Europa ist der am schnellsten wachsende Markt für Vipal
Als Vipal 2005 sein erstes Verkaufsbüro in Europa eröffnete, handelte es sich bei dem beginnenden Exportgeschäft noch eher um ein Gelegenheitsgeschäft. Heute steht Europa bereits für 15 Prozent der weltweiten Umsätze des brasilianischen Materialanbieters. Vor diesem Hintergrund sprach die NEUE REIFENZEITUNG mit Alessandro Bottesini Campos, General Manager für Vipal Europe, über die Gründe dieser Wachstumsgeschichte und darüber, was als nächstes geschehen soll.
Auf seinem brasilianischen Heimatmarkt ist und bleibt Borrachas Vipal als Marktführer eine Kraft, an der es kein Vorbeikommen gibt. 76 Prozent der Umsätze stammen aus dem Markt des riesigen Schwellenlandes. Auch wenn der Hersteller von Laufstreifen, Runderneuerungs- und Reifenreparaturmaterialien heute seine Produkte in über 90 Länder liefert, geht ein stetig wachsender Anteil dieser Lieferungen nach Europa. Aktuell sind dies bereits 24 Prozent der Exportumsätze. Und bei Vipal ist man sich der Bedeutung des europäischen Marktes bewusst, zählt er doch – neben dem Heimatmarkt bzw. Lateinamerika und den Vereinigten Staaten – zu den wichtigsten Absatzmärkten überhaupt.
Wenn man sich die Umsätze von Borrachas Vipal anschaut, erkennt man, warum das brasilianische Unternehmen große Stücke auf den europäischen Markt hält: Europa steht für ein großes Stück vom ganzen Kuchen und ist für Vipal der am schnellsten wachsende Markt überhaupt. 2013 lag der durchschnittliche Monatsumsatz weltweit bei 10,71 Millionen US-Dollar (acht Millionen Euro). Europa – nach Vipal-Definition gehören dazu auch Nordafrika und der Mittlere Osten – hatte daran einen Anteil von 1,47 Millionen Dollar (1,1 Millionen Euro). Es sei aber nicht allein die Größe und relative Bedeutung des europäischen Marktes, die für Vipal interessant ist. Allein die Geschwindigkeit, mit der die Geschäfte von Vipal in Europa wachsen, machen daraus einen der interessantesten Märkte für die Brasilianer. Im ersten Jahr in Europa (2005) musste sich Vipal noch mit rund 10.000 Dollar Umsatz jeden Monat bescheiden; heute liegt man mit einem Faktor 147 darüber – Tendenz weiter steigend. Wenn man sich dagegen die Entwicklung in den USA anschaut, sieht man, wie beeindruckend das Wachstum in Europa eben ist. Auf dem US-Markt machte Vipal 2003 bereits einen Umsatz von rund 300.000 Dollar durchschnittlich im Monat. Zehn Jahre später waren dies ‚nur’ 1,65 Millionen Dollar. Dies bedeutet natürlich, dass der US-Markt für Vipal immer noch rund zehn Prozent größer ist als der europäische Markt. Aber die Entwicklung in den Jahren zeigt, wie steil die Kurve „Europa“ für Vipal nach oben zeigt.
Genauer betrachtet zeigt sich auch, dass insbesondere die Märkte Portugal und Spanien die wichtigsten in Europa sind, darüber hinaus aber auch die Märkte Deutschland, Italien und Großbritannien als „strategische Märkte“ angesehen werden.
Dass Vipal zu den führenden Exporteuren Brasiliens gehört, was Runderneuerungs- und Reifenreparaturmaterialien betrifft, liegt allein angesichts der Größe des Unternehmens auf der Hand. Heute steht das Unternehmen für rund 80 Prozent der Exporte Brasiliens von Laufstreifen. Daraus ergibt sich eine führende Stellung auf etlichen Märkten in der gesamten Region. In Argentinien seien dies beispielsweise 30 Prozent, in Bolivien und Uruguay 40 Prozent, 45 Prozent in Chile und sogar 50 Prozent in Paraguay – jeweils die Marken Vipal und Ruzi zusammengenommen. Auf dem brasilianischen Heimatmarkt gilt Vipal mit einem Anteil von wenigstens einem Drittel des beinahe ausnahmslos durch Kaltrunderneuerung bestimmten Marktes ebenfalls als klarer Marktführer.
