B+B Reifencenter aus Schwerin investiert Millionen in Zentrallager und Lagerlogistik

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Die Ansprüche, die Kunden heute an ihren Reifengroßhändler haben, gerade wenn es um das Thema Lieferfähigkeit in Saisonspitzen geht, werden immer höher. Folglich müssen Grossisten eben immer wieder auch in ihre Lager, ihre Lagertechnik und in ihre Abläufe investieren, um dieser Ansprüche weiterhin gerecht zu werden. Der Schweriner Großhändler B+B Reifencenter hat entsprechend Anfang 2015 ein neues Zentrallager gekauft und bezogen und dort später weiter in eine deutlich leistungsfähigere Verpackungsstraße investiert, als sie bis dahin im Betrieb war. Die beiden Inhaber, Geschäftsführer und Namensgeber von „B&B“ Dirk Bernhardt und Robert Baumann haben dafür mehrere Millionen Euro investiert, was sich – so erfuhr die NEUE REIFENZEITUNG bei einem Besuch vor Ort – in kontinuierlich steigenden Erlösen und besseren Erträgen niederschlägt.

Als Dirk Bernhardt und Robert Baumann 1995 anfingen, gemeinsam mit Reifen zu handeln, fand das Einzelhandelsgeschäft noch in einer kleinen Garage statt. Daraus ist im Laufe der folgenden mittlerweile 21 Jahre ein durchaus stattliches Unternehmen geworden. Nicht nur, dass die B+B Reifencenter GmbH mittlerweile zu den fest etablierten Reifengroßhändlern Deutschlands mit klarer Ausrichtung auf das Onlinehandelsgeschäft zählt. Die beiden Unternehmer betreiben außerdem im Schweriner Stadtgebiet drei eigene Reifenhandelsfilialen, mit denen sie sich – trotz einiger Wettbewerber vor Ort – zu den Platzhirschen zählen und mit denen sie außerdem auch weiterhin die Verbindung zu ihren eigenen Ursprüngen halten. Die Filialen sind konsolidierter Teil der Großhandels-GmbH.

Das neue B+B-Zentrallager liegt lediglich 500 Meter vom alten Standort entfernt, bietet aber etliche Vorteile – darunter nicht zuletzt die bauliche Situation, und es befindet sich im Eigentum des Unternehmens

Das neue B+B-Zentrallager liegt lediglich 500 Meter vom alten Standort entfernt, bietet aber etliche Vorteile – darunter nicht zuletzt die bauliche Situation, und es befindet sich im Eigentum des Unternehmens

Nun war und ist das Großhandelsgeschäft mit Reifen in den vergangenen Jahren nicht unbedingt einfacher geworden. Hier haben sich insbesondere die Ansprüche der Kunden an Lieferfähigkeit und Lieferzeiten wie auch an eine marktgerechte Preisgestaltung zuletzt immer weiter erhöht. Diesem Umstand trug auch die Entscheidung von Dirk Bernhardt und Robert Baumann Rechnung, in ein neues Zentrallager zu investieren. Dabei ging es nicht nur darum, die Lagerkapazität zu steigern, die Prozesse zu verbessern und sich mit einer eigenen Immobilie – das neue Zentrallager ist Eigentum der beiden Händler – unabhängiger von Dritten zu machen. Wie beide im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erläuterten, brachte der alte Standort zuletzt einiges an unternehmerischen Unsicherheiten mit sich. Die Bausubstanz sei insgesamt nicht mehr die Beste gewesen, so Robert Baumann; es hatten sich größere Investitionen in eine Sanierung der Fußböden und des Daches angekündigt. Schlimmer noch, auch hätten demnächst hohe Investitionen in den Brandschutz erfolgen müssen. Und da der bisherige Vermieter die Immobilie verkaufen wollte, Bernhardt und Baumann aber kein Interesse an einer Übernahme hatten, kündigte sich außerdem eine beträchtliche Mietpreiserhöhung an.

