„Reifen“ in Essen ohne Zukunft – Leitmesse findet ab 2018 in Frankfurt statt
Es wird 2018 doch keine zwei Reifenmessen zeitgleich geben. Nachdem bisher alle im Markt befürchtet hatten, sowohl die „The Tire Cologne“ der Koelnmesse in Köln als auch die Essener Reifen-Messe würden vom 29. Mai bis 1. Juni 2018 stattfinden, kommt jetzt quasi Entwarnung. Wie die Messe Essen GmbH direkt vorm Osterwochenende mitgeteilt hat, soll die Reifen-Messe nun vom 11. bis 15. September 2018 stattfinden, und zwar in Frankfurt parallel zur Automechanika. Dort sei die neue Halle 12 der Messe Frankfurt für die Reifen-Messe reserviert, deren Aussteller „vom internationalen Netzwerk der Automechanika mit derzeit 14 weiteren Veranstaltungen in 13 Ländern“ profitieren könnten, heißt es dazu in einer Mitteilung der beiden Messegesellschaften. Damit steht nun fest: Entgegen allen bisherigen Bekundungen und Planungen hat die Reifen-Messe in Essen als unabhängig stattfindende Leitmesse keine Zukunft. Die potenziellen Aussteller, die Veranstalter der Messen und deren Partner – allen voran der BRV als neuer Partner der Koelnmesse – haben nun allerdings eine Planungsgrundlage für das Messejahr 2018.
„Die Messe Essen und die Messe Frankfurt fügen der Kooperation bei ihren Weltleitmessen ‚Reifen’ und Automechanika ein weiteres Kapitel hinzu“, heißt es dazu in einer Mitteilung vom Donnerstagabend. Vom 11. bis 15. September 2018 veranstalten beide Messegesellschaften die Reifen-Messe erstmals in Frankfurt parallel zur Automechanika in der neuen Halle 12. „Ab sofort findet die ‚Reifen’ auch dort parallel statt. Nachdem die Messe Essen und die Messe Frankfurt bereits seit 2014 erfolgreich zusammenarbeiten und ‚Reifen’ und Automechanika an ausgewählten Standorten im Ausland präsentieren, rücken die Leitmessen nun noch enger zusammen.“
Anlässlich ihrer 30. Auflage 2018 geht die Reifen-Messe damit neue Wege und will damit ihre Rolle als Impulsgeber für die Branche unterstreichen. „Gemeinsam mit der Messe Frankfurt bringen wir die Reifenindustrie mit dem Automotive Aftermarket zusammen und präsentieren dessen komplette Prozesskette. Die Aussteller der ‚Reifen’ erreichen am neuen Standort in Frankfurt parallel zur Automechanika nochmals mehr Besucher, darunter die internationalen Entscheider aus Industrie, Werkstatt und Handel. Für die Industrie gibt es in Deutschland künftig nur noch diesen einen Termin“, so Oliver P. Kuhrt, Geschäftsführer der Messe Essen, zum Nutzen der Kooperation.
Mit ihre jetzt veröffentlichten Entscheidung hat die Essener Messegesellschaft nach den Worten der WAZ-Gruppe „den Kampf mit dem Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV) faktisch beigelegt“. Der Bonner Verband war jahrzehntelang Partner der Reifen-Messe, „hatte sich nach dem verlorenen Bürgerentscheid um die Hallen-Erweiterung im Januar 2014 aber für die Messe Köln als neuen Partner entschieden“, so die Zeitung weiter. Der Name „Reifen“ blieb unterdessen im Besitz der Messe Essen. Unterdessen konnte die neue „The Tire Cologne“ für das Reifenmessejahr 2018 bereits frühzeitig einige hochkarätige Ausstellernamen präsentieren, die mehr oder weniger fest (wenn auch nicht unbedingt exklusiv) für die Kölner Messe gebucht hatten. „Essens Messe-Chef Oliver P. Kuhrt fehlte somit eine ausreichende Zahl an Ausstellern, um eine Konkurrenzmesse aufzuziehen“, bilanziert die Regionalpresse. Als parallele Veranstaltung zur Automechanika habe die Reifen-Messe „eine gute Zukunft und bringe der Messegesellschaft Gewinne statt drohender Verluste“.
Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, betont: „Die ‚Reifen’ ergänzt das Portfolio der weltweit führenden Messemarke Automechanika auf ideale Weise. Wir bieten der Industrie gemeinsame Termine und bündeln für den Handel und den Werkstattbereich sämtliches Know-how und alle Leistungen an einem Ort. Das gilt für Frankfurt sowie für unsere anderen 14 Automechanika-Messen weltweit. Entscheidend für unsere Kunden ist: Als wertvolle Ergänzung zum Produktbereich Accessories & Customizing, wo Räder und Felgen schon ihren Platz haben, machen wir das Thema Reifen rund.“
Künftig können sich die Besucher der Reifen-Messe an einem einzigen Ort neben ihrem klassischen Geschäft umfassend über den Fahrzeugservice informieren. Unter anderem gehören dazu die Ausstattung mit Anlagen und Spezialwerkzeugen sowie Beratungs- und Diagnosekompetenz für Mitarbeiter im Bereich Autoservice. Damit entspreche die Messe Essen auch dem Wunsch vieler Reifenfachhändler, heißt es weiter in der Mitteilung: Deren Geschäftsmodell befindet sich im Umbruch – in Summe geht der Pkw-Reifenumsatz je Outlet seit mehreren Jahren deutlich zurück. Als zusätzliches Geschäftsfeld der Zukunft gilt der Autoservice, „den die Automechanika in einer einzigartigen Vielfalt und Tiefe darstellt“.
Frank Mertz, Geschäftsbereichsleiter Vertrieb der Messe Essen, unterstreicht den Vorreitercharakter der zwei Weltleitmessen an einem Ort: „Das Modell der klassischen Reifen-Messe hat in Essen über viele Jahrzehnte exzellent funktioniert, und wir werden auch 2016 Maßstäbe setzen. Dann aber gehen wir gemeinsam mit der Messe Frankfurt den nächsten Schritt und erschließen der Reifenbranche neue Themenfelder und Zielgruppen. Die Konsolidierung vieler Marktteilnehmer ist in vollem Gange. Unser Anspruch ist ganz klar, kommenden Veränderungen im Sinne unserer Kunden den entscheidenden Schritt voraus zu sein.“
Die Reifen-Messe gilt in Branchenkreisen als „Weltleitmesse“ und Treffpunkt für Entscheider der Reifenbranche. 2014 begrüßte die Messe Essen 670 Aussteller aus 45 Nationen sowie rund 20.000 Besucher aus 130 Ländern. Auch die Automechanika Frankfurt bestätigte mit 4.660 Ausstellern aus 74 Ländern und rund 138.000 Besuchern aus 176 Nationen zuletzt eindrucksvoll ihre Rolle als internationale Leitmesse der Automobilwirtschaft und Magnet für die automobile Welt. arno.borchers@reifenpresse.de
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