Goodyear: Nettoverlust von 332,4 Millionen Dollar (Update)
Die von Goodyear vorgelegten Zahlen für das 3. Quartal 2003 sind von der Finanzwelt mit großer Zurückhaltung und auch mit einiger Enttäuschung aufgenommen worden. Der Analyst der UBS Investment Research befürchtet wegen der anhaltenden Verlustsituation in Nordamerika, dass Goodyear schon bald eingegangene Versprechungen gegenüber Banken brechen werde (breach of covenant), während ein Analyst von Fitch Ratings ungeduldig fragt, wie lange man denn noch auf Anzeichen für den prognostizierten Turnaround in Nordamerika zu warten habe. Besonders kritisch wird vermerkt, dass Goodyear sich in einem um sechs Prozent gewachsenen Markt nur um rund vier Prozent zu steigern wusste, während Konkurrent Cooper um neun Prozent zulegen konnte. Heftige Zweifel wurden laut, dass ausgerechnet Goodyear auf dem US-Markt die wegen der Rohstoffpreiserhöhungen so dringend benötigten höheren Preise im vollen Umfang durchsetzen könne. Die von Goodyear behaupteten „positiven Trends“ sehen die meisten Beobachter daher nicht.
Für die ersten neun Monate diesen Jahres meldet der Reifenhersteller einen Nettoverlust von 332,4 Millionen US-Dollar. Allein im dritten Quartal 2003 wurde ein Nettoverlust von 105,9 Millionen erwirtschaftet. Die Verkäufe im letzten Quartal stiegen um knapp elf Prozent von 3,5 auf 3,9 Milliarden Dollar. Die Stückzahlen konnten aber nur um rund zwei Prozent von 54,4 (3.Q. 2002) auf 55,3 Millionen (3. Q. 2003), gesteigert werden. Der Umsatzzuwachs ist nach den Erklärungen des Herstellers teils währungsbedingt und teils auf ein besseres Produktmix zurückzuführen. CEO Keegan meint, die Anstrengungen der letzten Monate zeichneten sich allmählich ab. Dennoch kommt man nicht um die Feststellung herum, dass der Konzern wieder auf voller Linie enttäuscht hat.
Das Problem liegt weiter in Nordamerika, wo sich schon der operative Verlust um weitere 31,8 Millionen auf nun 100 Millionen Dollar erhöhte. Gegenüber den ersten neun Monaten des Vorjahres liegt Goodyear mit den Stückzahlen um drei Prozent zurück. Zwar konnte im 3. Quartal ein Zuwachs von rund vier Prozent realisiert werden, doch liegt das auch wiederum unter dem allgemeinen Marktwachstum, das sechs Prozent übertraf.
In West-Europa konnte der Umsatz von 2,39 Milliarden auf 2,88 Milliarden Dollar gesteigert werden, was weit überwiegend auf Währungsveränderungen zurückzuführen ist. Das Operating Income stieg von 82,4 auf 110,6 Millionen Dollar und ist wieder einmal einzig und allein getragen vom deutschen Reifengeschäft und dieses Mal ganz besonders von der Marke Fulda, die intern die stärksten Verbesserungen erzielte. Aber auch die Zahlen von Goodyear /Deutschland und Dunlop/Deutschland liegen auf Rekordhöhen. Das Operating Income der deutschen Gesellschaft übertrifft das Operating Income der gesamten westeuropäischen Region, so dass Rückschlüsse auf die als einfach nur katastrophal zu bezeichnenden Ergebnisse aus Frankreich und Großbritannien gezogen werden können.
Die Geschäfte der osteuropäischen Region laufen weiter gut. Der Umsatz stieg von 579 auf 779 Millionen Dollar in den ersten neun Monaten und das Operating Income von 62,6 auf 98,1 Millionen Dollar. Die Region verkaufte 13,5 Millionen Reifen, 1,8 Millionen mehr als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres.
Analysten hielten in einer ersten Stellungnahme fest, dass immer noch keine Anzeichen für einen Turnaround zu sehen seien. Selbst wenn der Turnaround aber geschafft werden sollte, gebe es für die Aktie kaum weiteres Potenzial. Die dunklen Wolken um den Goodyear-Konzern vermehren sich.
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