Studie spricht von neuer Übernahmewelle in der Automobilzulieferindustrie
Die Managementberatung Oliver Wyman hat die Ergebnisse ihrer neuesten Studie den Automobilsektor betreffend vorgestellt. „Neue Übernahmewelle in der Automobilzulieferindustrie“ lautet deren Titel, der zugleich keine Zweifel darüber aufkommen lässt, was ihre Autoren für die nähere Zukunft erwarten. Schließlich sei auch der Transaktionsmarkt in der europäischen Zulieferindustrie angesichts der nach der Finanzkrise ins Positive gedrehten Stimmung in der Automobilbranche wieder in Gang gekommen. „Zahlreiche Unternehmen sollen zum Verkauf gestellt werden, doch vor allem Finanzinvestoren halten sich zurück. Dadurch können gezielt akquirierende Investoren interessante Unternehmen zu deutlich günstigeren Konditionen erwerben. Gleichzeitig werden die anstehenden Verkäufe den Wettbewerb in vielen Zuliefersegmenten weiter anheizen“, glaubt man bei Oliver Wyman.
Nach der Finanzkrise habe der Transaktionsmarkt im europäischen und nordamerikanischen Zulieferbereich nahezu brachgelegen, heißt es. Deshalb ist von einem massiven Rückstau in Bezug auf Fusionen und Akquisitionen die Rede, der sich angesichts der Erwartung eines mittel- bis langfristig anhaltenden Wachstums in der Automobilindustrie nun abbauen könnte. Vor dem Hintergrund wieder verbesserter Rahmenbedingungen in der Branche – vorhergesagt wird eine Zunahme der weltweiten Fahrzeugproduktion bis 2015 auf rund 104 Millionen Einheiten (2010: 72 Millionen Fahrzeuge) – drohe jetzt gar eine „wahre Schwemme bei Investitionsobjekten in der Automobilzulieferindustrie“. Laut der Oliver-Wyman-Studie befinden sich über 20 Prozent der rund 800 europäischen Automobilzulieferer mit einem Jahresumsatz von mehr als 50 Millionen Euro im Besitz von Finanzinvestoren. „Eine Vielzahl dieser rund 160 Automobilzulieferer wird in den kommenden 24 Monaten von ihren gegenwärtigen Eigentümern zum Verkauf gestellt werden“, weiß Lars Stolz, Partner bei der Managementberatung, zu berichten.
Insofern werden der Automobilzulieferindustrie mit Blick auf die prognostizierte neue Übernahmewelle „turbulente Zeiten“ vorhergesagt. Denn das hohe Angebot an Unternehmensbeteiligungen stoße auf eine rapide gesunkene Anzahl potenzieller Käufer. „Aufgrund des absehbaren Angebotsüberhangs bei Unternehmensbeteiligungen werden sich investitionswillige Käufer die besten Kandidaten aussuchen und dabei durchaus an der Preisschraube drehen können“, ist der Studie zu entnehmen. Wer bei der bevorstehenden Branchenkonsolidierung erfolgreich mitmischen möchte, dem wird jedenfalls geraten, sich auftuende Gelegenheiten konsequent zu nutzen und sich die „attraktivsten Unternehmen und Filetstücke“ zu sichern, um beispielsweise schnell in angrenzende Geschäftsfelder oder neue Regionen vorzustoßen.
Doch gerade Marktteilnehmer von fast gleicher Größe zu integrieren, sei kein leichtes Unterfangen, gibt die Managementberatung bei alldem zu bedenken. Viele Zulieferer hätten darin noch keinerlei Erfahrung, heißt es. „Die Strukturen der Automobilzulieferindustrie werden sich in einigen Segmenten grundlegend ändern“, ist sich Stolz sicher. Und die Aggressivität, mit der die neuen Eigentümer in allen Branchensegmenten zu Werke gehen werden, um mehr Umsatz und Marktanteile zu generieren, werde die Wettbewerbsintensität deutlich steigern. „Die Wachstumsstrategen sorgen für neue Machtverhältnisse und verschärften Preis- sowie Kostendruck. Dies wird viele Zulieferer in Bedrängnis bringen und die anstehenden Investitionen in Internationalisierung und E-Mobility weiter erschweren“, ist er überzeugt. cm
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