Marktrückgang von 25 Prozent im Automobilzulieferergeschäft erwartet
Angesichts der Markt- und Wettbewerbssituation der deutschen Automobilindustrie, die sich im Zuge der Finanzkrise in den zurückliegenden Monaten „drastisch verschärft“ habe und auch zuvor schon von Problemen wie Überkapazitäten, Kosten-/Preisdruck sowie volatiler Rohstoffpreise gekennzeichnet gewesen sei, rechnet die Münchner Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner GmbH damit, dass sich Automobilzuliefererbetriebe in diesem Jahr auf einen auf breiter Front weiter einbrechenden westeuropäischen Markt einstellen müssen. Nachdem im Zusammenhang mit 2008 bereits von einem Rückgang der globalen Märkte um zehn Prozent die Rede ist, erwartet die Unternehmensberatung für 2009 sogar einen Marktrückgang in der Produktion von bis zu 25 Prozent sowie weiter steigende Insolvenzraten im Jahresverlauf. Von rund 3.500 Unternehmen in Westeuropa, 2.500 Unternehmen in Nordamerika und 9.000 Unternehmen weltweit befinden sich nach Angaben von Dr. Wieselhuber & Partner fast 50 Prozent in einer „schwierigen finanziellen Lage“, und rund 20 Prozent werden als „akut insolvenzgefährdet“ bezeichnet.
Vor diesen Hintergründen müssten die Zulieferbetriebe ihre regionale Wertschöpfungsstruktur, ihr Produktportfolio und ihre Forschungs- und Entwicklungsprojekte komplett neu ausrichten, wird empfohlen. Denn herkömmliche Maßnahmen zur Kostensenkung – wie etwa der Abbau von Gleitzeitkonten, befristete Arbeitsverhältnisse, die Einführung von Kurzarbeit sowie die Senkung von Sachkosten oder von Kosten für Forschungs- und Entwicklungsprojekte – zeigten bei einem Rückgang des Geschäftes von teilweise über 35 Prozent bisher nur begrenzt Wirkung. Nichtsdestotrotz beschränkten sich mehr als 70 Prozent der Zulieferer auf diese klassischen Restrukturierungsmaßnahmen. „Das klassische Cost-Cutting gehört heute zur Pflicht in der Automobilzuliefererbranche. Doch nur wer sich jetzt der Kür zur Neuausrichtung seines Geschäftsmodells widmet, hat auch in den kommenden Jahren Überlebenschancen“, ist Dr. Peter Fey, Seniorprojektleiter bei Wieselhuber & Partner, überzeugt.
Die „überfällige Bereinigung der Kapazitäten“ und die daraus folgende Neuausrichtung der internationalen Wertschöpfungsstruktur sorgten gleichzeitig jedoch für weitere Herausforderungen. „Wir rechnen nicht damit, dass westeuropäische Zulieferer das Produktionsniveau von 2007 in den nächsten Jahren wieder erreichen. Im Hinblick auf die Verlagerung der Produktionsvolumina in die Emerging Countries macht es deshalb keinen Sinn, bereinigte Kapazitäten in reifen Märkten wie Westeuropa und Nordamerika wieder aufzubauen“, meint Fey. Um eine bessere Beschäftigung und Fixkostendegression an den Kernstandorten zu erreichen, müssten vielmehr Kapazitäten an unterschiedlichen Standorten zurückgenommen und gegebenenfalls einzelne Werke geschlossen werden. Die Zulieferer sollten zudem über konsequente Ausstiegsstrategien bei defizitären Produktgruppen nachdenken, um sich vom steigenden Preisdruck in der aktuellen Wettbewerbssituation zu befreien, lautet eine weitere Empfehlung.
Außerdem sollten die Automobilzulieferer nach Meinung der Münchner ihr Forschungs- und Entwicklungsmanagement „zur Chefsache machen, um Fehlinvestitionen und Entwicklungskosten deutlich zurückzuschrauben und adäquat auf den zunehmenden Innovationsdruck bei immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen zu reagieren“. Nur wer heute den Dreiklang der Liquiditätssicherung, der Flexibilisierung von Fixkosten und der Neuausrichtung der internationalen Wertschöpfungsstruktur erfolgreich realisiere, stelle sein Unternehmen auf zukunftssichere Beine. Und da sich die Märkte auch in der zweiten Jahreshälfte 2009 voraussichtlich nicht nachhaltig erholen würden, müssten jetzt entsprechende Maßnahmen ergriffen werden – Versäumtes könne später im Jahr nicht mehr nachgeholt werden. „Um den richtigen Weg zu finden, müssen jetzt herkömmliche Wege verlassen werden, denn: Die Radikalität der Krise bestimmt im hohen Maße die Radikalität der zu ergreifenden Maßnahmen“, so Dr. Feys Fazit.
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