Regelsysteme sind abhängig von der Reifenqualität
In kritischen Situationen wird der Autofahrer – hoffentlich – von elektronischen Sicherheitssystemen wie ABS, ASR und ESP unterstützt. Die physikalischen Grenzen aber werden immer vom Reifen gesetzt, denn die Leistungsfähigkeit der Regelsysteme hängt ab von der Qualität und Performance der Reifen. Das demonstrierten Bosch und Dunlop jetzt im Rahmen eines Workshops.
Die aktive Fahrsicherheit hat sich mit der Einführung elektronischer Regelsysteme wie ABS, ASR und ESP erheblich verbessert. Die Brems- und Regelungseingriffe der Elektronik aber verlangen die Übertragung der eingeleiteten Kräfte vom Fahrzeug auf die Straße. Dafür ist der Reifen zuständig, dessen Leistungspotenzial gerade bei problematischen Fahrbahnzuständen wie Nässe sicherheitshalber besonders hoch sein sollte.
„Trotz aller moderner elektronischer Sicherheitssysteme ist der Reifen weiterhin das wichtigste Kriterium für die aktive Fahrsicherheit“, sagte Dr. Bernd Löwenhaupt, Direktor Forschung und Entwicklung Dunlop Europa. „Der Reifen und sein Leistungsniveau bestimmen die Grenzen der Wirksamkeit der elektronischen Regelsysteme.“
Nur ein Hochleistungsreifen (beispielsweise mit modernen Silica-Gummimischungen) kann die optimale Kraftübertragung sicherstellen. Die früher üblichen Rußmischungen sind dazu überhaupt nicht in der Lage und auch die heutigen moderneren Rußmischungen insgesamt eher nicht. Dies bestätigte ein Bremstest von Dunlop auf der Teststrecke Wittlich mit ABS aus 80 km/h und nasser Fahrbahn: Das Fahrzeug mit dem Hochleistungsreifen stand nach 27,8 Meter, der Rußreifen (mit etwa acht Jahre alter Rußtechnologie) benötigte 29,9 Meter. Eine Bremswegdifferenz von 2,10 Meter und im Ernstfall wahrscheinlich ein Totalschaden. Reifen mit Rußmischungen – und sogar solche mit überholten Rußmischungstechnologie – sind immer noch weit verbreitet, vorwiegend im so genannten Niedrigpreissegment der „Billigreifen“.
Die Laufstreifenmischung ist aber nur eine Einflussgröße auf die Reifenqualität unter vielen. Weitere wichtige Parameter sind beispielsweise die Kontur und das Profil. „Der Reifen muss auf der Fläche von der Größe einer Postkarte insbesondere bei kritischen Fahrsituationen enorme Kräfte auf die Straße übertragen“, betonte Peter Becker, Leiter Pkw-Reifenentwicklung Dunlop Deutschland. „Dies kann der Reifen nur leisten, wenn er in allen sicherheitsrelevanten Kriterien ein hohes Leistungsniveau aufweist.“
Konsequenz: High-Performance-Reifen der Winter- und Sommerkategorie bieten Qualität und damit ein Höchstmaß an Fahrsicherheit unter allen Bedingungen, sind aber zu Niedrigstpreisen nicht produzierbar. Der Billigreifen liefert Qualitätsmängel und Sicherheitsdefizite, die auch mit elektronischen Regelsystemen nicht oder nur unzu-reichend ausgeglichen werden können. Billigreifen können nur kostendeckend produziert werden, weil bei der Prozesstechnologie oder bei den Reifenmaterialien (durchschnittlich 85 Prozent Kautschuk, 12 Prozent Stahl, 3 Prozent Textilien) preisgünstige, aber eben nach dem aktuellen Stand der Reifentechnik nicht optimale Lösungen zum Tragen kommen.
Schreiben Sie einen Kommentar
An Diskussionen teilnehmenHinterlassen Sie uns einen Kommentar!