Kumho Tyre stellt Weichen für weiteres Wachstum in Deutschland und Europa

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Kumho Tyre will in Deutschland und in Europa weiter wachsen. Wie Vertreter des Herstellers Anfang Februar im Rahmen des ersten „Kumho Partners’ Weekend“ in Madrid weit über 100 Gästen aus dem europäischen Reifenhandel erläuterten, setze man dabei einerseits auf einen „direkteren Vertrieb“, was eine stärkere Einbeziehung des Fachhandels mit sich bringen werde. Andererseits setze man dabei auch auf Produktinitiativen, die die europäische Erstausrüstung – dazu zählen auch die Premiumautomobilhersteller – mit einbeziehen werde. Ebenfalls wichtig dabei: Kumhos Engagement im Sport- und im Motorsportsponsoring. Im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erläuterten Europapräsident Sangkyu Lee, Vertriebsdirektor Thomas Schlich, OE-Manager Andreas Wildner und Motorsportmanager Manfred Theisen die Pläne.

button_nrz-schriftzug_12px-jpg Dieser Beitrag ist in der März-Ausgabe der NEUE REIFENZEITUNG erschienen. Hinweis: Sangkyu Lee ist mittlerweile nicht mehr Europapräsident von Kumho Tyre.

Man kann den Verantwortlichen von Kumho in Gesprächen förmlich anmerken, dass sie nach etlichen Jahren finanzieller Zwänge wieder ihren Handlungsspielraum zurückerlangt haben. Als 2009 die Unternehmensgruppe in Korea im Zuge einer fehlgeschlagenen Beteiligung an Daewoo Engineering and Construction Co. unter Vermögensverwaltung gestellt wurde, musste der Reifenhersteller so manches Projekt zu den Akten legen. Spätestens aber seit das Unternehmen zum aktuellen Jahreswechsel hin auch formell die Fremdkontrolle hinter sich gelassen hat, kann Kumho Tyre – auch in Deutschland und in Europa – wieder eigenverantwortlich die Weichen für die eigene Entwicklung stellen. Dies unterstrich auch Kumho-Europapräsident Sangkyu Lee, als er Anfang Februar gut 100 Gäste aus dem europäischen Reifenhandel in Madrid zum ersten „Partners‘ Weekend“ begrüßte und sie aufforderte: „Wir wollen Ihnen die besten Produkte und einen noch besseren Service bieten. Verlangen Sie von uns das Beste.“

Im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG betonte Lee, dass Kumho nach 2008 auch in Europa hart getroffen wurde, nun aber mit großer Zuversicht auf die nähere Zukunft blicken könne; es gebe viele Pläne und Projekte, mit denen man in den kommenden Jahren von sich hören machen werde. Neben neuen Produkten für den Ersatzmarkt und neuen Aufträgen aus der Automobilbranche – dazu unten mehr – und neuen Engagements im Motorsport und als Fußballsponsor – auch dazu unten mehr – setzt Kumho Tyre dabei auf dem deutschen und dem europäischen Markt jetzt auf die Diversifikation der bedienten Handelskanäle.

Bekanntermaßen hat sich Kumho Tyre einen nicht unerheblichen Marktanteil auf vielen Märkten in Europa zu erarbeiten gewusst und konnte, wie Europapräsident Lee gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG erklärte, 2014 rund 8,5 Millionen Reifen in Europa vermarkten. Diese starke Präsenz fußte dabei vornehmlich auf dem Geschäft mit ausgesuchten Grossisten auf den verschiedenen Märkten, die die weitere Distribution als Wiederverkäufer übernahmen. „Diese Großhändler sind sehr wichtig für uns“, betonte Lee.

Gleichzeitig wolle das Unternehmen aber in Zukunft auch aktiver und direkter im Geschäft mit dem Reifenhandel werden, hier insbesondere mit den großen Organisationen des Reifenhandels. „Hier wollen wir zusätzliche Partner gewinnen, so dass alle davon profitieren.“ Dass Kumho Tyre und sein Deutschland-Vertrieb diesbezüglich zuletzt bereits durchaus beachtliche Erfolge verzeichnen konnten, durften die Gäste des koreanischen Reifenherstellers in Madrid zur Kenntnis nehmen. So hatte Kumho Tyre dort etwa vorwiegend namhafte Neukunden aus den Reihen von First Stop und von point S zu Gast. Darüber hinaus kann Kumho mittlerweile auf Listungen bei allen großen Handelsorganisationen verweisen (mit zwei Ausnahmen).

Gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG unterstrich auch Sales Director Thomas Schlich die große Bedeutung dieser sich ändernden Vertriebsstrukturen für den Hersteller und sagte: „Wir wollen zeigen, dass wir ein verlässlicher Partner sind.“ Es gehe dabei nicht darum, Warenströme nur in andere Kanäle umzuleiten; man wolle mit allen Partnern auch in Zukunft gemeinsam Reifen vermarkten und gemeinsam wachsen.

