Eurosoft-Reifenhandelssoftware: Pilotphase bis Mitte 2003
Schon in ihrer Ausgabe vom September 2002 hatte die NEUE REIFENZEITUNG über Planungen der Beckumer Softwareschmiede Eurosoft berichtet, das von Microsoft unter dem Namen Great Plains Apertum bereitgestellte Grundgerüst für Managementlösungen zur Unternehmenssteuerung für den Reifenfachhandel anpassen und auf den Markt bringen zu wollen. Nach einer umfassenden Marktstudie, zu der unter anderem auch eine telefonische Umfrage unter 400 Reifenhändlern gehörte, stehen die Signale nun tatsächlich auf Grün. “Die Ergebnisse aus den Gesprächen mit den Händlern sowie mit Verantwortlichen aus der Reifenbranche haben uns in unserer Überzeugung bestärkt, dass wie dem Markt mit dem von uns geplanten Produkt etwas zu bieten haben”, erklärt Eurosoft-Geschäftsführer Vincenzo Casciato. Vor der Einführung der neuen Eurosoft-Reifenhandelssoftware auf breiter Front steht allerdings noch eine letzte Testphase mit drei bis vier Pilotkunden an, für die rund sechs Monate – also etwa bis Mitte diesen Jahres – eingeplant sind.
Dass die Software im Großen und Ganzen schon rund läuft, davon konnte sich die NEUE REIFENZEITUNG schon im September überzeugen, jetzt geht es laut Casciato nur noch darum, dem Programm den letzten Feinschliff zu geben. Der Grund dafür ist schnell erklärt – manche Details ergeben sich halt einfach erst beim praxisnahen Einsatz vor Ort im Reifenhandel. Und in diesem Segment ist die Eurosoft Informationstechnologie GmbH ein Newcomer, der sich erst noch gegen die etablierte Konkurrenz durchsetzen muss. Gleichwohl musste die Software nicht von Grund auf neu programmiert werden. Das liegt einerseits daran, dass die von Eurosoft angestrebte Lösung für den Reifenhandel auf den Great Plains Business Solutions von Microsoft aufbaut, die nach Aussagen von Heiko Elmsheuser, Marketing Manager bei Microsoft, schon von Hause aus je nach Branche zwischen 70 und 90 Prozent der benötigten Grundfunktionen bzw. Module bereitstellt. Andererseits hat Eurosoft im Handelsbereich mit einer vergleichbaren Software gleicher Basis für den Buchhandel Erfahrung in punkto branchenspezifischer EDV-Programme sammeln können.
Nun lässt sich eine Reifenhandelssoftware natürlich nicht 1:1 aus einer Buchhandelsoftware ableiten, doch gewisse Module sind sich sehr ähnlich und bedürfen “nur” einer Anpassung an die jeweiligen Spezifika. Aber gerade darin liegt ja das Euro-/Microsoft-Konzept. Great Plans Apertum ist laut Microsoft eine speziell auf die Anforderungen des Mittelstandes ausgerichtete betriebswirtschaftliche Lösung, die jederzeit einen detaillierten Einblick in die Abläufe der unterschiedlichsten Abteilungen des jeweiligen Betriebes gestatten soll: vom Wareneinkauf über die Lagerverwaltung Auftragsbearbeitung, Kommissionierung bis hin zum Versand. “Die einfache Anpassung an kundenspezifische Bedürfnisse machen diese Lösung zur idealen betriebswirtschaftlichen Standardsoftware”, sagt Elmsheuser. Die Baukastentechnologie ermögliche die Verwirklichung des Maßanzuges “Individualsoftware” mit den Kosten- und Einführungsvorteilen einer Standardsoftware. Dank des modularen Aufbaus lässt sich Apertum nach Aussagen Microsofts einfach an unternehmensspezifische Strukturen anpassen und soll sich deswegen insbesondere für die Abbildung von Filialstrukturen eignen.
