Aluminiumräder und Tuning
Aluminiumräder sind seit jeher das Tuningaccessoire Nummer eins. Ob kleine oder größere Tuningfirmen – viele davon im VDAT – Verband der Automobil Tuner organisiert –, sie alle können und wollen auf Aluminiumräder nicht verzichten. Die Montage alternativer vier Räder am Auto ist das einfachste Mittel, den Charakter eines Automodells zu verändern, optisch, manchmal auch technisch, wenn größer dimensionierte Räder montiert werden.
Als Tuner empfinden sich aber nicht nur die durch den VDAT repräsentierten Firmen, in gewisser Weise sind dies auch Autozubehör- und Reifenhändler, deren Angebote ja auch das Fahrzeug modifizieren. Und selbst der Endverbraucher mag sich als Tuner sehen, wenn er vier von der Serienbestückung abweichende Aluminiumräder montieren lässt, er ist zumindest „tuningaffin“. Alles eine Frage der Definition.
Wenn man’s genau nimmt: Eigentlich benötigt man ja kein Tuning. Das vom Autohaus gelieferte Fahrzeug hat ja Räder und kann darauf fahren. Aber wie bei so vielen Dingen des Lebens bringt gerade das die besten Erträge, was niemand wirklich braucht. Mit dem Verkauf von Tuningteilen lasse sich eine 18,9-prozentige Rendite erzielen, erklärt VDAT-Geschäftsführer Harald Schmidtke. Gerade in Zeiten von schwachen Neuzulassungszahlen lassen sich mit Tuningteilen und also auch Rädern gute Erträge generieren. Das Geld reicht beim Verbraucher vielleicht nicht für ein neues Auto oder der Ersatz ist schlicht noch nicht dran, aber dem eigenen Auto und damit sich selbst will man irgendwann doch mal wieder etwas „gönnen“.
Aluminiumräder sind ein Modeartikel, heißt es immer wieder. Da gibt es Klassiker wie die Kreuzspeiche oder Vielspeichenräder, die mal out sind, aber immer wieder zu neuer Blüte finden. Ungezählt ist der Variantenreichtum beim 5-Speichen-Rad, andere Speichenzahlen – so vor einigen Jahren mit dreien davon – erweisen sich als sehr flüchtige Modeerscheinung. Gleiches gilt für Oberflächen: Chrom oder Chromlook finden sich aktuell mal gerade wieder auf einem absteigenden Ast, das muss für Hochglanz aber nicht gelten, denn glanzgedrehte Räder beweisen das Gegenteil. Bunte Räder sind eine Nische, wenn man einmal „Schwarz“ in seinen Varianten – „matt“, „graphit“, „titan“, „black“ sind nur einige der Termini, die sich die Räderanbieter einfallen lassen – außen vor lässt. Dunkle Räderoberflächen erweisen sich als erstaunlich resistent gegenüber neuen Trends und behaupten sich jetzt schon über einen beachtlich langen Modezyklus. Halt: Jetzt kommt „bi-color“, was nichts anderes heißt als zweifarbig, zumeist silbern und eben mit einer dunklen Spielart auf dem Rad kombiniert.
Je größer und schwerer das Auto, desto wichtiger wird es, besonders leichte Räder zu montieren. Manch einer fabuliert von der Verringerung der ungefederten Massen, ohne so recht zu wissen, was das eigentlich ist. Die Automobilhersteller wissen das schon und wollen auf diesem Wege erreichen, dass Fahragilität und Komfort trotz großer Räderdimensionierung gewährleistet bleiben. Wenn sie daher im Vergleich zu Gussrädern leichtere Schmiederäder montieren, so ist das technisches Tuning einerseits, sie schlagen aber gewissermaßen „zwei Fliegen mit einer Klappe“, weil die Oberflächen geschmiedeter Aluminiumräder den gegossenen tendenziell überlegen sind. Etwa auf halbem Wege zwischen dem traditionellen Guss und dem Schmiederad befinden sich die Aluminiumgussräder, bei denen als Herstellungsschritt das Flow-forming zur Anwendung kommt. Flow-forming ermöglicht nicht nur eine höhere Dauerfestigkeit, sondern auch Gewichtsersparnis. Zwar im Allgemeinen nicht so viel wie beim konventionellen Schmiederad, aber immerhin. Tuning ist zuallererst eine Frage der Optik, kann aber auch eine technische Notwendigkeit sein.
Leichtmetallräder lassen als Tuningprodukte Fahrwerke/Federn, HiFi, Sportsitze, Auspuffanlagen/Endschalldämpfer oder Chipmaßnahmen zur Leistungssteigerung usw. deutlich zurück. Einerseits gönnen sich junge Menschen gerne mal etwas fürs Auto, andererseits können es sich ältere Verbraucher eher leisten. Die Alterszielgruppe, die schwächelt, ist die dazwischen: junge Familien zum Beispiel, bei denen die Prioritäten gerade etwas anders gelagert sind. Wer sein Auto tunt, begründet dies oftmals auch mit seinem sportlichen Interesse, das dann wohl genauer „motorsportlich“ heißen dürfte. Nicht umsonst sind schon diverse Räderhersteller und Tuningfirmen auf die Idee gekommen, dieses Metier als Sponsoringfeld auszuwählen bzw. gar selbst Motorsport zu treiben. Tuning und Motorsport sind zwei Begriffe, die ganz natürlich zueinander passen.
Neuerdings hört man immer häufiger Begriffe wie Eco- oder Ökotuning. Das heißt, mit den Eingriffen, wie es vom Werk konfiguriert wurde, soll das Auto beispielsweise weniger verbrauchen, möglichst ohne nennenswerte Leistungseinbußen hinnehmen zu müssen. Das muss einen Imagewandel der Branche nach sich ziehen. Statt wie im Leistungssport immer neue Superlative – breiter, stärker, schneller – bedeutet Ökotuning auch „Downsizing“, also leichter, wendiger, sparsamer im Verbrauch und weniger Schadstoffe produzierend. Sofern es noch eine Tuningklientel gibt, die recht brachial vorgeht, muss diese geächtet werden. Mit solchen „Tunern“ wollen sich die „Seriösen“ nicht in einem Atemzug genannt wissen. Außen vor sind übrigens die „Edeltuner“, die nur wenige Fahrzeuge im Jahr nicht nur aufwerten, sondern gleichsam auf ein neues extrem luxuriöses Niveau heben. Aber auch wer seine aufgebretzelten Ferraris, AMGs oder Lamborghinis an die Wüstenscheichs für Millionenbeträge verkauft kommt ohne Aluminiumräder nicht aus. detlef.vogt@reifenpresse.de
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