Reifen-Center Hofdmann weiht neue Runderneuerung ein
Das Reifen-Center Hofdmann hat die neue Produktionshalle am Standort in Wittmund eingeweiht und damit auch die Anlagen zur Runderneuerung von EM-Reifen integriert, die kürzlich von Reifen Darley (Lüdinghausen) übernommen wurden. Nun könne das Unternehmen die vor Jahren begonnene Hinwendung zu Spezialprodukten und neuen Märkten fortsetzen, erklärt Reiner Hofdmann im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Außerdem besteht der Betrieb seit nunmehr einem Vierteljahrhundert – ein weiterer Grund, einen Blick von der Vergangenheit in die Zukunft zu werfen.
Als das Reifen-Center Hofdmann Ende April mit einem Tag der offenen Tür die Eröffnung der neuen Produktionshalle feierte, lagen aufregende Zeiten hinter den heute 34 Mitarbeitern des Wittmunder Traditionsbetriebes. Gerade in den Jahren, nach denen Reiner Hofdmanns Vater Rolf-Dieter seinen ersten Betrieb im benachbarten Wiesmoor gegründet hatte (1981), war das Unternehmen klar auf Wachstumskurs: Zwei Niederlassungen wurden gegründet, unter anderem eben auch die in Wittmund (1984), und neue Geschäftsfelder wurden erschlossen. Dazu zählten eine Lackiererei, drei Autohäuser, ein Schmierstoffhandel, ein Förderband-Service, eine Autovermietung – und eben die Runderneuerung. Dieses Geschäftsfeld war – wie auch die anderen – durch Gelegenheiten entstanden. Reiner Hofdmann ist gelernter Vulkaniseurmeister und bei seinem Eintritt in den väterlichen Betrieb war die Marschrichtung folglich vorgegeben: Die Runderneuerung von Lkw-Reifen begann 1988.
Erst nachdem der Sohn des Firmengründers zum 1. Januar 1999 das Geschäft von seinem Vater übernahm, fand eine weitgehende Rückbesinnung auf den Kern des Unternehmens statt, wie Reiner Hofdmann erzählt. Vorangetrieben wurden diese Entwicklungen nicht zuletzt auch durch die Tatsache, dass das Unternehmen „zu schnell gewachsen“ war. Nach einer Restrukturierung und Konsolidierung im Jahr 2000, der insbesondere die Autohäuser zum Opfer fielen, blieben dem Unternehmen zwei zentrale Geschäftsfelder: die Runderneuerung und der Reifenfachhandel in Wittmund (der Betrieb in Wiesmoor wurde erst Ende 2007 durch Rolf-Dieter Hofdmann geschlossen).
„Ich gehe in der Runderneuerung auf und mache also das, was mir am meisten Spaß macht“, resümiert Reiner Hofdmann die Entwicklung seines Betriebes während der vergangenen Jahre. Entsprechend weitreichend sind demnach auch die Kompetenzen seiner Mitarbeiter aus dem Reifenhandel, der übrigens seit 1995 Mitglied der Kooperation point S ist. Hofdmann entscheidet zwar letzten Endes über den Einkauf, ansonsten halte er sich „aus dem Tagesgeschäft weitestgehend zurück“ und überlasse seinen beiden Verkäufern einen Großteil der Entscheidungen. Nicht so in Sachen Runderneuerung, dem Steckenpferd Reiner Hofdmanns.
Als das Reifen-Center Hofdmann 1988 begann, Reifen rundzuerneuern, konzentrierte man sich zunächst auf die Kaltrunderneuerung von Lkw-Reifen und wurde bald auch Bandag-Lizenznehmer (der man immer noch ist). Mit diesem Geschäftszweig konnte ein stetiges Wachstum erzielt werden. Außerdem ergaben sich immer wieder Expansionsmöglichkeiten, angetrieben durch die oben erwähnten Gelegenheiten. So stieg Hofdmann bereits Anfang der 1990er Jahre in die Produktion von runderneuerten Golfplatz-/Rasenreifen ein, und zwar auf Anfrage eines schwedischen Geschäftspartners.
