Auf insolventen Bruckmüller-Betrieben lasten 51,4 Millionen Euro Schulden – Preisdruck und Margenverfall
Nachdem gestern Teile der Unternehmensgruppe Reifen Bruckmüller Anträge auf ein „Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung“ beim Landgericht Steyr gestellt haben, wird nun das Ausmaß der finanziellen Misere deutlich. Nach den Berechnungen des Gläubigerschutzverbandes Creditreform hätten die betreffenden Unternehmen Schulden von 51,4 Millionen Euro angehäuft; diesen stünden lediglich Aktiva in Höhe von knapp zehn Millionen Euro gegenüber. Von den Insolvenzen betroffen sind demnach über 110 der insgesamt 190 Mitarbeiter des oberösterreichischen Reifenhändlers. Anträge gestellt wurden gestern für folgende Gesellschaften, so der Alpenländische Kreditorenverband (AKV):
- Hans Bruckmüller Reifengroßhandel Gesellschaft m.b.H. (FN 122390k), Kremsmünster. Es sind dort insgesamt 90 Arbeitnehmer beschäftigt. Die freien Vermögenswerte belaufen sich auf rund 7.756.000 Euro; dem stehen Passiva in Höhe von rund 40.964.000 Euro gegenüber. Es sind rund 300 Gläubiger betroffen.
- Reifen Bruckmüller Gesellschaft m.b.H. (FN 118325h), Sierning. Es sind dort acht Arbeitnehmer beschäftigt. Die freien Vermögenswerte belaufen sich auf rund 802.000 Euro; die Passiva liegen bei rund 4.615.000 Euro. Es sind rund 50 Gläubiger betroffen.
- Reifen Bruckmüller Gesellschaft m.b.H. (FN 107149y), Wels. Es sind dort 13 Arbeitnehmer beschäftigt. Die freien Vermögenswerte liegen bei rund 1.081.000 Euro; die Passiva belaufen sich auf etwa 5.940.000 Euro. Es sind rund 80 Gläubiger geschädigt.
Ebenfalls hat Dr. Othmar Bruckmüller als persönlich haftender Gesellschafter der oben genannten Gesellschaften beim Landgericht Steyr einen entsprechenden Antrag gestellt, heißt es dort weiter. Die anderen Niederlassungen der Unternehmensgruppe seien nicht insolvent; Reifen Bruckmüller betreibt insgesamt acht Reifenhandelsfilialen sowie einen Reifengroßhandel in Oberösterreich.
Die Unternehmen, für die jetzt entsprechende Insolvenzanträge gestellt wurden, sollen fortgeführt werden, heißt es in Österreich, während den betroffenen Gläubigern – von insgesamt 380 ist hier die Rede – derzeit eine Quote von 20 Prozent angeboten wird – zu zahlen über einen Zeitraum von zwei Jahren.
Lange hatte Dr. Bruckmüller versucht, seine Unternehmensgruppe außergerichtlich zu sanieren. Nachdem der Einstieg von Friedrich Huemer, Gründer des österreichischen Automobilzulieferers Polytec, der zumindest Interesse an den Immobilien hatte, vorerst gescheitert war, blieb Reifen Bruckmüller nur der Gang zum Gericht. Der Alpenländische Kreditorenverband äußert sich seinerseits zu den Ursachen, die letztendlich in das jetzt anlaufende Sanierungsverfahren mündeten: „Die Unternehmensgruppe war stets Vorreiter in der Reifenhandels- und Dienstleistungsbranche. Bedingt durch gravierende Änderungen innerhalb der Reifenbranche und des damit verbundenen Preisdrucks einschließlich des Margenverfalls, konnten die Ergebnisse aus den vorangegangenen Jahren nicht mehr erwirtschaftet werden. Trotz positiver Ergebnisse führten die hohen Bankverbindlichkeiten in Verbindung mit den Unsicherheiten der Gläubiger und den damit verbundenen Reduzierungen der Finanzierungslinien in weiterer Folge zur Insolvenzantragstellung.“
Außerdem habe Dr. Othmar Bruckmüller durch die Insolvenz des österreichischen Fußballklubs FC Tirol Innsbruck 2002 „viel Geld verloren“, heißt es dazu in entsprechenden Medienberichten. Nachdem der Klub unter dem heutigen DFB-Bundestrainer 2002 die Meisterschaft holte, dann aber die Qualifikation für die Champions League verpasste, geriet der FC „finanziell ins Schleudern“. Bruckmüller wollte als Präsident den Verein retten, was aber misslang. arno.borchers@reifenpresse.de
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