BRV-Gehaltsstrukturanalyse ergibt: In der Mitte Deutschlands und im Nordwesten verdienen die Menschen im Reifenfachhandel am meisten
Gerade in dienstleistungsorientierten Branchen wie dem Reifenfachhandel wird der Mensch auf absehbare Zeit einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren bleiben. Qualifiziertes Personal hat allerdings seinen Preis. Der Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk e.V. (BRV) hat in Zusammenarbeit mit der BBE Automotive GmbH aktuelle Daten erhoben und sie ihren Mitgliedern an die Hand gegeben. Schon jetzt müssten laut BRV-Jahresbetriebsvergleich 2016 die Unternehmen der Branche im Schnitt knapp 64 Prozent des Rohertrages auf die Ausgaben für das Personal verwenden. Und angesichts des zunehmenden Wettbewerbs um qualifizierte Fachkräfte werde das Entlohnungsniveau in der Zukunft eher steigen als fallen, heißt es auch beim BRV. Was für den Unternehmer in erster Linie ein Kostenfaktor sei, bedeute aus Sicht des Mitarbeiters Leistungsanreiz und Motivation: der Lohn für seine Arbeitsleistung. Die individuell „richtige“ Entlohnung werde damit zur Gratwanderung zwischen den Interessen von Arbeitgeber, Arbeitnehmer und dem Vergleichsmaßstab, den konkurrierende Arbeitgeber mit ihren monetären Anreizen für Mitarbeiter vorgeben.
Und das kam heraus: Ein durchschnittliches Outlet beschäftigt in Summe 7,9 Mitarbeiter. Die Bandbreite liegt dabei zwischen rund 3 bis 20 Mitarbeitern je Standort. Die umsatzstärkeren Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 3,5 Millionen Euro im Outlet verfügen in der Leitung und Verwaltung über einen Stab von mehr als 10 Mitarbeitern. Und jetzt zum Gehalt: Geschäftsführer erhalten im Mittel etwa 86.000 Euro an Gehalt. Das sei etwa das 15-fache des vorschüssig gezahlten Monatsgehalts. Bei inhabergeführten Betrieben wird dieses Jahresgehalt dann unter steuerlichen Gesichtspunkten festgelegt, Tantiemen sind berücksichtigt. Das höchste Niveau bei den Geschäftsführergehältern wird in der Mitte Deutschlands und im Norden Westdeutschlands gezahlt bzw. realisiert und lag zwischen 57.804 im PLZ-Gebiet 7 Euro und 101.126 im PLZ-Gebiet 6 (mittleres Gehalt). Bei der Entlohnung der Inhaber gibt es eine große Bandbreite zwischen den Betrieben und in der regionalen Verteilung. Bei inhabergeführten Betrieben wird die Entlohnung sehr häufig unter steuerlichen Gesichtspunkten festgelegt und am Jahresende entsprechend des Ergebnisses angepasst. Das mittlere Gehalt lag zwischen 45.550 Euro im PLZ-Gebiet 0 und 65.000 Euro im PLZ-Gebiet 6.
In industriegebundenen Reifenbetrieben wird mehr gezahlt
Weiter heißt es: Die Gehälter der Filialleiter sind in den Unternehmen der Höhe nach relativ gleich verteilt. Tendenziell werden in den industriegebundenen Reifenbetrieben in diesem Bereich höhere Zahlungen an die Mitarbeiter geleistet. Durchschnittlich liegen sie bei 45.802 Euro jährlich. Bei den Gehältern der Mitarbeiter in der Buchhaltung können die Werte relativ stark schwanken und in Einzelfällen beim Jahresgehalt die Grenze von 40.000 Euro überschreiten. Die Gehälter steigen mit dem Jahresumsatz eines Reifen-Outlets. Regional gesehen werden die höchsten Gehälter in den Postleitzahl-Regionen 1, 2, 4, sowie 5 gezahlt.
