Respa Ökon setzt auf Qualitätsvermarktung – Neue Reifen für neue Zeiten

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Der mittelständischen Runderneuerung in Deutschland geht es gut, trotz deutlicher Industrialisierungstendenzen am Markt. Ein gutes Beispiel für Unternehmen, die sich mit einem Qualitätsversprechen, einer Ausrichtung auf die eigene Marke und der Hinwendung zu margenträchtigen Produkten über Jahre hin einen festen Platz am Markt erarbeitet haben, ist die Respa GmbH. Der Runderneuerer aus Passau gehört heute noch zu den wenigen namhaften Pkw-Reifenrunderneuerern im Land und hat sich außerdem in der Heiß-, aber auch in der Kalterneuerung eine stattliche Marktposition aufgebaut. Bei einem Ortstermin sprach die NEUE REIFENZEITUNG mit Respa-Geschäftsführer Ferdinand Wenzl über „eine abwechslungsreiche Branche“.

Eigentlich hatte man in der Respa-Runderneuerung, die zwischen 1979 und 2004 Schwestergesellschaft des dann insolventen Filialisten Reifen Schwarz (ebenfalls Passau) war, die Heißrunderneuerung bereits aufgeben wollen, erzählt Ferdinand Wenzl im Rückblick. Dass man sich letzten Endes doch für eine Fortführung ausgesprochen hat, ist nicht zuletzt auch sein Verdienst, hatte sich der heute 58-Jährige doch früh für die Heißrunderneuerung begeistern können. Ferdinand Wenzl kam 1978 zu Reifen Schwarz und wurde im Laufe der Jahre vom Prokuristen bis zum Geschäftsführer befördert. Der studierte Kaufmann kennt demnach nicht nur die Handelsseite des Geschäfts, sondern ist auch in der Produktion zu Hause. „Mit Qualität zu überzeugen war und ist stets oberste Priorität“, sagt Wenzl heute und sieht vor allem die Vollformerneuerung in der Vulkanisationspresse als Maßstab in Sachen Technologie und Sicherheit an, von der Optik ganz zu Schweigen.

Heute fertigt Respa am Standort in Passau, wo 1963 ursprünglich Reifen Schwarz die Reifenrunderneuerung in Betrieb nahm, insgesamt 60.000 runderneuerte Lkw-Reifen pro Jahr, von denen immerhin knapp 50.000 Form und Profil in einer der 25 Heizpressen erhalten, also heißrunderneuert sind. Respa hat derart viele Heizpresse bei einem begrenzten Line-up zur Verfügung, dass die Formen eher selten gewechselt werden müssen und an den Produktionstagen durchgefertigt werden könne. Während andere Betriebe ihre Produktion vielleicht fünf Tage die Woche betreiben, habe man sich bei Respa auf eine Vier-Tage-Woche à zehn Arbeitsstunden verständigt. Dies senke die Energie- und Arbeitskosten, so Wenzl.

Die fertigen Reifen werden dann exklusiv unter dem Label „Respa Ökon“ vermarktet, und zwar im gesamten süddeutschen Raum, in Österreich und in Tschechien. Dabei unterstreicht Wenzl, dass er die benachbarten Länder aus der Grenzstadt Passau eigentlich nicht als Exportmärkte, sondern auch als seinen Heimatmarkt sieht. Nur jeder vierte Reifen wird dabei heute außerhalb der „verlässlichen Märkte“ Deutschland und Österreich verkauft.

Auch ist es für das Selbstverständnis von Ferdinand Wenzl und den Betriebsleiter/QM-Verantwortlichen Wolfgang Köberl wie auch der rund 50 Mitarbeiter wichtig, dass Respa seit 2004 ohne irgendwelche Industriekooperationen oder Lizenzgeber gut über die Runden komme. Als Respa noch ein (im Übrigen niemals insolventes) Schwesterunternehmen der Reifen Schwarz GmbH & Co. KG war, gab es Beziehungen zu Bandag. Diese wurden allerdings beendet, als Respa-Geschäftsführer Wenzl damals den Betrieb von der Familie Schwarz kaufen konnte.

Auch darüber hinaus hatte Ferdinand Wenzl 2004 nach dem Neustart als eigenständiger Unternehmer einige wichtige Aufgaben zu lösen. Die wichtigste darunter war es, neue Kunden zu akquirieren, waren die runderneuerten Reifen bis dato doch ausschließlich über Reifen Schwarz vertrieben worden; aber die Kontakte hatte der Respa-Geschäftsführer natürlich. Besonders hilfreich bei der von Wenzl heute als „hochriskant“ beschriebenen Übernahme, die er ohne fremde Hilfe – etwa vonseiten der Industrie oder anderer Branchenteilnehmer – geschultert hat, war ein Exklusivvertrag mit der Profi Reifen- und Autoservice GmbH, die heute 40 Filialen in ganz Österreich betreibt und als Continental-Tochter zu den Marktführern des Landes zählt. Noch heute beliefere Respa die Profi-Filialen mit Runderneuerten. „Eine große Sache war uns da mit Österreich gelungen“, sagt Wenzl noch heute und weiß, dass das seinen Weg in die Unabhängigkeit ab 2004 durchaus erleichtert hat.

