Durch den richtigen Reifendruck wird Boden geschützt und Diesel gespart

ISOFill Hante

Bereits seit 2013 laufen die ersten von Christoph Hante und Markus Rensing entwickelten Reifendruckregelanlagen im täglichen Einsatz – entstanden aus der eigenen Lohnunternehmerpraxis und mit klarem Fokus auf einfache Bedienung, robuste Technik und maximale Zuverlässigkeit. Mit der Gründung der HR Agrartechnik GmbH im Jahr 2020 brachten die beiden Unternehmer diese Erfahrung in eine neue Generation von Reifendruckregelanlagen mit dem Namen ISOfill ein. Christoph Hante, Landwirt, Lohnunternehmer und Entwickler, bringt seine Ideen direkt vom Acker und aus der Werkstatt ein. Markus Rensing, Groß- und Außenhandelskaufmann mit besonderem Faible für Zahlen, Organisation und Finanzen, sorgt im Hintergrund für eine schlanke Abwicklung, saubere Prozesse und den wirtschaftlichen Blick auf das große Ganze. Die NEUE REIFENZEITUNG hat sich mit Christoph Hante über das Thema Reifendruckregelanlagen unterhalten.

NEUE REIFENZEITUNG:

Was schätzen Sie, wie viele Landwirte haben heute eine Reifendruckregelanlage verbaut?

Christoph Hante:

Ehrlich gesagt sind wir in Deutschland bei dem Thema noch eher zurückhaltend. Ich schätze, dass aktuell etwa fünf bis zehn Prozent der professionell wirtschaftenden Betriebe – also vor allem die, die intensiven Ackerbau betreiben oder große Maschinen im Einsatz haben – mit einer Reifendruckregelanlage arbeiten.

Bei den Lohnunternehmen liegt der Anteil etwas höher. Sie sind häufiger im Wechsel zwischen Straße und Feld unterwegs, haben meistens die Zeit im Nacken und der wirtschaftliche Vorteil ist für sie besonders greifbar: längere Reifennutzungsdauer, geringerer Kraftstoffverbrauch – sowohl auf dem Acker als auch auf der Straße. Dazu kommt, dass sie unter wechselnden Einsatzbedingungen arbeiten – da macht sich die einfache und intuitive Bedienung von ISOfill besonders bemerkbar.

Button NRZ Dieser Beitrag ist außerdem in unserem Special zur Agritechnica erschienen, welches Sie hier auch als E-Paper lesen können. Sie sind noch kein Leser? Kein Problem. Das können Sie hier ändern.

 

NEUE REIFENZEITUNG:

Warum ist eine Reifendruckregelanlage sinnvoll?

Christoph Hante:

Ganz einfach: Boden schützen, Kraftstoff sparen, Reifen schonen. Der richtige Luftdruck bringt mehr Aufstandsfläche auf dem Feld, weniger Schlupf und schont den Boden. Auf der Straße wiederum spare ich Sprit, weil ich den Druck erhöhe. Außerdem verlängert sich die Lebensdauer der teuren Reifen.

Gespräche mit Kunden, die sich nach langem Überlegen für eine Reifendruckregelanlage entschieden haben, enden im zweiten Gespräch fast immer mit dem Satz: Warum habe ich das nicht schon früher gemacht! Es ist tatsächlich eine der wenigen Investitionen in der Landwirtschaft, die sich – je nach Einsatz – innerhalb von drei Jahren amortisieren können.

NEUE REIFENZEITUNG:

Was für verschiedene Alternativen gibt es? Und warum ist welche sinnvoll?

Christoph Hante:

Es gibt grob gesagt drei Alternativen. Manuelles Ab- und Aufpumpen mit dem Schlepper-Kompressor am Feldrand – das ist mühsam, zeitintensiv und in der Praxis oft ineffizient. Da steht dann hochqualifiziertes Personal am Feldrand und pumpt nacheinander jeden Reifen auf – Zeit, die besser investiert wäre. Dann die Druckanpassung am Betrieb – das ist ehrlich gesagt nur „halb schwanger“, weil ich den ganzen Tag mit einem Kompromiss unterwegs bin. Auch kann ich nicht flexibel auf besondere Situationen im Feld reagieren – wie zum Beispiel ein Wasserloch, wo ich kurzfristig den Luftdruck nochmal extra absenken müsste.

Und dann gibt es die festen Reifendruckregelanlagen wie unsere ISOfill – das ist der bequemste und effizienteste Weg. Mit Knopfdruck den Druck wechseln, ohne abzusteigen. Die Anlage macht die Arbeit automatisch – und genau das führt auch dazu, dass der Druck tatsächlich angepasst wird. Es ist ein bisschen wie bei schlecht erreichbaren Schmiernippeln: Die werden auch viel seltener geschmiert als solche, die direkt vor der Nase sitzen oder sogar an eine Zentralschmierung angeschlossen sind. Komfort sorgt hier einfach für Konsequenz.

NEUE REIFENZEITUNG:

Was müssen Landwirte beachten, wenn Sie eine Reifendruckregelanlage verbauen lassen möchten?

