BRV: Hersteller sollen „Beitrag leisten“ – Deutscher Reifenmarkt 2016 stabil
Knapp 52,5 Millionen Reifen wurden im Reifenersatzgeschäft in Deutschland im vergangenen Jahr verkauft. Das entspricht einem leichten Plus von 0,5 Prozent im Durchschnitt aller Produktsegmente, meldet der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV, Bonn) nach Auswertung der Marktzahlen 2016. Mit knapp 92 Prozent der abgesetzten Stückzahlen sind dabei die sogenannten Consumer-Reifen, also die Produktgruppen Pkw-, Offroad- und Leicht-Lkw-Reifen, mit großem Abstand das größte Segment, gefolgt von Lkw- (5,2 Prozent) und Motorradreifen (2,67 Prozent). „Insgesamt ist festzustellen, dass eine gewisse Stabilisierung im Reifenersatzmarkt Einzug gehalten hat. Jedenfalls ist es zu keinen weiteren signifikanten Stückzahlverlusten im Pkw-Reifensegment gekommen, so wie das leider in den zurückliegenden Jahren weitestgehend konstatiert werden musste“, kommentiert BRV-Geschäftsführer Yorick M. Lowin das aktuelle Zahlenmaterial des Fachverbands. Mit fast 85 Prozent Anteil an der Produktgruppe Consumer-Reifen und gut 77 Prozent am Reifenersatzgeschäft insgesamt bestimmt das Segment der Pkw-Reifen maßgeblich die Gesamtentwicklung im Markt.
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In den beiden größten Produktgruppen des Reifenersatzgeschäftes – also bei Pkw- und bei Offroadreifen – konnte sich der Reifenfachhandel im engeren Sinne, d.h. Unternehmen, die den überwiegenden Teil ihres Umsatzes mit Produkten und Dienstleistungen rund um Räder und Reifen erzielen, mit einem Marktanteil von unverändert 42,3 Prozent gegenüber den konkurrierenden Distributionskanälen Autohaus/markengebundene Kfz-Werkstätten (24,1 Prozent), freie Werkstätten (17,3 Prozent), Fachmärkte (6,7 Prozent) und sonstige (Tankstellen/Baumärkte, 0,2 Prozent) behaupten. Auch der Absatzkanal Onlinevertrieb (B2C-Plattformen) gehört zu den Wettbewerbern, konnte aber seinen Marktanteil von 9,4 Prozent am Reifenersatzgeschäft Pkw inklusive 4×4-Reifen im vergangenen Jahr dem BRV zufolge nicht weiter ausbauen. „Eine eindeutige Abgrenzung zwischen Reifenfachhandel und freien Kfz-Werkstätten im Rahmen unserer Distributionsanalyse wird allerdings zunehmend schwierig“, berichtet Verbandsgeschäftsführer Hans-Jürgen Drechsler, „weil immer mehr Reifenspezialisten ihr Leistungsportfolio um klassischen Autoservice erweitern und sich damit quasi zu Kfz-Werkstätten mit besonderer Kompetenz im Rad-/Reifenbereich entwickeln. Überschneidungen bei den Marktanteilen sind insofern möglich.“
„Erfreulich für den Reifenfachhandel“, so der BRV weiter in seiner Mitteilung, sei auch der Absatz von Lkw-Reifen verlaufen. 1,9 Millionen Neu- und 0,82 Millionen runderneuerte Reifen wurden in diesem Segment im Geschäftsjahr 2016 verkauft. Das Plus bei Neureifen lag mit 6,1 Prozent deutlich über der Prognose (plus 1,1 Prozent) und selbst mit dem Absatzrückgang runderneuerter Reifen um 5,7 Prozent könne die Branche zufrieden sein, so der Bonner Verband. „Nachdem die Fördermöglichkeit runderneuerter Lkw-Reifen im Rahmen des De-minimis-Förderprogramms des Bundes zunächst komplett weggefallen war, hatten wir zu Jahresbeginn 2016 deutlich höhere Absatzeinbußen in dieser Produktgruppe befürchtet“, so Drechsler weiter. Dass das Minus letzten Endes doch nicht zweistellig ausfiel, sei „zum einen der um so intensiveren Marktbearbeitung der überwiegend mittelständischen Runderneuerungsunternehmen, zum anderen aber auch erreichten Nachbesserungen in punkto Förderfähigkeit zu verdanken“, so der BRV. Zusammen mit den von ihm auch vertretenen deutschen Runderneuerern konnte der BRV erreichen, dass noch in 2016 runderneuerte Reifen zumindest teilweise wieder in die Förderung aufgenommen und für 2017 die Fördermöglichkeiten deutlich erweitert wurden. „Unter dem Strich hat sich dieser Einsatz mit einem durchschnittlichen Absatzplus von 2,3 Prozent in der Produktgruppe Lkw-Reifen gesamt auch für den spezialisierten Reifenfachhandel bezahlt gemacht.“ Er ist laut BRV mit einem Marktanteil von 90 Prozent der dominierende Distributionskanal in diesem Segment.
