dem nordamerikanischen Markt mit Gewinn abschließen. Dies ist umso bemerkenswerter als dass die Anlaufkosten der MIRS-Fabrik zu verkraften sind. Dieses Mal geht Pirelli den schweren und auch zeitraubenderen Weg, indem die Reifen über Erstausrüster eingeführt werden. Aber ein Blick auf das Erstausrüstungsgeschäft, das derzeit mit hohen Zuwachsraten glänzt, lohnt sich, denn man geht mit Erstausrüstungslieferungen ziemlich selektiv vor; die Brot-und-Butter-Reifen mit den schwachen Margen liefern die Italiener jedenfalls nicht. Einerseits geht es um hochwertige Ultra-High-Performance- und teure Off-Road-Reifen, die in Rome hergestellt werden, und andererseits erfolgen auch Lieferungen aus den brasilianischen Fabriken in die amerikanische Erstausrüstung an Kunden wie Ford und Chrysler. Um Absatzmöglichkeiten muss sich Pirelli keine Sorgen machen, denn derzeit werden gleich reihenweise Dimensionen bei General Motors homologiert, denen Aufträge folgen. Somit setzt sich das Wachstum im nordamerikanischen EA-Markt mit Sicherheit fort.
Doch auch im amerikanischen Ersatzmarkt hat Gori seinen Leuten wie auch sich selbst ehrgeizige Ziele gesetzt. Und da geht es auch um einen noch relativ neuen Anfang, denn viele Jahre lang war Pirelli auch ganz gut im Geschäft mit Mass Merchandisern. Im Gefolge des Jointventures mit Cooper wurde dieser Absatzkanal allerdings bereits im Verlauf des Jahres 2000 aufgegeben. Die gute Position im OE-Bereich, dazu mit überwiegend hochwertigen Reifen, lässt Pirelli jetzt immer mehr zu einem wertvollen Partner für das Ersatzgeschäft werden. In den letzten Jahren sei Pirelli in Nordamerika um nahezu 20 Prozent jährlich gewachsen und das wolle man auch in diesem Umfang für die kommenden Jahre noch realisieren. Doch bei allem Optimismus verweist Gori auf den äußerst harten Wettbewerb in Nordamerika, wo sich halt jeder Hersteller behaupten wolle. Pirelli habe allen Service, Lieferschnelligkeit etc. drastisch verbessern können und auch preislich habe man es geschafft, die Marke besser als im Vorjahr positionieren zu können, „allerdings“, so Gori, „sind wir noch weit von dem entfernt, was wir wollen und erreichen müssen“.
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