Auch wenn es öffentlich niemand sagt, so hat sich das Großhandelsgeschäft in Deutschland und in Europa zuletzt doch als deutlich unberechenbarer und stärker unter hohen Schwankungen leidend – auch und gerade bei den Preisen – gezeigt. Dass dies nicht spurlos an Reifenherstellern vorübergeht, die stark auf diesen Absatzkanal setzen, muss dabei nicht groß betont werden. Ebenfalls muss nicht groß betont werden, dass der Reifenmarkt entsprechende Diversifikationen der verschiedenen Vertriebskanäle nicht immer klaglos hinnimmt, so ist die Mechanik des Marktes, wie auch Thomas Schlich weiß.

Dass die Neuausrichtung vom Großhandel hin zum Großhandel und zum Einzelhandel bei Kumho Tyre in Deutschland – begonnen 2013 – aber ohne allzu große Verwerfungen stattfinden kann, dafür werden der Sales Director und sein achtköpfiges Team Verantwortung tragen müssen. „Wir haben jetzt einen guten Stamm in unserer Vertriebsmannschaft in Deutschland“, so Schlich und kündigte den weiteren Ausbau seines Teams an. So soll demnächst etwa auch ein Sales Manager für Lkw-Reifen eingestellt werden. Derzeit kümmern sich bei Kumho Tyre acht Sales Manager um die Kunden im Reifenhandel; neben jeweils einem Sales Manager für den Key Account Reifengroßhandel und das Autohaus gehören noch sechs weitere Sales Manager dem Schlich-Team an.

Ein Thema, dem sich der koreanische Hersteller künftig in Europa ganz gezielt widmen will, ist das der Preistransparenz und vor allem der Preisstabilität. Anlässlich des „Kumho Partners’ Weekend“ in Madrid Anfang Februar erläuterte Domenico Mastrogiacomo (Sales & Marketing Manager Italy/Greece) den Gästen, was sich hinter „Euronet“ verbirgt. Das Ziel sei es, ein europäisches Preislevel aufzubauen und langfristig zu halten, so dass die ungeliebten Parallelimporte weitestgehend unterbunden werden können. Gerade im europäischen Reifengroßhandel wurde der Wettbewerb in jüngsten Vergangenheit mehr noch als sonst vorwiegend über den Preis geführt, sprich: über den niedrigsten Preis. Wenn dann irgendwo in Europa ein Grossist seine Reifen deutlich unter Durchschnitt kaufen kann, wird er das Geschäft europaweit machen – zum Nachteil seiner Wettbewerber.

Folglich will der Hersteller unter der Bezeichnung „Euronet“ einen europäischen Mindestpreis Größe für Größe als Richtlinie festlegen. Im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG bestätigte Thomas Schlich, dass die ersten Ergebnisse nach der Einführung von „Euronet“ zur jetzt auslaufenden Winterreifensaison durchaus positiv seien. „Innerhalb Europas ist es mit den Preisunterschieden deutlich besser geworden.“ Man habe das Ziel stabilerer Preise und eines europäischen Preislevels „zum großen Teil erfüllt“, so der Sales Director weiter. Freilich, den Einflussfaktor schwankender Wechselkurse könne man mit „Euronet“ nicht beeinflussen.

Der Hersteller nutzte das „Kumho Partners’ Weekend“ in Madrid aber auch, um die Einführung des neuen Super-UHP-Reifens Kumho Ecsta PS91 in Größen zwischen 18 und 20 Zoll, Breiten zwischen 225 und 305 sowie Querschnitten von 30 bis 45 noch einmal entsprechend zu würdigen. Der Reifen ist aktuell in acht Größen erhältlich und dabei stets bis 300 km/h freigegeben (Speedindex Y); es gibt ihn sogar für die Hinterachse mit einem entsprechend den Anforderungen auf der Achse angepassten Profil. Insgesamt verfüge der Hersteller über ein modernes Line-up, das stets auf dem Stand der Technik gehalten wird. Auch der Fahrplan für kommende Produkteinführungen steht bereits fest: So werden im Laufe dieses Jahres der HS51 (Sommer), der WP51/CW51 (Winter Pkw und LLkw) sowie der neue Ganzjahresreifen HA31 eingeführt. Auch für 2016 seien bereits einige Neuheiten in der Pipeline, hieß es dazu in Madrid.

Gut 100 Gäste besuchten Anfang Februar im Rahmen des ersten „Kumho Partners’ Weekend“ in Madrid auch das Stadtderby zwischen Atlético und Real; hier das Gruppenfoto nach dem Spiel

Gut 100 Gäste besuchten Anfang Februar im Rahmen des ersten „Kumho Partners’ Weekend“ in Madrid auch das Stadtderby zwischen Atlético und Real; hier das Gruppenfoto nach dem Spiel

Darüber hinaus – so kündigte Andreas Wildner, Key Account Manager Europe OEM Sales, an – stünden in Europa einige interessante neue Aufträge aus der Erstausrüstung an. Dass es sich dabei um Aufträge von „Premiumautomobilherstellern“ handeln werde, soviel mochte Wildner noch öffentlich verlautbaren; weitere Details darüber mochte er freilich nicht in der Zeitung lesen. Erst im vergangenen Dezember hatte der Hersteller mitteilen können, dass man jetzt auch für das renommierte Volumenmodell des 3er BMWs Reifen nach München und Regensburg liefern kann.