Nach dem Einstieg in das Geschäft mit solchen Sonderbereifungen baute der Wittmunder Runderneuerer sich Stück für Stück eine lukrative Nische im Markt auf und zählt hier heute zu den größten Anbietern in Europa. Ackerschlepperreifen bis 42 Zoll für 200-PS-Gefährte neu zu besohlen ist dabei keine einfache Angelegenheit und erfordert umfangreiche Expertise und technische Ausstattung. Dass das Reifen-Center Hofdmann folglich einen Zwei-Meter-Autoklaven besitzt, versteht sich. Dass die verbauten Laufstreifen für Golfplatz-/Rasenreifen aber nicht allerorten zu haben sind, stellte und stellt für das Unternehmen immer noch eine Herausforderung dar. „Wir suchen uns das Material auch so ein bisschen zusammen“, erläutert Reifen Hofdmann, auch wenn er natürlich über einige weltweit angesiedelte Kernlieferanten verfügt. Zwei dieser Unternehmen (Borvul aus Portugal und General Rubbers aus Indien) fertigen ihm sogar exklusiv drei eigene Profile. Gerade das Geschäft mit diesen eigenen Profilen wolle man in Zukunft natürlich noch weiter ausbauen.
Dabei sei der Umsatz mit runderneuerten AS-Reifen für die Nutzung auf Rasen in den vergangenen Jahren sowieso schon explodiert, so Hofdmann weiter. Heute machen diese Reifen bereits einen nicht unerneblichen Anteil an der Runderneuerung von Groß- und Sonderreifen aus, die ihrerseits heute rund die Hälfte des Umsatzes mit runderneuerten Reifen ausmachen. Dabei steuert die Runderneuerung insgesamt ebenfalls rund die Hälfte des Unternehmensumsatzes von drei Millionen Euro bei. Die Grundauslastung, so Reiner Hofdmann, erziele man trotzdem immer noch mit Lkw-Reifen. Insbesondere durch die Gründung einer Vertretung in den benachbarten Niederlanden unter der Leitung von Marktkenner Hans Menderink, dem ehemaligen Chef von Obo Banden (Hardenberg; ging 2003 in die Insolvenz und wurde dann verkauft), habe das Geschäft ein neues, deutliches Moment erhalten. Und für die Zukunft erwartet Reiner Hofdmann ein weiterhin gutes Wachstum: „Der Bedarf am Markt ist da, der ist aber im Moment noch nicht gedeckt.“
Und nun will sich das Reifen-Center Hofdmann mit der Runderneuerung von EM-Reifen ein weiteres Standbein aufbauen und in diesem Geschäftsfeld expandieren. Mit der Übernahme der Anlagen für die Produktion runderneuerter EM-Reifen von Reifen Darley im vergangenen Jahr musste Reiner Hofdmann eine Entscheidung treffen. Die bis dahin genutzte Produktionshalle am Standort in Wittmund direkt hinter dem Reifenhandel war zu klein, um die großen Darley-Anlagen – etwa ein weiterer EM-tauglicher Autoklave, ein Belegeextruder oder ein Spreizer für das Dacapo-System (Vulkanisationsform aus Spezialgummi) – unterzubringen. „Ein Anbau war unmöglich, aber wir mussten eine Lösung haben“, erzählt Hofdmann weiter. Eine bis dahin unter Zwangsverwaltung der Bank stehende und früher zur Unternehmensgruppe gehörende Halle auf der anderen Straßenseite bot sich da förmlich an. Schnell waren die Verträge geschlossen, sodass bereits im vergangenen Winter die Umbauarbeiten begonnen werden konnten. Das Ziel: Die Integration beider Produktionsstätten unter einem Dach; das bisherige Produktionsequipment sollte mit dem von Darley übernommenem in einer Halle vereint werden. „Die Logistik ist das A und O bei der Runderneuerung“, so der Experte, gerade bei Großreifen. Wenn die Produktion schlanker angelegt ist, verbessern sich auch die Abläufe und somit die Effizienzen im Produktionsprozess. Bereits Ende Februar konnte Hofdmann dann umziehen und nach einer einwöchigen Pause, in der die Anlagen aufgestellt und angeschlossen wurden, den Produktionsalltag in der neuen Fertigungsstätte wieder aufnehmen. Der ganze Umzug inklusive Halle hat das Reifen-Center Hofdmann gut 100.000 Euro gekostet. Im laufenden Jahr, rechnet der Inhaber vor, will man in Wittmund rund 10.000 Reifen runderneuern. arno.borchers@reifenpresse.de
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