Motorradreifen und Nischensegmente
Der Absatz von Motorradreifen, mit 1,4 Millionen Stück eine eher kleine Produktgruppe, war in 2016 leicht rückläufig (minus 1,4 Prozent). Auch in den Nischensegmenten der Reifen für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge (Farmreifen) und für Erdbewegungsmaschinen, die vornehmlich in Bergbau und Baubrache zum Einsatz kommen, sanken die Absatzzahlen, was der BRV im Wesentlichen auf normale Marktschwankungen zurückführt. Auf die Entwicklung im Reifenersatzgeschäft insgesamt hätten diese Nischenprodukte aufgrund ihres extrem geringen Anteils von unter 0,5 Prozent am Gesamtmarkt indes kaum Auswirkungen, meint der BRV weiter.
Prognose 2017: überwiegend stabil
Für das laufende Jahr rechnet der Reifenfachverband mit weiterhin überwiegend stabiler Entwicklung der Absatzzahlen im Reifenersatzgeschäft; nennenswerte Wachstumsimpulse werden aufgrund der beschriebenen Nachfrage nach SUVs und Geländewagen lediglich für die Produktgruppe Offroadreifen erwartet. Hier die Prognose 2017 nach Segmenten:
- Pkw-Reifen: -0,5 Prozent
- Offroadreifen: +11,4 Prozent
- LLkw-Reifen: +0,6 Prozent
- Lkw-Reifen neu: +1,1 Prozent
- Lkw-Reifen runderneuert: +1,2 Prozent
- Motorradreifen: +1,4 Prozent
- Farmreifen: +3,9 Prozent
- EM-Reifen: +4,0 Prozent
Neben der Stückentwicklung im Reifenersatzgeschäft analysiert der BRV regelmäßig auch die betriebswirtschaftliche Situation in der von ihm vertretenen Branche. „Die Ergebnisse unseres aktuellen Jahres-Betriebsvergleichs für den Reifenfachhandel zeigen, dass der Gesamtumsatz 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 0,5 Prozent gestiegen ist“, berichtet Peter Hülzer, geschäftsführender Vorsitzender des Reifenfachverbandes. „Allerdings war der Produktumsatz im Segment Reifen um durchschnittlich 0,6 Prozent rückläufig, während die Dienstleistungsumsätze im Bereich Reifenservice um 1,5 Prozent und im Autoservice sogar um 7,4 Prozent ausgebaut werden konnten.“
Erkennbar sei damit weiterhin die Konzentration vieler Händler auf das Geschäftsfeld Autoservice, dessen Umsatzanteil im Reifenhandel über alle Betriebe betrachtet aktuell bei 11,3 Prozent liegt. Der BRV wertet das als Indiz dafür, dass der Reifenfachhandel die Zeichen der Zeit erkannt habe „und sich zunehmend als kompetenter Rundum-Dienstleister für individuelle Mobilität positioniert. Entsprechend aufmerksam verfolgt der Verband deshalb die aktuellen Entwicklungen in der Automobilbranche und evaluiert die Chancen und Risiken von Innovationen wie z.B. autonomes Fahren, Connected Car und E-Mobilität, um auf dieser Basis dem Reifenfachhandel zukunftsweisende Geschäftskonzepte aufzuzeigen.
„In punkto Innovationskraft ist die Reifenindustrie hier bestens aufgestellt und sorgt dafür, dass auch das Ersatzgeschäft mit entsprechenden Hightech-Produkten dem automobilen Fortschritt den Weg bereiten kann“, sagt Peter Hülzer. Aus Sicht seines Verbandes wäre es allerdings wünschenswert, dass der Vermarktungspartner Reifenfachhandel mit diesen Produkten auch wieder deutlich höhere Erträge erzielen kann, als das derzeit der Fall ist. „Die Durchschnittsrendite in den Betrieben unserer Branche liegt laut Betriebsvergleich 2016 aktuell bei einer ‚schwarzen Null‘. Im Hinblick auf die Investitionen, die nötig sind, um die Unternehmen für den Automobilmarkt von morgen fit zu machen, wären sechs bis sieben Prozent Rendite nötig. Die zu erreichen ist allerdings nur möglich, wenn die Hersteller auch ihren Beitrag für eine auskömmliche Vermarktung leisten. Sprich: die Produktionsmengen so steuern, dass ihre Produkte nicht mehr um jeden Preis und über jeden nur denkbaren Absatzkanal in den Markt gedrückt werden“, fordert der Verbandschef. ab
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