Kurz Karkassenhandel investiert in Granulieranlage
Wenn die Nachfrage auf dem Karkassen- bzw. Rundernenerungsmarkt sinkt, ist Kreativität gefragt, um das rückläufige Geschäft gegebenenfalls mit neuen Ideen zu kompensieren. Während sich die Kurz Karkassenhandel GmbH früher fast ausschließlich um das Geschäft kümmerte, das dem traditionsreichen Unternehmen – gegründet 1955 – auch den Namen gab, kündigt Firmengründer Karl Kurz heute große Investitionen beim Reifenrecycling an. Am Standort Landau/Pfalz soll noch im Laufe dieses Jahres erstmals eine eigene Granulieranlage aufgebaut werden. Investitionsvolumen: 2,7 Millionen Euro.
Seit einem guten Jahrzehnt ist der Kurz Karkassenhandel intensiv in der Entsorgung von Altreifen aktiv und hat in dieser Zeit drei verschiedene Shredder-Anlagen am Standort in Landau/Pfalz installiert. Mit diesen Anlagen können Reifen verschiedenster Größe für die thermische bzw. stoffliche Verwertung vorbereitet werden. Von den Reifen, die Kurz regional entsorgt – auch Schrottreifen aus dem Karkassenhandel landen hier – werden rund 40 Prozent in der Zementindustrie verbrannt, während die verbleibenden 60 Prozent an marktbekannte Granulierer weitervermarktet werden.
Das Granulieren sei ein „Geschäftsfeld mit großem Potenzial“, sagt Karl Kurz gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG. Die Nachfrage nach Gummigranulat und Gummipulver sei in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Folglich wolle man sich künftig mehr um diesen Wachstumsmarkt kümmern und entsprechend investieren. Wie der Inhaber betont, werde man sich bei der Investitionssumme nicht bewusst einschränken. Vielmehr sei ein hoher technischer Standard der zu errichtenden Granulieranlage, mit der auch eine Feinvermahlung stattfinden könne, wie sie in Europa bisher nicht verfügbar sei, das oberste Ziel der Investition. Für die Granulieranlage und die notwenigen Installationsarbeiten veranschlagt Karl Kurz eine Investitionssumme in Höhe von immerhin 2,7 Millionen Euro. Man werde bei den „besten Maschinenanbietern“ kaufen. Die Halle, in der die Anlage untergebracht werden soll, sei in Landau/Pfalz – einem ehemaligen Gelände von Gummi Mayer – bereits vorhanden, Baumaßnahmen müssten am Standort also nur begrenzt stattfinden. Über die technischen Details der Granulierungsanlage mit Feinvermahlung will sich Karl Kurz lieber ausschweigen, werde man damit doch in Europa einen neuen technologischen Standard für die Weiterverwendung des „Rohstoffs Altreifen“ setzen. Bisher hatte Kurz noch nie selber granuliert; wann die neue Anlage einsatzbereits sein wird, ist noch nicht sicher, könnte aber bereits im kommenden Jahr sein.
Der Karkassenhandel gilt nicht mehr unbedingt als Wachstumsmarkt in der Branche. Während die Nachfrage nach Pkw-Karkassen bereits seit einiger Zeit tod sei, so Karl Kurz, sei auch die Nachfrage nach Lkw-Karkassen durch die zunehmende Verbreitung von günstigen Importreifen aus Fernost rückläufig. Hinzu kämen allgemeine wirtschaftliche Faktoren, die der Runderneuerung insgesamt zusetzten. Gerade in den vergangenen zwei Jahren sei der Absatz merklich zurückgegangen. Die rückläufige Bedeutung dieses traditionellen Geschäftszweiges sei – neben dem oben erwähnten Potenzial einer eigenen Granulieranlage – ein weiterer Grund für die bevorstehende Großinvestition. Dennoch, auch in Zukunft werde der Karkassenhandel noch das Hauptgeschäft der Kurz Karkassenhandel GmbH mit ihrem Jahresumsatz von rund zehn Millionen Euro sein.
Der Kurz Karkassenhandel bezieht dabei seine Reifen weltweit. Selbst aus Japan und Nordamerika werden regelmäßig große Containerladungen mit runderneuerungsfähigen Lkw-Karkassen bezogen. Darüber hinaus werden natürlich auch entsprechende Karkassen vom deutschen Reifenfachhandel sowie von anderen Karkassenhändlern bezogen. Dabei werde lediglich ein geringer Anteil der jährlich rund 30.000 vermarkteten Lkw-Karkassen vom Wettbewerb zugekauft. Zu den Kunden kann Karl Kurz Runderneuerer weltweit zählen, wobei der deutsche Markt auch für ihn der wichtigste ist. Außerdem sei das Handelsgeschäft im Inland mit weniger bürokratischem Aufwand verbunden und folglich „das Angenehmere“.
Der Handel mit Pkw-Neureifen, wie er auch bisher immer schon betrieben wurde, bleibe ein eher „zufälliges Geschäft“, so Karl Kurz. Wenn es die Gelegenheit erlaubt, werden etwa Sonderposten oder Restbestände aufgekauft und vermarktet. Es handele sich dabei aber nicht um einen Geschäftszweig, auf den man baue.
Nachfolgerin benannt
Karl Kurz ist seit der Gründung der Firma 1955 fest mit dem Reifenmarkt verwurzelt. Und obwohl der 76-Jährige noch große Pläne mit seinem Betrieb hat, ist seit der Reifenmesse in Essen im vergangenen Jahr seine Enkelin Hanna Schöberl als designierte Nachfolgerin vorgestellt. Die 24-Jährige gelernte Bankkauffrau ist seit nunmehr zwei Jahren in der Firma ihres Großvaters tätig. Sie verfolge das Geschäft bereits von klein auf an und blicke „ihren neuen Aufgaben zuversichtlich entgegen“, so die angehende Geschäftsführerin. Wann der Staffelstab genau übergeben werden soll, sei noch nicht entschieden, so Karl Kurz, bleibe aber letzten Endes eh nur eine Formalität.
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