Ein willkommenes Zusatzgeschäft ist die Reparatur von Reifen. Wie der Geschäftsführer bei einem Rundgang durch die Produktion berichtet, sei das notwendige Know-how für die Reparatur von Landwirtschafts-, EM- und anderer Reifen natürlich unter den Respa-Mitarbeitern vorhanden. Und die Nachfrage nach einer qualifizierten Reifenreparatur sei gerade bei den teuren Großreifen nicht zu unterschätzen.

Als Ferdinand Wenzl Ende der 1970er Jahre zu Reifen Schwarz kam, gehörte die Runderneuerung von Pkw-Reifen noch zu einem Geschäft, in das viele involviert waren; jeder vierte Pkw-Reifen auf deutschen Straßen war damals ein Runderneuerter. Heute gehört neben Respa nur noch Reifen Ihle (Günzburg) zu den namhaften deutschen Teilnehmern in diesem Marktsegment. Dennoch, auch wenn die Bedeutung der Pkw-Reifenrunderneuerung in den vergangenen Jahren deutlich rückläufig war und heute in Deutschland weniger als ein Prozent des Marktes bedient, und auch wenn gerade der Wettbewerb mit Anbietern günstiger Neureifen aus Fernost immer gravierender geworden ist in den vergangenen Jahren – in der wenn auch margenschwachen Nische findet Respa dennoch durchaus ein Auskommen.

Als die Planbarkeit der Absätze und folglich der Produktion vor einigen Jahren aufgrund des boomenden Internethandels immer schwieriger wurde, hatte Ferdinand Wenzl beschlossen, heißrunderneuerte Pkw-Reifen nur noch nach Auftragslage für einige wenige Großkunden zu fertigen. Gleichzeitig hatte sich Respa auf die Produktion von runderneuerten Winterreifen konzentriert und Sommerreifen aus dem Sortiment genommen. Das Unternehmen fertigt runderneuerte Pkw-Winterreifen folglich jetzt das gesamte Jahr durch. Diese Entscheidungen sicherten das Fortbestehen des Geschäftszweiges, so Wenzl. Hatte man im vergangenen Jahr doch deutlich weniger Pkw-Reifen runderneuert als im Boomjahr 2010, so rechnet der Geschäftsführer heuer dennoch wieder mit einem Absatz von wenigstens 120.000 runderneuerten Pkw-Reifen, von denen rund 90.000 auch in Deutschland – über die Wiederverkäufer – verkauft würden. Auch bei LLkw-Reifen ist Respa engagiert, so der alleinige Gesellschafter weiter, und hat gerade für 2012 vier neue Formen für dieses Sortiment in 16 Zoll bestellt. Investitionen in die Formen fänden im Übrigen kontinuierlich statt. Wichtig sei, so Wenzl weiter, dass man gar nicht erst versuche, ein komplettes Sortiment an runderneuerten Pkw-Reifen anzubieten. Anstatt auch kleine 13-Zöller und alle möglichen Größen in 14 Zoll zu fertigen, konzentriert sich der Passauer Runderneuerer auf ausgesuchte Dimensionen zwischen 14 und 17 Zoll. Der zusätzliche Materialeintrag – bei gleicher Heizdauer – für einen 17 Zoll großen Runderneuerten im Vergleich zu einem kleinen Reifen sei durch die um ein Vielfaches besseren Margen mehr als zu rechtfertigen. Beeinträchtigt wird dieses Geschäft indes zunehmend durch eine Karkassenknappheit; es seien kaum mehr runderneuerungsfähige Karkassen erhältlich, so Wenzl.

Fraglich bleibt indes, wie sich das Geschäft mit neuen Pkw-Reifen in 2012 weiterentwickelt. Allen Anzeichen zufolge werde der Markt von einem Verkäufer- auf einen Käufermarkt drehen, was tendenziell die Sell-out-Preise unter Druck setzt. Und da runderneuerte Reifen – ob für Pkw oder Lkw – nur mit einem gewissen Preisabschlag auf Neureifen wirklich zu vermarkten sind, ist die Preisgebung 2012 auch bei Runderneuerten eher ungewiss, meint Wenzl. Allerdings sollte die sich ankündigende Erhöhung der Mindestprofiltiefe bei Winterreifen in Deutschland von 1,6 auf dann vier Millimeter zum kommenden Winter hin das Geschäft noch einmal beleben; man werde sehen. ab

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