Reifengroßhändler AVG hat seine Wurzeln im Einzelhandel

Der Name Bachmann ist im Raum Köln seit etwa einem halben Jahrhundert im Reifeneinzelhandel mit Betrieben in Brauweiler und Pulheim bekannt. Diese Wurzel hat auch die Aluminiumräder-Vertriebsgesellschaft mbH (AVG), die 1989 von Thomas Bachmann gegründet wurde, 2007 seinen Firmensitz nach Weilerswist verlagerte und sich dem Reifengroßhandel verschrieben hat.

Der geschäftsführende AVG-Gesellschafter Thomas Bachmann

Der geschäftsführende AVG-Gesellschafter Thomas Bachmann

„Nur dem Reifengroßhandel“, betont der AVG-Gesellschafter und -Geschäftsführer angesprochen auf den Firmennamen, der ja ein anderes Produkt impliziert. Von dem Geschäft mit Aluminiumrädern habe man sich bereits in den 90er Jahren aus strategischen Gründen zurückgezogen, so Thomas Bachmann. Der konsequente Fokus auf den Reifengroßhandel – ausschließlich im B2B-Geschäft – sei danach die goldrichtige Entscheidung gewesen. Den Namen hat man halt beibehalten, eine gewisse Bekanntheit hatte er ja schon. Ihn jetzt noch zu ändern wäre möglicherweise kontraproduktiv.

Einfacher ist der Großhandel mit Reifen in all den Jahren nicht geworden, auch sei der Umzug vom Stammsitz in das Gewerbegebiet in direkter Nähe zur Autobahnabfahrt Weilerswist eine unternehmerische Entscheidung gewesen, die man sich nicht leicht gemacht habe, aber wenn man all die Jahre seit Firmengründung schwarze Zahlen geschrieben habe, dann muss sehr viel richtig gemacht worden sein.

Am Standort Pulheim war es im Jahre 2007 einfach zu eng geworden, in Weilerswist fand man Räumlichkeiten vor, die anfangs großzügig erschienen – an die AVG aber bereits fünf Jahre später eine zweite Halle gleicher Größe angebaut hat, um dem Geschäftswachstum Rechnung zu tragen. Die Lagerkapazität stieg so auf rund 250.000 Einheiten an, der Bestand werde ziemlich genau dreimal im Jahr umgeschlagen, ergänzt Dirk Schmitz, bei AVG für Ein- und Verkauf zuständig.

Mit einem Anteil von etwa 80 bis 85 Prozent sei der Großhandel vielleicht etwas Pkw-lastig, räumt Thomas Bachmann beim Gang durchs Lager ein, zeigt aber umgehend auf einen Gabelstapler mit einer Lkw-Reifenzange, der Beleg dafür ist, dass AVG das Geschäft auch mit Lkw-Reifen sehr ernsthaft betreibt. Von dem mit Motorradreifen hält sich das Unternehmen zurück. Das Lagersystem ist computergesteuert und folgt dem Logistikprinzip FiFo (First in, First out), die Bevorratung erfolgt eher gezielt und damit an den Bedarfen orientiert und weniger von hohen Volumina geleitet. So kann AVG in der Saison auch schon mal Produkte liefern, bei denen andere bereits passen müssen.

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Dirk Schmitz, bei AVG für Ein- und Verkauf zuständig

Im AVG-Markenportfolio spielt seit Jahren Bridgestone/Firestone eine etwas hervorgehobene Rolle. Bei Pkw-Reifen assoziieren Händler im Großraum Köln AVG auch schon mal mit der Marke Hankook. Der aktuelle Trend hin zu Ganzjahresreifen begünstige auch Nexen und Vredestein ein wenig. Die gerade in der Region aus historischen Gründen recht bekannte und aus dem Continental-Konzern stammende Marke Viking hat der Großhändler auf dieser Vermarktungsschiene exklusiv für Deutschland. Für überaus preissensible Kunden und Märkte finden sich im Portfolio auch Produkte chinesischer Provenienz wie vor allem Toledo, aber auch Briway oder Ovation. „Das Markenportfolio verschiebt sich jedes Jahr ein wenig“, berichtet der AVG-Chef, die Märkte verändern sich national wie international, und diesen Veränderungen passt sich der Weilerswister Grossist an. Grundsätzlich aber gelte eines: „Wir handeln ausschließlich mit Reifenmarken, mit denen wir einen Profit erwirtschaften.“

