Fedima bietet „umfangreichstes Sortiment“
Der Runderneuerungsmarkt – genau wie der Neureifenmarkt – ist überaus vielfältig. Ein Teilbereich, der in der öffentlichen Wahrnehmung kaum eine große Rolle spielt, dennoch aber für Runderneuerer Renommee und gute Absatzchancen liefert, ist der Motorsport. Es ist gerade dieser Teilmarkt, auf den sich der führende portugiesische Runderneuerer R31 mit seiner Marke „Fedima“ konzentriert. Darüber hinaus, so ist vom deutschen Vertriebspartner aus Haren im Emsland zu erfahren, hat sich Fedima insbesondere auch bei der Runderneuerung von 4×4- und Llkw-Reifen für den Straßeneinsatz wie auch als einer von Bridgestones Qualitread-Runderneuerungspartnern einen Namen gemacht. Und R31 bzw. Fedima, so die allgemein gebräuchliche Bezeichnung des Unternehmens mit seinem sperrigen Namen, investiert weiter in die Zukunft.
Seit der Gründung 1969 ist „Recauchutagem 31“ (in kurz: R31) in Alcobaça 100 Kilometer nördlich von Lissabon ein Familienunternehmen. Im Verlauf der vergangenen 40 Jahre hat die Familie Marques einen stattlichen Betrieb mit heute rund 120 Mitarbeitern und Vertriebspartnern in zahllosen europäischen und außereuropäischen Ländern aufgebaut. Was R31 und dessen Marke Fedima so einzigartig machen, ist das Sortiment. Bereits ein kurzer Blick in den umfangreichen Katalog zeigt: Hier ist kein gewöhnlicher Runderneuerer am Werk, sondern ein auf ganz besondere Produkte spezialisierter Fachbetrieb.
Wie Bernhard Schlüter von Fedima Deutschland sagt, habe sein portugiesischer Lieferant (der übrigens nicht an Fedima Deutschland beteiligt ist) „das umfangreichste Sortiment eines Runderneuerers“. Selbstverständlich befinden sich darin auch ganz gängige Produkte wie etwa runderneuerte Pkw-Reifen, die – obwohl in Westeuropa wegen des harten Wettbewerbs mit Importfabrikaten und des unerbittlich geführten Preiskampfes auch bei Premiummarken fast ausgestorben – auf einigen Wachstumsmärkten noch immer eine besondere Nachfrage erfahren; auch natürlich im Heimatland des Herstellers.
Ebenfalls zu den gängigen Produkten im Katalog gehören natürlich runderneuerte Lkw-Reifen, die das Unternehmen unter der eigenen Marke Fedima, aber auch als Bridgestones Qualitread-Partner fertigt. Seit 1998 ist R31 zertifizierter Qualitread-Partner und hat dafür insgesamt 1,25 Millionen Euro in die Wulst-zu-Wulst-Heiß- und die Kaltrunderneuerung nach Bridgestone-Standards investiert.
Es sind aber nicht diese Produkte, mit denen sich das Unternehmen seinen weltweiten Ruf erarbeitet hat, sondern dessen Wettbewerbsreifen. R31 war mit seiner Marke Fedima etwa der erste Runderneuerer, der sich im Truck-Sport einen Namen machte und zeitweise auch im Truck-Grand-Prix Teams ausrüstete. Wegen der hohen FIA-Homologationskosten stehe dieses Engagement derzeit aber „auf Stand-by“, so Joana Marques gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG. Ein Geschäft, das aber sehr wohl läuft, ist der Bereich mit runderneuerten 4×4- bzw. Rallyereifen, die Fedima für etliche Rennveranstaltungen (aber natürlich auch für die Straße) fertigt und weltweit liefert. Mittlerweile führt man sogar Rallyereifen im Sortiment, die auf Asphalt gefahren werden, obwohl Fedimas Produktschwerpunkt ganz klar abseits befestigter Straßen liegt.
Über den Rallye- und Autocrosssport ist auch Bernhard Schlüter mit dem portugiesischen Runderneuerer in Kontakt gekommen. Der 46-jährige Fedima-Importeur aus dem emsländischen Haren, den schon früh die Leidenschaft für den Autocrosssport gepackt hatte, begann – nach bestandenem Fahrzeugbaustudium – das Unternehmen „Schlüter Motorsport“ über den Vertrieb von Rennsportzubehör aufzubauen. Wie Bernhard Schlüter sagt, grenze man sich ganz bewusst vom üblichen Teilehandel und Tuninggeschäft ab und konzentriere sich auf Motorsport. Seit 1994 vermarktet das Unternehmen die Reifenmarke Fedima in Deutschland und kann einige sportliche Erfolge vorweisen. Erst im vergangenen Jahr wurde das Autocrossteam um Bernd Stubbe Europameister auch mit Fedima-Reifen. Fedima ist nicht der einzige runderneuerte Schotterreifen in dieser Serie, kann aber als einzige Runderneuerungsmarke „zählbare Ergebnisse“ im internationalen Autocrosssport vorweisen.
