Statement: Giti Tire kann Reifentestergebnisse „nicht nachvollziehen“
Dass es Giti Tire in diesem Frühjahr mit den aktuellen Sommerreifentests nicht gerade gut getroffen hat, ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Insbesondere der Test des Autoclubs Europa (ACE) in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Partnerklub ARBÖ (Auto-, Motor- und Radfahrerbund Österreichs) habe dabei Zweifel an den Testern, den Testverfahren und dem gesamten Test geweckt, betonen im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG nun die Verantwortlichen der deutschen Organisation des chinesischen Herstellers. Auch die Interpretationen der ACE-Testergebnisse durch Medien wie der Bild-Zeitung – Schlagzeile: „Billig-Reifen bei Nässe lebensgefährlich!“ – könne man so nicht hinnehmen, so Managing Director Europe Stefan Fischer im Gespräch mit dieser Zeitschrift. Nun legte Giti Tire die Ergebnisse unabhängiger Nachtests durch die Dekra und eine weitere Testorganisation vor, die die Qualität des GT Radial Champiro FE1 nachweisen sollen, der im ACE-Test die schlechteste Note „bedingt empfehlenswert“ erhielt. „Die Ergebnisse haben uns im Prinzip Recht gegeben“, betonte Fischer. Unterm Strich steht dabei jetzt: Derzeit sind die im Raum stehenden Leistungsunterschiede auf Nässe zwischen dem Reifentest und den eigenen Beurteilungen des Reifens durch den Hersteller nur über Spekulationen zu erklären.
Lege man die Ergebnisse der kürzlich vorgenommenen unabhängigen Nachtests zugrunde, hätte der GT Radial Champiro FE1 den ACE-/ARBÖ-Test als zweiter hinter dem Testsieger Nexen N’Blue HD Plus abgeschlossen, betonte Geschäftsführer Stefan Fischer am Montag im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. „Der erste Test in Idiada zeigt einen Unterschied von 2,5 Prozent zwischen GT Radial und Nexen im Nassbremsen, während der Unterschied in Papenburg 6,8 Prozent betrug.“ ACE und ARBÖ hatten im Test einen Unterschied auf Nässe von über 30 Prozent herausgefahren. Um sicherzustellen, dass das Profil über die gesamte Range hinweg „eine gleichbleibende Leistung bietet“, so Fischer weiter, sei eine weitere Dimension des FE1 zur gleichen Zeit unter gleichen Bedingungen getestet worden. „Auch hier hat der FE1 die Erwartungen im Nassbremsen erfüllt“, so der Geschäftsführer weiter. Die unabhängigen Tests sollen demnach „beweisen, dass der FE1, der in 2014 eingeführt wurde, über eine gute Leistungsfähigkeit bei Nässe verfügt. Ergänzt durch seine ausgezeichnete Kilometerlaufleistung sowie seine Kraftstoffeffizienz ist der FE1 ein sehr guter Reifen innerhalb seines Preissegments.“
Auch die Werte der Nachtests, bei denen auch der Testsieger Nexen N’Blue HD Plus noch einmal mitgetestet wurde, unterstrichen, dass der GT Radial Champiro FE1 ein gutes B für das Nassbremsen beim EU-Reifenlabel verdient habe. Die Tester von ACE/ARBÖ hingegen befanden in ihrer Zusammenfassung der Testergebnisse, der GT-Radial-Reifen sei bei nasser Fahrbahn „kaum noch fahrbar“, was ihm die entsprechende Beurteilung „bedingt empfehlenswert“ eintrug.
Wie diese Ergebnisse nun mit denen der Reifentester, die auf denselben Strecken getestet haben, in Einklang zu bringen sind, bleibt unterdessen rätselhaft, schlussfolgert man auch bei Giti Tire. „Trotz dieser Punkte spiegeln die Ergebnisse der unabhängigen Tests die Resultate des führenden Fachmagazins [ACE, d.Red.] in keiner Weise wider. Giti Tire kann nicht nachvollziehen, wie diese Ergebnisse erreicht wurden und wie solch gravierende Unterschiede veröffentlicht werden konnten.“
Bei Giti Tire wie bei allen interessierten Beobachtern der Vorgänge versucht man sich folglich an Erklärungen der Ergebnisse des ACE-/ARBÖ-Reifentests: „Im Hinblick auf diese unabhängigen Tests kann zunächst darauf hingewiesen werden, dass die vielfältigen und zeitweise unkontrollierbaren Rahmenbedingungen die Ergebnisse eines Reifentests beeinflussen. Die Fahrbahnoberfläche, Luft- und Streckentemperatur, Windgeschwindigkeit, protokollierte Geschwindigkeit sowie die Temperatur der Bremsscheiben – all dies beeinflusst die Bewertung des Reifens während des Tests.“
Tobias Stöckmann, Sales and Marketing Director PCR für Deutschland, Österreich und die Schweiz (DACH), betonte im Gespräch mit dieser Zeitschrift die große Bedeutung von Reifentests für den Markterfolg eines Produktes. Natürlich habe man bereits entsprechende „Reaktionen aus dem Markt“ wahrnehmen müssen. Während vorerst einige Fragen in Zusammenhang mit dem Reifentest von ACE/ARBÖ unbeantwortet bleiben, so Stöckmann weiter, sei er zuversichtlich, dass sich diese alsbald beantworten lassen. Man habe bereits die Zusage von den Reifentestern erhalten, gemeinsam dem Mysterium der großen Diskrepanz beim Nassbremsen zwischen dem ACE-/ARBÖ-Reifentest und den eigenen Nassbremstests auf die Schliche zu kommen; gemeinsam plane man bereits einen weiteren Vergleichstest. Es gebe jedenfalls „keinen Indikator für eine bewusste Manipulation“, und zwar sowohl aufseiten der Reifentester wie auch auf der eigenen Seite, gab Giti Tire am Montag im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG zu Protokoll. Auch seien Probleme in der Kette von Produktion und Logistik schwer denkbar; die Reifen seien aus dem Lager von Exklusivimporteur Reifen Gundlach geliefert worden. arno.borchers@reifenpresse.de
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