Der Kumho-Konzern habe im vergangenen Jahr weltweit gut 50 Millionen Reifen vermarktet (bei einer technisch möglichen Kapazität von 65 Millionen Reifen), wobei Pkw- und LLkw-Reifen für gut 95 Prozent daran stehen. Von den Pkw- und LLkw-Reifen wiederum setzte der Hersteller knapp 20 Millionen an die Erstausrüstungskunden weltweit ab, wie der Key Account Manager Europe OEM Sales in einer Präsentation weiter erläuterte. Bis 2018 will der koreanische Hersteller seine Produktionskapazitäten weiter deutlich ausbauen, und zwar hauptsächlich durch die Inbetriebnahme der ersten Kumho-Pkw-Reifenfabrik in den USA Anfang des kommenden Jahres (Kapazität: vier Millionen Pkw-Reifen). 2017 dann soll auch die Vietnam-Fabrik um eine Kapazität von zwei Millionen Reifen erweitert werden.

Insbesondere erwartet der Hersteller aber großes Marktwachstum in China, wo Kumho heute zu den drei größten Reifenherstellern zählt. Dies gelte insbesondere für die Erstausrüstung dort. Jeder zweite zusätzliche Reifen, den Kumho bis 2018 an einen Erstausrüstungskunden verkauft (dann sollen es 30 Millionen Reifen jährlich sein), soll in einer Automobilfabrik in China verbaut werden. Aber auch in Europa rechnet der Hersteller in den kommenden Jahren mit weiterem Wachstum, wie auch Europapräsident Lee unterstrich.

Ob darauf aufbauend dann demnächst auch eine Kumho-Reifenfabrik in Europa gebaut würde, einer solchen Konzernentscheidung mochte Sangkyu Lee nicht vorgreifen. In Madrid bezeichneten eine entsprechende Entscheidung aber nicht wenige der geladenen  Handelspartner gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG als „logischen nächsten Schritt“, um weiteres Wachstum in Europa auch logistisch tragbar zu machen.

Ein solches Wachstum will der Reifenhersteller auch durch entsprechende Marketingmaßnahmen unterstützen. Im Mittelpunkt dieser Maßnahmen stehen dabei das Engagement im Motorsport sowie das Fußballsponsoring. Bei Kumho Tyre kümmert sich seit Anfang dieses Jahres Manfred Theisen um das Thema. Der Manager Motorsports Europe soll sich in dem Ressort um eine Neuausrichtung kümmern, wie er gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG bestätigte. Dass dazu im laufenden Jahr keine großen Bekanntmachungen mehr zu erwarten sind, da die Ausrüsterverträge der dieser Tage in die Saison startenden Serien allesamt unterschrieben sind, betonte auch Theisen im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. „In diesem Jahr wollen wir uns die Serien ansehen“, so Theisen, damit man dann im kommenden Jahr durchstarten könne. „Die Technologie haben wir“, wie Europapräsident Lee ergänzte.

Insbesondere spannend findet der neue Manager Motorsports Europe dabei die Langstrecke und den breit angelegten nationalen wie auch internationalen GT-Sport, während Kumho auch in Zukunft Exklusivausrüster der Formel-3-Masters bleiben will; das Rennen findet im niederländischen Zandvoort jetzt Mitte September statt.

Während sich ein Engagement im Motorsport auch auf die Entwicklung von Straßenreifen positiv auswirkt, Stichwort: Technologietransfer, so sieht Theisen das Thema doch auch durch die Marketingbrille und weiß, dass Motorsport ein guter Imageträger und ein guter Anknüpfungspunkt an die Automobilindustrie ist.

Im Laufe dieses Jahres wird Manfred Theisen viel damit beschäftigt sein, die personellen und strukturellen Voraussetzungen einer Motorsportabteilung in Deutschland in der Nähe zur Europazentrale und zum Kumho European Technical Center (KETC) zu schaffen, sodass diese – dann ausgestattet mit einem entsprechenden Budget – für die neue Saison einsatzbereit ist.

Dass der Hersteller darüber hinaus auch im Sportsponsoring ganz allgemein aktiv ist, durften die Gäste des ersten „Kumho Partners’ Weekend“ in Madrid persönlich erleben. Kumho unterhält nämlich auch eine Partnerschaft mit der Primera División, der ersten spanischen Fußballliga. Im Rahmen dieser Partnerschaft durften die Kumho-Gäste dem Madrider Stadtderby Atlético gegen Real beiwohnen – der große Höhepunkt des Partnerwochenendes – vor einer Kumho-Bande. arno.borchers@reifenpresse.de

 

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