Vor diesem Hintergrund erschließt sich auch die in Bologna im Mai auf der Autopromotec verkündete Entscheidung des Unternehmens, die Fabrik in Nova Prata („Fabrik Nr. 2“) in eine Produktionsstätte umzuwandeln, die ausschließlich dem Export dienen soll. Produktseitig sei dies hilfreich, insbesondere aber wegen der logistischen Anforderungen des Exports. Die Fabrik in Nova Prata verfügt derzeit über eine Kapazität von 3.000 Tonnen Kaltlaufstreifen pro Monat. Nach der Ankündigung im Mai begann die Umstellung in der Fabrik. Wie ist der Stand heute, fragte die NEUE REIFENZEITUNG Alessandro Bottesini Campos, General Manager für Vipal Europe.
Umstellung zu 60 Prozent fertig
„Schritt für Schritt ziehen wir Produktionsequipment aus anderen Fabriken in der Fabrik Nr. 2 in Nova Prata zusammen, um dort die Exportproduktion zu konzentrieren. Wir haben jetzt 60 Prozent erreicht. Da wir noch einige Formen für Laufstreifen nachfertigen müssen, die sowohl in Brasilien wie auch auf Exportmärkten verkauft werden, wird die Umstellung noch etwas brauchen, sollte aber noch 2013, Anfang 2014 abgeschlossen sein“, so der General Manager für Vipal in Europa. Laut Campos liege man damit vollauf im Plan.
Für welche Märkte soll die neue Fabrik Nr. 2 genau produzieren? Laut Campos gibt es für den brasilianischen Anbieter von Runderneuerungs- und Reparaturmaterialien in Europa und Nordamerika immer noch Wachstumspotenzial. Nichtsdestotrotz wirft Vipal mittlerweile einen genauen Blick auf Märkte in Afrika und Asien. Während das Unternehmen seinen Heimatmarkt dominiert, in ganz Südamerika eine führende Rolle einnimmt und in Europa und Nordamerika stark wächst, verspricht gerade die Präsenz in Afrika und Asien starkes Potenzial. Derzeit ist dort die Nachfrage nach Qualitätsmaterialien deutlich wachsend, liegt aber noch auf einem geringen Niveau.
Die Philosophie, gerade beim Export auf Qualitätsmaterialen zu setzen, hatte sich zuletzt auch auf anderer Ebene ausgezahlt, als Borrachas Vipal einen entsprechenden Export-Award in Brasilien erhielt.
Vipal feiert 40-jähriges Bestehen
Zuletzt im Juli hatte Vipal wieder Grund zum Feiern, und zwar den 40. Geburtstag nach der Firmengründung 1973. Borrachas Vipal wurde damals durch Vicencio Paludo, einem Sohn italienischer Einwanderer, gegründet, und zwar in Nova Prata im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul. Das Geschäft damals bestand ausschließlich aus der Herstellung von Materialien zur Reparatur von Reifen und Schläuchen. In den 1980er Jahren hatte Vicencio Paludo mehrfach die Gelegenheit, sein Unternehmen zu verkaufen. Seine Antwort stets: „Vielen Dank, dass Sie an mein Unternehmen glauben. Da bin ich genau wie Sie. Auch ich glaube daran.“ In dieser Zeit fand aber auch die Neuausrichtung des Unternehmens statt – national wie international. So begann man damals etwa auch mit der Einrichtung eines Vertriebs- wie auch eines Partnernetzwerks, das „Vipal Authorized Network“.
Dem Unternehmen zufolge ist die Vorstellung einiger der neuesten Produkte eine logische Folge der damals begonnenen Neuausrichtung, zu der ganz zentral auch Produktentwicklungen gehörten. So stellte Vipal 2009 etwa die sogenannte „EcoTread“-Produktlinie vor, mit der Anwender den Kraftstoffverbrauch ihres Fahrzeugs um bis zu zehn Prozent reduzieren können. EcoTread-Laufstreifen seien in Brasilien außerdem auch notwendig gewesen, um den Spezifikationen des Inmetro-544-Standards zu genügen, der einige Jahre zuvor auf den Weg gebracht worden war.
Borrachas Vipal bringt kontinuierlich neue Produkte auf den Markt. Zuletzt in diesem Jahr kam die neue Linie VT160 auf den Markt, ein Traktionslaufstreifen für den Einsatz unter winterlichen Bedingungen, während der V520-Laufstreifen für noch härtere Einsätze bestimmt ist. chris.anthony@tyrepress.com/ab
Schreiben Sie einen Kommentar
An Diskussionen teilnehmenHinterlassen Sie uns einen Kommentar!