Christoph Hante:

Da machen viele eine Wissenschaft draus – aber eigentlich muss ich mir als Landwirt nur zwei Fragen stellen:

  1. Wo soll die Luft herkommen? Nutze ich den Schlepperkompressor, einen Zusatzkompressor am Schlepper oder zusätzlich die Luft am Betrieb, zum Beispiel an der Gülletankstelle über den Hofkompressor? Auch gibt es die Möglichkeit, die Luft vom Zusatztank oder Zusatzkompressor am Anhänger zu nutzen. Hier sind eine Vielzahl von Kombinationen möglich, aber nicht immer nötig.
  2. Kann ich den Druck um mindestens ein bar verstellen zwischen Feld und Straße?

Wenn beides erfüllt ist, macht eine Reifendruckregelanlage immer Sinn – auch bei sogenannten Pflegereifen, wo viele zunächst sagen: Das macht doch keinen Sinn. Doch – genau da macht es auch Sinn.

NEUE REIFENZEITUNG:

Was raten Sie den Lohnunternehmern oder Landwirten bei den Fahrten zu beachten?

Christoph Hante:

Nicht zu schnell fahren – das ist wichtig. Die häufigsten Reifenschäden entstehen nämlich nicht wie oft vermutet durch zu wenig Luft, sondern meistens durch zu hohe Geschwindigkeit in Kombination mit großer Last und zu niedrigem Luftdruck. Die Aussage, der Reifen sei kaputt gegangen wegen zu wenig Luft, ist so pauschal oft nicht korrekt. Darum ist es wichtig, alle Beteiligten nicht nur auf die Vorteile einer Reifendruckregelanlage hinzuweisen, sondern auch klarzumachen, warum der Reifendruck mit höherer Geschwindigkeit angehoben werden muss.

Aktuell haben wir dafür ein eigenes Betriebsleitermenü in unserer Software, in dem der Nutzer den minimalen und maximalen Luftdruck einstellen kann. Zudem arbeiten wir an einer geschwindigkeitsabhängigen Warnmeldung – damit wird der Fahrer aktiv auf den eventuell falschen Druck hingewiesen.

NEUE REIFENZEITUNG:

Sind alle Reifen für eine Reifendruckregelanlage geeignet?

Christoph Hante: Um es kurz zu machen: Ja, alle Reifen sind grundsätzlich geeignet. Wir haben sogar Kunden, die fahren eine Reifendruckregelanlage mit Diagonalschlauchreifen – das ist aber eher die Ausnahme. Tendenziell eignen sich sogenannte VF-Reifen am besten. Die können bei weniger Luft noch eine hohe Traglast bieten. Wichtig ist beim Reifenkauf immer der Blick in die Reifentabelle: Dort steht genau drin, bei welcher Geschwindigkeit und welchem Luftdruck welche Tragfähigkeit gegeben ist. Je höher die Tragfähigkeit bei niedrigem Druck, desto besser. Oder anders gesagt: Je niedriger der Luftdruck bei gleicher Traglast, desto besser. Bei älteren Reifen sollte man vorher unbedingt mit dem Reifenhändler sprechen.

NEUE REIFENZEITUNG:

Wie teuer sind solche Anlagen, und nach welcher Zeit rentieren sie sich?

Christoph Hante:

Eine Anlage für einen Traktor inklusive ISOBUS-Integration, Vorder- und Hinterachse kostet inklusive Montage ca. 5.500 bis 6.500 Euro netto – ohne Zusatzkompressor. Es hängt natürlich davon ab, was genau für ein Schlepper es ist. Zur Rentabilität habe ich ja oben schon was gesagt – zwei bis drei Jahre sind in der Praxis realistisch.

Ein Vorteil unserer Anlagen ist, dass wir immer auf dem ISOBUS-Standard arbeiten. Damit ist es ein Leichtes, auch Anhänger wie Güllefässer oder Spritzen ins System einzubinden. Wir können so ein Gesamtsystem schaffen, bei dem aber jedes Gerät autark funktioniert. Das hebt uns vom Wettbewerb ab – denn bei uns braucht der Anhänger keine Steuerung vom Schlepper. Unser System läuft vollständig eigenständig über den ISOBUS.

NEUE REIFENZEITUNG:

Können Sie mir Ihre Anlage ISOfill genau erklären?

Christoph Hante:

Unsere Reifendruckregelanlage ist ein voll ISOBUS-fähiges System. Über das Traktorterminal steuert der Fahrer den Luftdruck bequem per Touch oder Tastendruck – von der Kabine aus. Die intelligente Steuerung regelt die Druckänderung automatisch während der Fahrt. Ein Highlight unserer Anlage ist die Druckmessung über Bluetooth-Low-Energy – bzw. BLE-Sensoren direkt am Ventil. Damit haben wir eine sehr genaue Druckmessung in Echtzeit – ohne Kabel, ohne großen Installationsaufwand. Auch ist es dadurch möglich, dem Fahrer jederzeit den aktuellen Reifendruck anzuzeigen, selbst wenn die Ventile in den Felgen geschlossen sind oder die Leitungen nicht montiert sind – zum Beispiel im Forst. Jederzeit alles im Blick – das sorgt für maximale Flexibilität und Sicherheit. Und was uns besonders vom Wettbewerb unterscheidet: Unsere Steuerung ist komplett modular aufgebaut. Ich brauche keine Schlepper- und Anhängersteuerung von uns in Kombination – unsere Systeme sind so ausgelegt, dass Anhänger oder Güllefässer vollkommen eigenständig laufen. Für Maschinen ohne ISOBUS-Schnittstelle haben wir zusätzlich eine eigene Bedieneinheit entwickelt – einfach zu bedienen und robust.

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