Etwa zwanzig fest angestellte Mitarbeiter hat AVG, zu den Saisonspitzen sind es im Lager freilich einige mehr. Die drei „klassischen“ Außendienstler seien einfach unverzichtbar, so Schmitz: „Einerseits unterstützen sie unsere Vermarktungspartner bei deren Bestreben, ihre eigenen Erfahrungen mit für sie noch neuen Marken zu sammeln, die sie ausprobieren, um in ihren lokalen Märkten nicht austauschbar zu werden. Andererseits helfen sie uns zu verstehen, wie die Kunden ticken.“ Verschiebungen verzeichnet das Unternehmen hin zur Onlinebestellung, in die investiert wird – und der Außendienst sieht es als eine seine Aufgaben an, Kunden an die hauseigenen Websites heranzuführen. Wenn übrigens gerade Reifenwechselsaison im Einzelhandel ist, wechselt auch der Außen- zum Innendienst. Wo es nicht nur von Vorteil ist, dass der Einzelhändler eine vertraute Stimme als Ansprechpartner hat, sondern ihm auch adäquate Alternativen aufgezeigt werden können, wenn es im Markt bei der ein oder anderen Reifenmarke oder -größe einmal eng wird, was ja bekanntlich in den Umrüstphasen immer wieder passiert.

Drei geografische Kanäle

Die Aluminiumräder-Vertriebsgesellschaft vermarktet etwa ein Viertel aller Reifen als regionaler Großhandel, den Umkreis bemisst Thomas Bachmann auf bis zu 150 Kilometer, gut ein Drittel des Absatzes entfällt aufs Europa- und damit der größte Teil des Kuchens auf Märkte in aller Welt. Einen festangestellten Mitarbeiter hat AVG in Großbritannien, kommt Bachmann auf die bereits genannten „Billigreifen“ zurück, die dort eben deutlich überproportional nachgefragt werden.

Der weltweite Reifenein- und -verkauf ist bei AVG Chefsache, berichtet Thomas Bachmann von einer ganzen Reihe von guten Verbindungen beispielsweise in den USA, den Emiraten, aber auch im fernen Osten, weshalb man sich auch als Messeaussteller in Singapur, Shanghai und Dubai engagiert habe. „Was sich gelohnt hat.“ Abhängig im Wesentlichen vom Dollarkurs ist manche Region manchmal eher Beschaffungs-, manchmal eher Absatzmarkt.

Der europäische Reifengroßhandel wird ganz wesentlich von zwei dafür zuständigen Mitarbeitern gemanagt. Mit übrigens einem – von Großbritannien einmal abgesehen – überproportional hohen Anteil Premiummarken, so Dirk Schmitz. Man verzeichne keine sprunghaften, aber sehr konstante Zuwächse, weil man bereit sei, einen höheren Aufwand zu betreiben als manch ein direkter Mitbewerber. Man rede nicht nur vom Service, man leiste ihn auch.

Die erwähnten Mitbewerber kommen bekanntlich unter anderem auch aus Benelux und speisen ihre Kleinmengenlieferungen dort ein, wo sie auch AVG einspeist: Das größte DPD-Depot Deutschlands befindet sich seit gut zwei Jahren – eine glückliche Fügung – keine drei Kilometer von der AVG-Eingangstür entfernt und kann bis 22 Uhr beschickt werden. Wer bis 17.30 Uhr bestellt, der erhält daher in der Regel überregional schon am nächsten Tag die Ware auf den Hof gebracht. In der Region selber fährt die hauseigene Sprinterflotte die Kunden bis Koblenz oder im tiefsten Westerwald an, im Nahbereich sorgen zwei Caddy für schnellste Auslieferung.

Und beliefert wird jeder, der irgendetwas mit Reifen zu tun hat, nichts wird verbrämt mit ohnehin zweifelhaften Treueschwüren zum Reifenfachhandel: Und so stehen neben dem klassischen Reifenhandel auch markengebundene Autohäuser, freie Kfz-Betriebe und Tankstellen auf der Kundenliste. Gut vernetzt ist AVG mit Kooperationen, aber „jeder ist uns willkommen“, breitet der Verkaufsleiter die Arme aus. Schmitz: „Persönliche Kontakte sind uns dabei sehr wichtig. Wir stellen uns Fragen danach, wie man einen neuen Kunden finden und anschließend an sich binden kann.“ Man befinde sich schließlich nicht in einem Wachstums-, sondern in einem Verdrängungswettbewerb. AVG habe vielleicht nicht alles, aber immer eine gute Alternative.

Thomas Bachmann bilanziert: Die Aluminiumräder-Vertriebsgesellschaft sei jetzt gut ein Vierteljahrhundert am Markt und habe sich längst etabliert. Das Reifengeschäft sei für ihn aber noch jeden Tag aufs Neue spannend, es gebe in dieser Branche so unglaublich viele nette Menschen, mit denen er gern zusammenarbeite und Geschäfte mache, man spreche eine Sprache. Und wer den Kontakt vis-à-vis wolle, hat dazu spätestens Ende Mai die beste Gelegenheit: Die AVG kehrt mit einem eigenen Messeauftritt zur Essener „Reifen“ zurück. detlef.vogt@reifenpresse.de

Kleinere Lieferchargen sind wie bei allen anderen Grossisten auch bei AVG mehr geworden

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