RH Alurad „reloaded“
Die beiden Buchstaben, den Namen „RH“ werde man pflegen, sagt Wolfgang Böhmer, dessen Familie Alleingesellschafter des Attendorner Aluminiumräderanbieters RH Alurad GmbH ist. Altlasten vergangener Jahre habe man beseitigt oder abgearbeitet, vielleicht noch nicht alle, aber fast alle, wie er bekennt. „RH“ ist einer der wenigen Namen, die Markenstatus haben.
Er habe sehr viel gelernt in der Zeit seit seinem Eintritt bei RH Alurad vor etwa fünf Jahren, sagt Böhmer, der darüber hinaus darauf hinweist, dass sich in dieser Zeit der Markt auch einschneidend verändert hat. Dem müsse man sich anpassen, aber sich auch der positiven Assets besinnen, die RH Alurad auszeichnen, so den technologischen Aspekt. RH Alurad hat in der gesamten Unternehmensgeschichte Trends gesetzt, das waren auch Designs, die dann von Mitbewerbern fleißig kopiert worden sind, auch Weichenstellungen hin zur beispielsweise vor zwei Jahrzehnten mutigen Entscheidung, Kompletträder zu forcieren, aber auch eher technische Herausforderungen wie das Tiefbett oder mehrteilige Räder, die mit der Marke „RH“ bis zum heutigen Tage in Verbindung gebracht werden.
Wenn RH Alurad auf der Essen Motor Show auf einem VDAT-Gemeinschaftsstand auftritt, dann ist das das Umfeld, das zur Marke passt. Für 2015 ist die Tuning World Bodensee längst gebucht, die Essener „Reifen“ war 2014 eine gute Plattform, sich dem Markt zu präsentieren und wird das wohl auch 2016 wiederum sein. IAA und Automechanika sind kein Thema. Erstere Veranstaltung ist für einen Mittelständler mit ca. 20 Mitarbeitern ehrlicherweise eine Nummer zu groß und man geht inmitten all der glänzenden Karossen als Räderanbieter eher unter, zweitere hat ihren Nimbus als Rädermesse schon vor Jahren verspielt.
Die Marke soll (wieder) als technologiegetrieben empfunden werden, sei auf die Designneuheit „WM“ verwiesen, bei der diesem Anspruch bereits Rechnung getragen wurde: Das Klassiker wie Viel- und Kreuzspeiche vereinende Gussrad ist dank Flowforming gewichtsoptimiert; erhältlich ist es in den Größen 8×17, 8×18, 8,5×19, 9×20 und 10×20 Zoll. Wohlwissend dass sich so mancher Mitbewerber vom Geschäft mit zwei- und dreiteiligen Rädern in den letzten Jahren verabschiedet hat, verweist Wolfgang Böhmer beim Betriebsrundgang nicht nur auf von ihm initiierte Optimierungen beim Arbeitsablauf, sondern auch auf einige mehrteilige Radsätze, die gerade für die Auslieferung an Kunden montiert werden. „Tot“ sei dieses Geschäft nicht, und man verdiene damit bezogen aufs einzelne Rad sogar recht ordentlich, aber „unser Kerngeschäft ist das natürlich nicht“.
In direkter Nachbarschaft sind Reifen gestapelt, die RH Alurad direkt von den Herstellern bezieht und sich dabei (inzwischen) ausschließlich auf Premiummarken beschränkt, denn nur das passt zusammen: Beim RH-Komplettrad kommt zusammen, was zusammengehört, möchte man in Anlehnung an einen bekannt gewordenen Satz aus der deutschen Geschichte formulieren. Ein RH-Rad ist für einen Billigreifen zu schade. Aus ehemals zwei Montagestraßen hat Böhmer im Rahmen der Prozessoptimierung eine gemacht, sollte die einmal nicht ausreichen, hat er sich gleich die Flexibilität bewahrt, zu einer zweiten Komplettradstraße zurückzukehren. RH Alurad soll als seriöser Marktteilnehmer vom vermarktenden Reifenfachhandel und auch von den Autohäusern, die die Rädermarke gerne nutzen, empfunden werden. Diesem Ziel sieht sich die RH-Führung verpflichtet, alle Anstrengungen dienen dem Markennamen RH; darum „schläft“ aktuell auch der zweite Name Artec. Ob es je wieder ein Szenario gibt, um ihn aufzuwecken, weiß Böhmer nicht. Mit den Billigheimern im Markt lässt sich RH nicht in einen Topf werfen, für eine preisgünstigere Schiene unterhalb von RH sollen aktuell auch keine Ressourcen verschwendet werden. Dass man mit Blick auf die andere Seite des Marktes preislich unterhalb der ganz wenigen Leuchttürme im Markt positioniert ist, ist nun einmal „den Fehlern der Vergangenheit geschuldet“, von denen Böhmer bedauernd spricht, das könne nun mal nicht ungeschehen gemacht werden. Der Markt ist nicht einfach, aber man kalkuliere so, dass man jedenfalls nicht draufzahle, sondern ein klein wenig doch hängenbleibe. RH Alurad hat jedenfalls im Gegensatz zu den allermeisten Wettbewerbern in der Vergangenheit auch schon mal Preise erhöht, um auskömmlich zu wirtschaften.