Nicht zuletzt um das wachsende Geschäft mit Fedima in Deutschland auch organisatorisch vom Motorsport zu trennen, gründeten Bernhard Schlüter und dessen Frau Gerda Schlüter 2006 die Gesellschaft „Fedima Deutschland GmbH & Co. KG“, deren Geschäftsführerin übrigens Gerda Schlüter ist. Zeitgleich mit der Firmengründung entstand in Haren auf einem 7.000 m² großen Grundstück eine neue Halle, in der neben dem Handel mit Motorsportzubehör auch eine vollausgestattete Werkstatt untergebracht ist. Apropos Werkstatt: Fedima Deutschland vertreibt seit einiger Zeit auch Werkstattausrüstungen des chinesischen Anbieters „Launch“, der – so Schlüter – nicht nur ein vollwertiges und „preislich sehr gutes“ Sortiment mit Montier-/Wuchtmaschinen, Achsvermessungsgeräten oder Fahrzeugdiagnosesystemen etc. bietet, sondern darüber hinaus auch einen umfassenden Service durch die in Deutschland ansässige Europazentrale bietet.
Während Fedima Deutschland also seit 2006 besteht, vertreibt das Unternehmen im Schwerpunkt das 4×4-/Rallyereifen-Sortiment des portugiesischen Runderneuerers. Grundsätzlich könne der deutsche Vertriebspartner zwar das ganze Sortiment in den Markt bringen. Bernhard Schlüter ist sich aber sicher, dass man derzeit weder mit runderneuerten Pkw- oder Lkw-Reifen in Deutschland wirklich Fuß fassen könne. Gerade die hohen Logistikkosten (Transport, Lagerung etc.) für den deutschen Vertrieb von in Portugal runderneuerten Lkw-Reifen rechne sich für den deutschen Markt derzeit noch nicht. Was sich aber offenbar sehr wohl rechnet, ist das Engagement im Motorsport.
Neben dem Vertrieb von Fedima-Reifen verfügt die deutsche Gesellschaft noch über die exklusiven Vertriebsrechte an Rallyereifen der malaysischen Marke „Silverstone“, die im Übrigen auch alle eine E-Kennung vorzuweisen haben. Des Weiteren hat Fedima Deutschland die spanische Felgenmarke „Braid“ im Programm, die im Autocross- und Rallyesport durchaus populär ist. Wenn im Laufe dieses Jahres die Halle um weitere 300 m² erweitert wird (Baugenehmigung läuft, da die bestehende Immobilie bereits nach drei Jahren aus allen Nähten platzt), dann will Bernhard Schlüter auch eine Endfertigung für Braid-Felgen einrichten, in der Lochkreise etc. mit einer CNC-Anlage nach individuellem Kundenwunsch gebohrt werden sollen.
Der portugiesische Runderneuerer R31 liefert derzeit in über 30 Länder weltweit, will aber weiter kontinuierlich in den Ausbau der Aktivitäten und des Sortimentes investieren. Als 1991 die Marke Fedima geschaffen wurde, schuf man gleichzeitig auch die Marke „Cafema“ für runderneuerte Landwirtschaftsreifen. Dieses Geschäft, so sagt Joana Marques, spiele heute keine Rolle mehr für das Unternehmen. Stattdessen investiere man heute beträchtliche Summen in die Einrichtung einer EM-Reifenrunderneuerung. Allein in diesem Jahr investiert R31 rund eine halbe Million Euro, einen Großteil davon im Bereich EM-Reifen (bis 63 Zoll große Reifen). Jetzt schon kann R31 EM-Reifen bis zu 49 Zoll im Kaltverfahren runderneuern. Bei kleineren Größen kommt – je nach Anwendung – auch die Heißerneuerung zum Einsatz.
Insgesamt versuche R31 den Produktionsbetrieb auf dem neuesten Stand der Technik zu halten; allein in den vergangenen vier Jahren wurden dazu rund 2,25 Millionen Euro investiert. Heute stehen in Alcobaça 71 Vulkanisationspressen, drei Extruder, fünf Abraumaschinen sowie vier Vulkanisationskammern für die Kaltrunderneuerung. Das Unternehmen hat eigenen Angaben zufolge eine Jahresproduktion von rund 20.000 Runderneuerten, was – betrachtet man sich das Marktsegment, in dem R31 bzw. Fedima vorwiegend aktiv ist – eine große Zahl darstellt. In eine eigene Mischerei für die Heißrunderneuerung habe man bisher noch nicht investiert, stattdessen beziehe man Mischungen und Laufstreifen von etablierten Unternehmen wie Borvul, Midas, Pal Tread, Avon, Indelband, Ellerbrock (Kontur) und natürlich Bridgestone (Qualitread).
„Auf Dauer geht nichts am runderneuerten Reifen vorbei“, sagt Bernhard Schlüter und ist zuversichtlich, dass er mit seinem jungen Unternehmen noch einiges aufbauen kann, bevor er es an seine beiden Söhne übergeben kann.
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