Folglich fiel die Entscheidung, mit dem kompletten Großhandel – also mit dem Zentrallager sowie der Verwaltung – an einen neuen Standort zu ziehen. Den hatten die beiden Inhaber auch bald gefunden, nämlich in der nur 500 Meter vom alten Standort entfernt gelegenen und 2011 geschlossenen Oettinger-Brauerei (hieß vormals Schweriner Schlossbrauerei), die dort ab Mitte der 1990er Jahre entstanden war. Während das alte Lager rund 11.500 Quadratmeter Lagerfläche unter Dach bot, kommen in der neuen Immobilie immerhin 13.500 Quadratmeter zusammen. Außerdem sei die Bausubstand in tadellosem Zustand. Wichtiger noch als das: Das gesamte Grundstück umfasst eine Fläche von 18,5 Hektar, fünf davon sind bereits als befestigte Außenflächen nutzbar. Gerade diese Flächen seien ein großer Vorteil gegenüber dem bisherigen Standort, sei dort ein problemloses Beladen von Wechselbrücken aufgrund der räumlichen Situation kaum möglich gewesen. Aufgrund seiner Größe bietet der neue Standort außerdem Entwicklungspotenzial.

Das neue B+B-Zentrallager liegt auf einem 18,5 Hektar großen Grundstück, von denen rund fünf Hektar als befestigte Außenflächen für den Großhandel nutzbar sind; unter Dach befinden sich immer 13.500 Quadratmeter Lagerfläche

Das neue B+B-Zentrallager liegt auf einem 18,5 Hektar großen Grundstück, von denen rund fünf Hektar als befestigte Außenflächen für den Großhandel nutzbar sind; unter Dach befinden sich immer 13.500 Quadratmeter Lagerfläche

Der Umzug hatte freilich seinen Preis, so Dirk Bernhardt und Robert Baumann. Alles in allem haben die beiden Reifengroßhändler rund vier Millionen Euro in den neuen Standort investiert, wobei auch hier allein eine Million Euro in eine moderne einem Reifenlager entsprechende Feuerlöschanlage geflossen sind, während die Immobilie als solche immerhin noch 2,5 Millionen Euro gekostet hat. Ebenfalls nicht ohne Aufwand war der Umzug des kompletten Lagerbestands. Zum Umzug Ende Februar 2015 mussten immerhin 3.000 sogenannte Goodyear-Reifenpaletten samt Inhalt von einem Standort zum anderen transportiert werden, einen Monat lang jeden Tag 100 Stück, und zwar bei laufendem Betrieb.

B+B Reifencenter kann anlässlich des Umzugs nun aber nicht nur von einer verbesserten räumlichen Situation und einer gut in die eigenen Prozesse passenden Lagerlogistik profitieren. Das Unternehmen hat darüber hinaus nach dem Umzug noch einmal rund eine halbe Million Euro in eine neue Verpackungsanlage investiert – üblicherweise der Engpass in einem auf Paketauslieferungen ausgelegten Großhandelsgeschäft. Während weiterhin einige Teile der bisherigen Förderanlage in der neuen Verpackungsanlage genutzt werden, findet das Verpacken und Schrumpfen der Folie – also das Einschweißen der Reifen – sowie das Labeln der Pakete zu jeweils zwei Reifen vollständig mit neuen Anlagen statt. Immerhin vier Verpacker kümmern sich mittlerweile um den reibungslosen Betrieb der Anlage, die immerhin zwölf Pakete pro Minute schafft, also alle fünf Sekunden eins; die Leistungsfähigkeit der bisherigen Anlage war auf sechs Pakete pro Minute limitiert.

„Somit bleiben wir auch in Stoßzeiten lieferfähig“, so Dirk Bernhardt und betont, dass sich die Abläufe als solche in der Auslieferung durch die Investition in die neue Verpackungsanlage nicht verändert hätten, nur habe sich der mögliche Durchsatz eben seither verdoppelt: „Wir sind jetzt deutlich schneller.“ Bernhardt und sein Partner Robert Baumann – beides gelernte Werkzeugmacher und auch am neuen Standort in Schwerin mit einer eigenen nahezu vollausgestatteten Schlossereiwerkstatt gesegnet – betonen, dass sie wesentliche Teile der neuen Anlage selber konfiguriert, entwickelt und aufgebaut haben.