Dazu gehört natürlich auch, zu den richtigen Preisen einzukaufen. China-Lieferanten habe man aktuell nicht und sehe man in absehbarer Zeit auch nicht, RHs Haupträderproduzenten haben ihre Fabriken in Taiwan und Indonesien sowie in der Türkei. Wobei bei den türkischen Partnern deren Fähigkeit zur schnellen Reaktion hervorgehoben wird. Wenn etwas gebraucht wird, hat RH die Ware bereits nach wenigen Wochen.
Gerade die preisgünstigeren Anbieter des Marktes vermarkten 70 Prozent und mehr ihres Rädervolumens im Herbst, RH liegt bei etwa 50 zu 50. Das ist in jedem Falle die wirtschaftlich gesündere Verteilung. Mit dem Programm, mit dem RH Alurad in den Frühling des Jahres 2015 geht, will man auch seine Freude am schönen Design zum Ausdruck bringen. Und das geschieht nicht durch ein ausgeufertes Programm. Da gab es Wildwuchs, der an einigen Ecken auch mal sehr deutlich beschnitten werden musste. Künftiger Erfolg von RH Alurad im Markt hängt auch davon ab, ob der Spagat zwischen einem Volumenanbieter mit weniger als bisher, aber dafür für ein Grundvolumen stehende Produktlinien einerseits gelingt und technologisch anspruchsvollen Designs andererseits. Die Marke RH steht eher für großdimensionierte Räder; und auch in diesem Sinne wird das Sortiment gestrafft, sodass es zukünftig lediglich noch ein Design geben soll, das in 15 und 16 Zoll im Angebot verbleibt, während ansonsten die Devise gilt „17 Zoll und aufwärts“.
Wolfgang Böhmer hat die RH-Mannschaft im Jahre 2014 neu aufgestellt und auch in diesem Jahr weitere Anpassungen vorgenommen. Auch weiterhin soll hinsichtlich Marketing und Werbung investiert, sollen auch Mitarbeiter neu eingestellt werden. An Bewährtem wird festgehalten, so wird der Markt in Abhängigkeit von der Region durch Handelsvertreter und eigenem Außendienst gleichermaßen bearbeitet. Da ist man ganz pragmatisch. Natürlich ist das Exportgeschäft noch stark ausbaufähig, immerhin: In der Schweiz, in Österreich und den Niederlanden habe man schon tragfähige Strukturen, aber nicht jeder Markt biete so viel Potenzial, dass seine Erschließung allererste Priorität hätte.
So muss gerade angesichts neuer Medien auch über neue Absatzkanäle nachgedacht werden, zeigt sich Böhmer neuen, auch bisweilen (noch) unkonventionellen Wegen gegenüber offen. Die RH Alurad GmbH soll als modernes Unternehmen wahrgenommen werden, man wolle an der Spitze des Marktes mitmarschieren. „Wir müssen die Nischen des Marktes finden oder kreieren, dann werden wir auch unternehmerisch sehr erfolgreich sein“, zeigt sich der Vollblutunternehmer Böhmer, der über die Region hinaus durch die „Atta-Höhle“ bekannt ist, höchst ambitioniert. detlef.vogt@reifenpresse.de
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