An dieser Stelle kommt dann die Firma Eurosoft ins Spiel. Denn die für die Reifenbranche spezifischen Anpassungen werden nicht von Microsoft selbst, sondern von den Beckumern vorgenommen. Beispielsweise geht es dabei um solche Features wie die Reifeneinlagerung, die Great Plains von Hause aus verständlicherweise nicht beherrscht. An welcher Stelle dabei noch die Hebel angesetzt werden müssen, das dürfte sich auch aus der detaillierten Vorstudie der Firma Eurosoft ergeben haben. Im Rahmen dessen wurden eine Reihe von Gesprächen mit Verantwortlichen in der Reifenbranche geführt – die Bandbreite rechte dabei nach Angaben von Casciato von den Herstellern über der Groß-/Zwischenhandel bis hin zu Einzelhändlern. Mit einer Stichprobe von nicht weniger als 400 nach dem Zufallsprinzip ausgewählten Reifenhändlern sollte dabei zwar nicht unbedingt Repräsentativität erreicht werden, jedoch zumindest ein relativ breites Abbild der deutschen Reifenhandelslandschaft erreicht werden. Dabei wurden laut Eurosoft sowohl Händler mit nur einem Arbeitsplatz bei der im November 2002 durchgeführten telefonischen Befragung mit einbezogen, sondern auch Betriebe mit mehreren Filialen und Hunderten von Arbeitsplätzen.
Gefragt wurde dabei zum Beispiel nach dem derzeitigen Einsatz von Software in den jeweiligen Betrieben, Grundsätzliches zu Betriebsgröße, Mitarbeiter- bzw. Arbeitsplatzzahl, der Zugehörigkeit zu einer Kette/Kooperation oder auch dem Umstellungswunsch bezüglich Software, den Preisvorstellungen der Händler sowie nach der Bereitschaft, Pilotkunde zu werden. Nach Aussagen von Eurosoft sind vergleichbare Studien aus anderen Quellen derzeit nicht verfügbar. Insgesamt kommt die noch nicht repräsentative Vorstudie zu dem Ergebnis, dass die Marktchancen für eine neue Warenwirtschaft im Reifenfachhandel als gut zu bezeichnen sind. Außerdem seien schon jetzt durch die Befragung qualifizierte Kontakte zu Unternehmen entstanden, bei denen Produktpräsentationen durchgeführt werden könnten und ein echtes Interesse an dem Produkt bestehe. “Trotzdem können sich Interessierte dennoch gerne bei uns melden, um einer der Pilotkunden zu werden”, hebt Vincenzo Casciato hervor.
Der Eurosoft-Geschäftsführer ist davon überzeugt, dass er dem Reifenhandel mit der auf Microsoft Great Plains Apertum basierenden Software einiges zu bieten hat. “Das unterstreichen einerseits die Ergebnisse unserer Vorstudie, andererseits auch die Erfahrungen, die wir selbst im Reifenhandel gemacht haben. Bei der Beobachtung der Arbeitsweise eines Reifenhändlers ist mir beispielsweise aufgefallen, wie viele Eingabevorgänge in das vorhandene EDV-System dort noch recht umständlich gehandhabt wurden. Diese vielen manuellen Tätigkeiten können wir mit unserem Programm deutlich reduzieren”, verspricht Casciato. Nicht ohne jedoch noch weitere wichtige Punkte anzusprechen, die seiner Meinung nach für eine Eurosoft-/Microsoft-Lösung sprechen. “Wenn in ein EDV-System investiert wird, wollen die Kunden, dass der jeweilige Anbieter dieses Programm pflegt und die dahinter stehende Technologie entsprechend der technischen Entwicklung ständig verbessert. Da haben es kleinere Softwareanbieter meiner Meinung nach deutlich schwieriger, Schritt halten zu können. Durch die Zusammenarbeit mit Microsoft können wir dem Reifenhandel aber einen entsprechenden Investitions- und Technologieschutz bieten”, sagt Casciato mit Nachdruck.
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