Der komplette Prozess vom Bestelleingang bis zur Auslieferung ist dabei weitestgehend automatisiert. Bei einem Rundgang durch das B+B-Lager fällt auf, dass die Lagerhaltung keiner erkennbaren Logik bzw. Sortierung folgt. Muss sie auch nicht, so die beiden Reifenhändler, werde das Kommissionieren für die Lagermitarbeiter doch durch das Warenwirtschaftssystem wegeoptimiert bestimmt; Reifen werden dabei schlichtweg nicht gesucht, da das System immer weiß, an welchem Platz im Lager diese liegen. Erst wenn die Pakete gelabelt werden, entsteht erstmals im gesamten Prozess ein bedrucktes Stück Papier – der Labelaufkleber.

An dem Geschäftsmodell der B+B Reifencenter GmbH selber habe weder der Umzug noch die Investition in die Lagertechnik etwas geändert, betonen beide unisono. Im Kern vermarkten Bernhardt und Baumann Pkw-Reifen und Kompletträder auf Stahl (auch inklusive RDK-Sensoren) über den eigene Webshop und – mit einem nennenswerten Anteil am Gesamtumsatz – über Plattformen, hier allerdings keine Kompletträder. Die bewusste Hinwendung zum nahezu reinen Onlinereifenhandel haben die beiden Unternehmer bereits vor Jahren getroffen und seither auch entsprechend forciert, was sich, wie oben beschrieben, in einem überaus hohen Automatisierungsgrad im Zentrallager widerspiegelt. Eine entsprechende Automatisierung und Professionalisierung der Abläufe sei für dieses für gewöhnlich margenschwache Geschäft schlichtweg unerlässlich.

Eine besondere Fähigkeit, mit der sich B+B Reifencenter heute von vielen Wettbewerbern im Markt abgrenzen kann, ist der Versand von Reifen mit Fremdlieferschein im Auftrag von anderen Reifengroßhändlern, „das können nicht viele“ so Robert Baumann. Es handelt sich dabei nicht um neutrale Lieferscheine, wie ansonsten üblich, sondern eben um die Originallieferscheine. Dazu habe das Unternehmen eigens eine spezielle Software entwickeln lassen, die die dazu notwendigen Dokumente im Bestellprozess verwaltet und sie im richtigen Moment – beim Labeln des Paketes – anstelle eines B+B-Lieferscheins ausdruckt. Während der Schweriner Großhändler für sich ausschließlich als B2B-Reifengroßhändler in Erscheinung tritt, liefert er im Auftrag Dritter eben immer wieder auch Pakete für Endverbraucher aus. Etwaige Retouren auf Lieferungen mit Fremdlieferschein gehen freilich auch an den ursprünglichen Auftragnehmer zurück und nicht an B+B. Ungefähr jeder fünfte Reifen, den das Unternehmen vermarktet – im Jahr sind dies insgesamt bis zu 900.000 Stück, mit denen 2016 knapp 30 Millionen Euro Umsatz erlöst werden, Filialgeschäft inklusive – laufen über Fremdlieferschein, Tendenz: gleichbleibend. Im regionalen Umfeld um Schwerin liefert das Unternehmen Pakete dann sogar mit eigenen Sprintern aus, oftmals sogar am selben Tag. Blockgeschäfte hingegen, bei denen die verkauften Reifen nicht durchs Schweriner Lager laufen, finden unterdessen nicht statt; jeder Reifen, der verkauft wird, stammt aus dem eigenen Lager.

Neben dem eigentlichen und klassischen Reifenhandel werden auch Kompletträder für B+B Reifencenter immer wichtiger. Diese werden indes ausschließlich über den eigenen Webshop an Kunden vertrieben. Über die marktbekannten Plattformen, auf denen der Großhändlern gelistet ist, sei dies eher problematisch. Der Grund sind die oftmals noch fehlenden bzw. unzulänglichen Konfigurationsmöglichkeiten in Bezug auf RDK-Systeme. Derzeit werden in Schwerin jährlich rund 15.000 Kompletträder auf Stahl montiert, 3.000 davon mit RDK-Sensoren, wobei dieses Geschäft vorwiegend zur Wintersaison stattfindet. Wie Bernhardt und Baumann erläutern, soll es aber dem neuen Jahr erstmals einen Komplettradkonfigurator im eigenen B+B-Webshop geben, mit dem Kunden dann auch Leichtmetallräder inklusive Reifen und RDK-Sensoren bestellen können; diese Kompletträder sollen dabei ebenfalls nur im B2B-Geschäft und nicht (auch) an Endverbraucher vermarktet werden. arno.borchers@reifenpresse.de

 

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