RS Exclusiv: Anteil der Premiummarken gestiegen
Gut ein Jahr ist es her, dass der Reifengroßhändler RS Exclusiv von Neumünster nach Hohenwestedt umgezogen ist. Auch der letzte Umzug innerhalb von Neumünster liegt ja gerade mal eine halbe Dekade zurück und ist noch in bester Erinnerung. „Das soll es jetzt aber gewesen sein“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Thomas Schmidt (47) mit Blick auf die neuen und äußerst großzügigen Räumlichkeiten. Als Edeka das Distributionszentrum abgeben wollte, hat RS nicht lange gezögert.
Theoretisch ließen sich hier eine Million Reifen – plus 200.000 Räder – unterbringen, tatsächlich hat Schmidt für einen Großteil der Räumlichkeiten einen Untermieter gefunden. Wächst sein Unternehmen weiter wie geplant, dann hätte er schnell Zugriff auf wesentlich mehr Lagerkapazität. Das Grundstück ist 47.000 Quadratmeter groß, die Lagerfläche 30.000 und die zur Verfügung stehende Bürofläche 2.000 Quadratmeter. Das Familienunternehmen setzt mit derzeit 55 Mitarbeitern im Großhandel etwa 30 Millionen Euro im Jahr um, hinzu kommen noch einmal zwölf Millionen Euro, die der Einzelhandelskette Gummi Grassau zuzurechnen sind. Dass der Groß- und der Einzelhandel von Reifen zwei verschiedene Paar Stiefel sind, hat Schmidt auch schon bemerkt: Zwar hatte die Grassau-Kette nach der Übernahme durch Schmidt zum Jahreswechsel 2003/2004 erst einmal expandiert, inzwischen mussten aber auch bereits zwei unrentable Betriebsstätten geschlossen werden. Die Verwaltung von Gummi Grassau – die Kette ist mit First Stop liiert – befindet sich ebenfalls in den Hohenwestedter Räumlichkeiten.
Immerhin geben ihm die Erfahrungen bei Gummi Grassau Erkenntnisse, die Thomas Schmidt bei seinem Partnersystem „TyreXpert“ einbringen kann. In den 90er Jahren hatte RS bereits ein eigenes Partnersystem aufgebaut, das Schmidt damals selbst mit „Soft-Franchising“ beschrieb und mit dem er immerhin eine hohe zweistellige Zahl kleinerer Reifenhändler vor allem in der Region an sich binden konnte. Das damalige Geschäftsmodell erwies sich offensichtlich als nicht tragfähig, Thomas Schmidt hat es kurzerhand eingedampft. Und ist zu Beginn dieses Jahres erneut gestartet und will unter dem Namen „TyreXpert“ um die 250 Händler gewinnen. Davon ist er freilich noch weit entfernt, etwa 20 seien es derzeit, wenn das Wintergeschäft gelaufen ist, soll es eine Offensive geben, um diese Zahl deutlich zu erhöhen.
Der Kernmarkt von RS Exclusiv ist Norddeutschland, das Einzugsgebiet reicht bis Berlin. In der Saison fahren die Lkw des Großhändlers jeden Tag die weite Strecke, außerhalb der Saison vielleicht zweimal die Woche. RS Exclusiv ist in einer Größenordnung, in der man sehr flexibel auf Bedarf oder Flaute im Geschäft reagieren kann. Vor allem: Schmidt ist sein eigener Herr und keinem Großkonzern verpflichtet, Entscheidungen können ganz schnell getroffen werden.
Etwa 12.000 Reifen könne er derzeit jeden Tag drehen, so Schmidt mit Blick auf das Wintergeschäft. Und diese Reifen gehören vermehrt dem Premiumsegment an. Dass er eigentlich aus der Ecke der Budgetreifenanbieter kommt, dazu steht Schmidt. Aber damit kann er zum Beispiel bei der Kundengruppe Autohaus nicht reüssieren und „dreht“ darum die Anteile, was man daran ablesen könne: Umsatz und Rendite seien in den ersten acht Monaten des Jahres 2008 um fünf Prozent gestiegen, bei den Stückzahlen musste ein Minus von fünf Prozent hingenommen werden.
Dennoch hält RS Exclusiv auch im Budgetsegment eine Reifenmarke vor: Sie heißt „America“ und wird exklusiv in Continental-Werken für den Großhändler gefertigt. Exklusiv ist die zweite und bei Linglong im fernen China gefertigte Marke „Event“, die preislich noch unter America positioniert ist, genau genommen nicht, aber im norddeutschen Raum quasi nur über RS erhältlich. Zwar ist RS Exclusiv sehr Pkw-fixiert, aber längst haben auch Lkw-Reifen Einzug ins Sortiment gehalten. „Vollsortimenter“ ist der Grossist bei Lkw-Reifen zwar wahrlich nicht, aber Schmidt will diesen Anteil durchaus ausbauen. Und weil in einer eher ländlichen Region zu Hause, erfüllt man den regionalen Bedarf auch bei Landwirtschaftsreifen.
Die großen Reifenkonzerne Bridgestone, Continental, Goodyear, Michelin und Pirelli haben bei ihrem guten Kunden RS Exclusiv im September das volle Programm abgespult, das sie für Veranstaltungen wie „Tag der offenen Tür“, Jubiläen oder eben Hausmessen vorhalten: Outdoor-Kartbahn, Bullriding, Segway-Parcours, Fahrsimulator, F1-Showcar, Tuningmodelle, eine Driftshow, Carrera-Bahn, Kindermeile usw. Selbstverständlich haben sie auf den Ständen den zahlreich erschienenen Gästen – RS hatte Glück mit dem Wetter, sodass die Attraktionen im Außenbereich ebenfalls gut angenommen wurden – nicht nur ihre Premium-, sondern auch die Zweit-, Dritt- und Ergänzungsmarken nahegebracht. Auch mit dabei Vredestein und Marangoni, die Felgenfraktion war in Form von Rial/Alutec sowie OZ/MSW vertreten. Der Deutsche Kinderschutzbund mit seinem Gütesiegel „Blauer Elefant“ präsentierte sich nicht nur, sondern ihm sollten auch die Erlöse aus Tombola und Versteigerung (ein Satz OZ-Felgen mit Conti-Bereifung) zukommen.
Womit wir denn beim obligatorischen „Showteil“ der Veranstaltung wären, die am gleichen Abend stattfand, an dem die Hausmesse über die Bühne ging: Stars und Sternchen traten da auf, bekannte und weniger bekannte Namen. Einer ist im Rahmen dieses Beitrages bereits mehrfach gefallen: Thomas Schmidt. Er hat ein eigenes Tonstudio, Musikmachen – inklusive Komponieren – ist sein Hobby. „Natürlich singe ich selbst!“
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