BRV appelliert für mehr Ausbildung im Reifenhandwerk
Vor einem Facharbeitermangel in der Reifenbranche warnt Peter Hülzer, geschäftsführender Vorsitzender des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV). Grund dafür ist die seinen Worten zufolge „alarmierend gesunkene“ Zahl der Auszubildenden im Vulkaniseur-/Reifenmechanikerhandwerk: Zum 1. Oktober 2009 wurden bundesweit demnach lediglich 100 Ausbildungsverträge geschlossen – 38 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Zurückgeführt wird dieser Rückgang vor allem auf eine zurückhaltendere Personalpolitik der Betriebe vor dem Hintergrund der Wirtschafts-/Finanzkrise – dennoch liege das Minus deutlich über der Entwicklung anderer Handels- und Handwerksbranchen, wo lediglich Rückgänge um fünf Prozent zu verzeichnen seien. „Ohne intensive Aus- und Weiterbildung droht der Branche bei wieder anziehender Konjunktur und angesichts der demografischen Entwicklung ein erheblicher Fachkräftemangel. Insbesondere die kleinen und mittleren Betriebe des Reifenfachhandels sind auf umfassende Kompetenzprofile ihrer Mitarbeiter angewiesen. Nur mit einer konsequenten Ausbildung und Weiterqualifizierung können sie in Anbetracht der zunehmenden Komplexität des Rad-/Reifengeschäftes ihre Wettbewerbsfähigkeit dauerhaft sichern“, redet Hülzer der Branche ins Gewissen. Insbesondere vor dem Hintergrund der in den Jahren 2004 und 2006 in Kraft getretenen, neuen Verordnungen über Berufsausbildung und Meisterprüfung, die eine zielgruppenspezifische Fachrichtungswahl zwischen den Bereichen Reifen- und Fahrwerktechnik und Vulkanisationstechnik ermöglichen, zeigt er sich gleichzeitig enttäuscht über die rückläufigen Ausbildungszahlen.
„Gerade das Jahr 2009 hat gezeigt, dass der Reifenfachhandel unverzichtbare Erträge aus dem immer stärker werdenden Segment des Autoservice generiert. Ein gut ausgebildeter Reifen- und Fahrwerktechniker kann diese Entwicklung betrieblich optimal flankieren und so zur Zukunftssicherung des Unternehmens beitragen“, ist der Verbandschef überzeugt. Hülzer weist zudem darauf hin, dass die Ausbildung für die Betriebe günstiger geworden und mehr denn je eine lohnende Investition sei. In diesem Zusammenhang werden die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung des Bundesinstituts für Berufsbildung erwähnt, wonach sich die Kosten der Betriebe für jeden Auszubildenden im Schnitt auf gut 15.000 Euro im Jahr beliefen. Die von den Lehrlingen erwirtschafteten Leistungen lägen im Wert bei rund 11.700 Euro, sodass unter dem Strich Nettokosten von jährlich 3.300 Euro für die Ausbildung anfielen. Die von den Azubis erbrachten produktiven Leistungen hätten sich gegenüber 2000 durch eine stärkere Einbindung der Nachwuchshandwerker in den Betriebsalltag um 50 Prozent erhöht, die Nettokosten der Unternehmen für die Ausbildung seien damit um rund 40 Prozent gesunken, rechnet der BRV vor. Wenngleich sich der Rückgang der Ausbildungsverhältnisse im ersten Lehrjahr im Verlauf des Monats Oktober durch „Nachzügler“ erfahrungsgemäß noch abschwächen werde, so bezeichnet der Fachverband die aktuelle Entwicklung nichtsdestoweniger als alarmierend. „Ich appelliere an die zur Ausbildung berechtigten Vulkaniseurmeisterbetriebe, im eigenen Interesse ihre Ausbildungsanstrengungen deutlich zu erhöhen“, so BRV-Chef Hülzer.
Schreiben Sie einen Kommentar
An Diskussionen teilnehmenHinterlassen Sie uns einen Kommentar!