Gewe: Aus einer Alurädermarke wurden drei
Die Gewe Reifengroßhandel GmbH (Kaiserslautern) beschäftigt sich mit dem Produkt Leichtmetallfelgen bereits seit Jahrzehnten, allerdings war dieses Geschäftsfeld damit lange Jahre ausgelagert und hatte daher recht selbstständig neben der Muttergesellschaft ein Eigenleben geführt. Das änderte sich zu Beginn dieses Jahrtausends erst durch Verlagerung einer Tochtergesellschaft hin zur Firmenzentrale, dann aber vor allem dadurch, dass für Achim Becker – inzwischen zum geschäftsführenden Gewe-Mitgesellschafter avanciert – aus dem Interesse für Leichtmetallräder eine Leidenschaft wurde. Der Aufbau der Marke ASA wurde sein Projekt.
Innerhalb weniger Jahre gelang ihm – im technischen Bereich vor allem unterstützt von Ralf Vongerichten –, was in den letzten Jahren nur sehr wenigen Newcomern gelang: ASA etablierte sich schnell im deutschen Aluräderersatzmarkt. Und während andere Neulinge bevorzugt über den Preis auf der Budgetschiene Marktzugang anstreben, wurde ASA direkt im gehobenen Segment platziert. Dank Fleiß und Engagement – zum Beispiel durch sehr aktives Messeengagement – konnte ASA schnell das Nischendasein verlassen und hat heute seinen festen Platz im Rädermarkt in etwa am Übergang vom Medium- zum Premiumsegment, wobei die Palette aktuell von 17 bis 22 Zoll reicht.
Die Geschichte der Marke ASA freilich begann Jahre zuvor, als die damals noch in der Welt der Aluminiumräder auch als Produzent in aller Welt gerühmte deutsche Edelmarke BBS einer Tochtergesellschaft des Reifenherstellers Hankook in Korea auf die Sprünge half und diese erst in die koreanische, dann in die internationale Automobilausrüstung sowie mit dem Gütesiegel „by BBS“ in die Aluminiumräderumrüstmärkte dieser Welt stürmte. Nach allerlei Wirrungen wurden erst die Verbindungen zwischen dem Schwarzwälder Traditionsunternehmen und ASA gekappt, später setzte sich auch Hankook vom Rädermetier ab.
Gewe hatte sich frühzeitig die europäischen Exklusivrechte (die in den USA Tire Rack hat) an ASA gesichert. Und das ursprüngliche Herkunftsland der Räder Korea ist nach einigem Hin und Her auch heute wieder die Hauptbezugsquelle, wobei neben ASA noch ein weiterer koreanischer Räderhersteller zum Zuge kommt. Auch das „made by BBS“ konnte wiederbelebt werden – allerdings nicht mit Herkunftsland Korea, sondern Fertigungsstandort eines Teiles des ASA-Programmes (das GT3-Styling) ist tatsächlich BBS in Schiltach, wobei Gewe-/ASA-eigene Formen zum Einsatz kommen. Dort fand Becker das erforderliche Entwicklungs-Know-how und das für das Leichtgewicht der Räder zuständige Flow-forming-Verfahren vor. Und nicht zuletzt ist einerseits ein „made in Germany“, hinsichtlich des nach wie vor ausgezeichnetes Klanges aber andererseits vor allem das „made by BBS“ trotz mancher Negativschlagzeile, die BBS in den letzten Jahren ertragen musste, ein treffliches Verkaufsargument.
Mit Produktionsaufträgen für die Marke ASA geht Achim Becker ausschließlich in Werke mit technologisch hohen Ansprüchen, und das sind zumeist solche mit Erstausrüstungsstatus. Die Fabriken müssen zu den Qualitätsansprüchen passen, die für Gewe im Allgemeinen und für die Räderverantwortlichen im Besonderen hinsichtlich der Marke ASA gelten. Wo aber bekommt man Highend-Räder her, die in extrem geringen Losgrößen hergestellt werden und schon darum nicht ins Portfolio von Erstausrüstungsfabriken passen, darüber hinaus aber auch Features mitbringen, die über konventionelle Ersatzmarkträder hinausgehen?
Gewe hat nämlich mit Zerra eine zweite Marke kreiert, die „on top“ zu ASA platziert wurde. Bei „Zerra Speedwheels“, um den kompletten Namen zu nennen, handelt es zum einen um fünfspeichige Porsche-Räder mit verschiedenen Oberflächen und Größen von 8,5×18 Zoll bis 11,5×20 Zoll unter den Namen Evo, Evo S und Evo RS sowie zum anderen um ultraleichte und darum mit dem Zusatz „ultralight“ versehene einteilige Schmiederäder, die ursprünglich in einer der für solche Räder geeigneten und bekannten Produktionsstätte hergestellt werden sollten. Becker hat sie „abgeklappert“, seinen Ansprüchen genügten sie nicht. Gescheitert sind diese Anläufe vor allem im Bereich des „Zentralverschlusses“, sodass sich Gewe kurzerhand an einer Fräserei in Bosnien beteiligte, die genau nach den Vorgaben der Lauterer fertigt und bei der auch kein künstlicher Druck durch zu erreichende Stückzahlen entstehen kann. Wenn von diesen Rädern für rennsportnahe Autos vom Schlage Corvette Z06, Audi R8, AMG C63, BMW M oder italienische und britische Nobelkarossen bis zu tausend Räder jährlich in Größen von 7,5×18 Zoll über 13×19 Zoll bis hin zu 12,5×22 Zoll hergestellt werden, dann wäre Becker schon sehr zufrieden.
Während Zerra die Hausmarke nach oben ergänzt, sieht der Gewe-Räderexperte natürlich, dass unterhalb von ASA für Golf, Astra und Co. ein großer Markt wartet – und hat folglich unter dem Namen Tec erst ein „Ganzjahresrad“ kreiert, das in „Allerweltsgrößen“ von 6×15 Zoll bis 8×18 Zoll im letzten Herbst vor allem ein gutes Stück vom Winterräderkuchen abbekommen sollte. Auf der Essen Motor Show wurde dann ein zweites Tec-Design, diesmal orientiert an Vielspeichenstylings, präsentiert, das sich eher als Sommerpendant empfiehlt, auch wenn hier ebenfalls das „Allseason-Argument“ fällt. Vor der ausgesprochenen „Billigschiene“ ist Tec im Übrigen gefeit, denn beiden Designs wurde zur Aufwertung der Zusatz „by ASA“ mitgegeben. Hergestellt wird „Tec“ in einer fernöstlichen Produktionsstätte, die einen wesentlichen Anteil am Toyota-OE-Geschäft hat.
Die drei Rädermarken werden zu einem nicht unbeträchtlichen Anteil von Gewe als Kompletträder vermarktet: fast ohne Ausnahme bei der Highend-Alurädermarke Zerra, bei der Continental der Technologiepartner ist, aber bei fast jedem zweiten Rad der Premium-Alurädermarke ASA, die mit Goodyear besohlt wird. Bei der aufstrebenden neuen und dem Trend zu unkomplizierten Produktlösungen folgenden Leichtmetallrädermarke Tec gibt es sogar einige Ausführungen exklusiv mit Hankook-Reifen. detlef.vogt@reifenpresse.de
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