Im Gesamtschnitt liegt die Entlohnung des Personals im Kundenempfangsbereich bei rund 19.400 Euro pro Jahr und Mitarbeiter. Hierbei muss aber berücksichtigt werden, dass nicht in jedem Unternehmen eine Vollzeitkraft im Empfangsbereich beschäftigt ist. Auch das kam heraus: Die Verkaufsleiter können zum Teil relativ hohe Provisionen erreichen. Das durchschnittliche Jahreseinkommen liegt bei rund 55.500 Euro. Nicht alle Betriebe arbeiten mit einem eigenen Außendienst bzw. Gewerbekundenbetreuer. Das monatliche Grundgehalt liegt im Schnitt bei etwa 3.600 Euro, kann aber durch Prämien hochgerechnet auf ein Jahr deutlich höher ausfallen. Bei den Gehältern der Innendienst-Verkäufer zeigen sich bei den Betriebstypen keine großen Unterschiede, wohl aber bei der regionalen Verteilung der Gehälter im Bundesgebiet. Im Bundesdurchschnitt liegt das Gehalt bei 32.097 Euro. Wobei die PLZ-Gebiet 0 und 1 mit durchschnittlichen Gehältern von unter 24.000 Euro im Jahr aufwarten und im PLZ-Gebiet durchschnittlich 39.573 Euro gezahlt werden. Die höchsten Gehälter im Bereich Werkstatt-Leitung werden im Durchschnitt in den PLZ-Gebieten 6 und 4 gezahlt. Im Bundesdurchschnitt verdienen sie 34.718 Euro im Jahr.
Reifenmonteure verdienen im Schnitt 26.800 Euro im Jahr
Kfz-Meister können in einigen Regionen Jahresgehälter über 40.000 Euro erzielen. In den Betrieben der Industrieketten liegen die Gehälter im Schnitt höher als bei den anderen Reifen-Unternehmen. Im Gesamtschnitt liegen die jährlichen Gehälter der Reifenmonteure, die in der Werkstatt tätig sind, bei rund 26.800 Euro. Reifenmonteure im Außendienst verdienen etwas mehr und zwar im Bundesdurchschnitt 28.563 Euro. Die Kfz-Mechaniker bzw. Mechatroniker erhalten im Schnitt rund 29.000 Euro pro Jahr. Auch hier gibt es Unterschiede zwischen freien Reifenbetrieben und Mechanikern, die bei Betrieben von Reifenketten angestellt sind.
Überstunden werden oft durch Freizeit abgegolten
Auch wurde untersucht, wie mit Überstunden im Betrieb umgegangen wird. Heraus kam: Im Gesamtdurchschnitt gleichen 47 Prozent der Unternehmen Überstunden über Freizeit aus. 45 Prozent der Studienteilnehmer praktizieren eine Kombination von monetärer Auszahlung von Überstunden und Freizeitausgleich. Fünf Prozent der Reifenbetriebe arbeiten mit einer reinen Auszahlung von Überstunden. Stichpunkt betriebliche Altersvorsorge: 62 Prozent der Studienteilnehmer bieten im Unternehmen arbeitnehmerfinanzierte Vorsorgemodelle, 51 Prozent arbeitgeberfinanzierte Modelle. Kein Angebot bei der Altersvorsorge machen insbesondere die freien Reifenbetriebe (41 Prozent) und Unternehmen mit Umsätzen je Outlet unter eine Million Euro im Jahr. Die Mehrheit der Führungskräfte in leitender Funktion nutzt einen Firmenwagen auch für private Zwecke. 29 Prozent der Verwaltungsmitarbeiter und 26 Prozent des Verkaufspersonals fahren auch im privaten Bereich mit einem Firmenwagen. Werkstattmitarbeiter sind von der Dienstwagen-Regelung eher selten betroffen.
Am häufigsten nutzen die Studienteilnehmer das Instrument der Einzelprämie je Mitarbeiter (Gesamtschnitt 73 Prozent). 28 Prozent der Betriebe geben an, dass sie ein Modell aus einer Kombination von Einzel- und Teamprämie im Unternehmen einsetzen. Nur mit Team-Prämien arbeiten 28 Prozent der Teilnehmer. Insbesondere die Betriebe der Industrieketten setzen dieses Instrument ein. Fast jeder zweite Betrieb schafft nicht-monetäre Entlohnungsanreize in Form von Sachzuwendungen (z.B. Tankgutscheine), Diensthandys oder in einigen Betrieben auch in Form von Zuschüssen zur Kinderbetreuung. Variable Entlohnungskomponenten werden meist an „harten“ Faktoren wie Roherträgen, Umsätzen, Absatzzahlen und Filial-Ergebnissen festgemacht. Weiche Faktoren wie der Pflegezustand der Kundendatei o.ä. als Basis der Entlohnung kommen in 28 Prozent der Betriebe zum Einsatz, speziellere Kennzahlen wie der Leistungsgrad in der Werkstatt dagegen seltener. cs
Schreiben Sie einen Kommentar
An Diskussionen teilnehmenHinterlassen Sie uns einen Kommentar!