TÜV Süd testet für Schweizer „auto-illustrierte“
Immer mehr Autofahrer gehen aus Sparsamkeit oder Bequemlichkeit dazu über, Winterreifen auch in den warmen Jahreszeiten zu fahren. Ein gefährlicher Trend, wie die Schweizer „auto-illustrierte“ bei einem Vergleichstest von Sommer-, Winter- und Ganzjahresreifen unter sommerlichen Temperaturen herausgefunden hat. Partner für den in der aktuellen August-Ausgabe veröffentlichten Test (Erscheinungstag: 22. Juli): die Reifenexperten von TÜV Süd. Deren Fazit fällt deutlich aus: „Winterreifen stellen im Sommer ein deutliches Sicherheitsrisiko dar“, so Thomas Salzinger, Teamleiter Reifen TÜV Süd, der in Garching ein Reifen-/Räder-Labor unterhält.
Seit 2010 müssen Fahrzeuge für den Betrieb bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte mit Winterreifen ausgerüstet sein. Wer bei winterlichen Straßenverhältnissen unterwegs sein will, muss folglich einen Satz dieser Spezialpneus anschaffen. Gerade in Zeiten stetig steigender Autokosten ist die Versuchung für manchen Autofahrer groß, sich nach der kalten Saison den üblichen Wechsel auf Sommerreifen zu sparen. In der Tat würde der Verzicht auf den Satz Schönwettergummis neben einer vermeintlichen Kostenersparnis durchaus weitere Vorteile mit sich bringen: Das Problem mit der Lagerung wäre gelöst und das lästige Ummontieren würde entfallen. Aber wie ist es um die Sicherheitsreserven der Frost-Spezialisten bei sommerlichen Temperaturen bestellt?
Dieser Frage ging die Schweizer „auto-illustrierte“ in einem Test nach. Außer Sommer- und Winterreifen verglichen die Redakteure des Schweizer Fachmagazins als Alternative einen Ganzjahresreifen. Alle Pneus stammten vom Hersteller Goodyear. Die Reifenexperten von TÜV Süd begleiteten den Test gewissermaßen als neutrale Instanz. Gefahren wurde auf VW Golf 2.0 TDI im südfranzösischen Mireval bei hochsommerlichen Temperaturen. Die Versuche wurden entsprechend der gängigen Teststandards der Industrie durchgeführt. Untersucht wurden dabei sicherheitsrelevante Anforderungen wie Nassbremsen aus 80 km/h, Trockenbremsen aus 100 km/h, Kreisfahrt auf Nässe, Längsaquaplaning sowie Handling trocken.
Der Winterreifen konnte lediglich im Prüfkriterium Längsaquaplaning punkten. Dank einer guten Wasserverdrängung schwamm er erst bei einer Geschwindigkeit von rund 81 km/h auf, gefolgt vom Sommer- (78 km/h) und Allwetterpneu (75 km/h). Bei allen anderen Prüfpunkten dagegen war der Sommerreifen den beiden anderen Probanden überlegen. Besonders deutlich waren die Unterschiede beim Trockenbremsen aus 100 km/h. Während der sommerbereifte Golf schon nach 34,9 Metern stand, kam der mit Winterreifen ausgestattete erst nach bedenklichen 45,9 Metern zum Stillstand (All-Season 44,1 Meter). Anders ausgedrückt: Wenn das Auto mit Sommerreifen schon steht, hat das mit Winterpneus noch eine Restgeschwindigkeit von fast 50 km/h. Ein Unfall bei dieser Geschwindigkeit stellt schon ein erhebliches Sicherheitsrisiko für die Insassen dar.
Nicht ganz so gravierend fielen die Ergebnisse bei den anderen Kriterien aus. Aber stets lautete die Reihenfolge: 1. Sommerreifen, 2. Ganzjahresreifen, 3. Winterreifen. Für Salzinger ergibt sich nach dem Test ein eindeutiges Bild: „Wer im Sommer mit Winterreifen fährt, handelt leichtsinnig und kurzsichtig. Die meist teureren Winterreifen verschleißen in der warmen Jahreszeit nicht nur deutlich schneller, man gefährdet unter Umständen auch sich selbst und andere Verkehrsteilnehmer. Wer sicher unterwegs sein will, sollte daher immer mit den saisonal geeigneten Reifen unterwegs sein. Als Entscheidungshilfe gilt für Winterreifen hier die Regel O bis O, Oktober bis Ostern. Der Ganzjahresreifen stellt eigentlich nur für Fahrer mit wenig Kilometerleistung bei geringen Geschwindigkeiten, wie zum Beispiel in der Stadt, eine überlegenswerte Alternative dar.“ dv
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