Weiteres Borbet-Werk wird bei Görlitz errichtet
Die Firma Borbet (Stammsitz mit Werk in Hallenberg-Hesborn/Sauerland) gilt mit einer Jahreskapazität von knapp unter zwanzig Millionen Aluminiumgussrädern hinter der chinesischen CITIC Dicastal Wheel Manufacturing Co. Ltd. und aktuell knapp hinter dem Erzrivalen Ronal als drittgrößter Hersteller weltweit. Vor allem der Wettstreit mit der Ronal AG (Härkingen/Schweiz) befeuert beide Unternehmen immer wieder, jetzt könnte sich Borbet mit dem Bau eines neuen Werkes in Kodersdorf vor den Toren von Görlitz an Ronal vorbeischieben – bis zum nächsten Konter der Schweizer.
Kodersdorf (Landkreis Görlitz im Osten des Freistaates Sachsen an der Grenze zu Polen) ist mit gleich zwei entsprechend ausgewiesenen Arealen ein Industriestandort mit Förderpriorität durch das Bundesland. Der Standort liegt äußerst verkehrsgünstig: Es gibt einen „eigenen“ Anschluss an die Bundesautobahn A4, die zentrale Trasse auf der mitteleuropäischen West-Ost-Verbindung. Nach Dresden zum Flughafen fährt man weniger als eine Stunde, vor allem sind in der Nähe gleich mehrere deutsche Automobilwerke von BMW, Porsche und VW angesiedelt. Auch jenseits der nahen Grenzen zu Polen und Tschechien bzw. sogar zur Slowakei werden Autos gebaut und befinden sich für Borbet interessante Erstausrüstungskunden.
Zur Borbet-Gruppe gehören heute acht Standorte mit etwa 4.000 Mitarbeitern, die im Jahre 2014 einen Umsatz von etwas über 900 Millionen Euro erwirtschaftet haben. Neben der genannten Zentrale und dem Werk im nahen Medebach gibt es in Deutschland noch die Borbet Vertriebs GmbH in Neuching bei München sowie die Fabrikstandorte Borbet Solingen GmbH und die Borbet Thüringen GmbH (Bad Langensalza). Als hundertprozentige internationale Tochterunternehmen und Produktionsstandorte finden sich ferner die Borbet Austria GmbH in Ranshofen (Österreich), die Borbet Alabama Inc. in Auburn (USA) und die Borbet S. A. (Pty) Ltd. in Port Elizabeth (Südafrika) unter dem Dach der Gruppe vereint.
Dank der hohen Akzeptanz, die Borbet nach eigenen Aussagen bei den Kunden hat, ist die Nachfrage nach Leichtmetallrädern weiter gestiegen, sodass die bisherigen Kapazitäten nicht mehr ausreichen. Aus diesem Grunde hat das Unternehmen eine umfangreiche Standortuntersuchung bezüglich einer weiteren Produktionsstätte gemacht. Es sind Standorte in Tschechien, Polen, Ungarn, Brasilien, Thüringen, Brandenburg und mehrere Alternativen in Sachsen untersucht worden. Bereits auf der Essener „Reifen“ vor knapp einem Jahr war von einem favorisierten Ort an der deutsch-polnischen Grenze die Rede. Bei einem Telefonat mit Firmenchef Peter Wilhelm Borbet (78) stellte dieser eine finale Entscheidung für diese Woche in Aussicht, sprach aber bereits vom Standort Kodersdorf: Vorgesehen ist eine Kapazität von ca. zwei Millionen Leichtmetallrädern pro Jahr. Die Zahl der Arbeitsplätze, die geschaffen werden, wird ca. 300 bis 400 betragen.
MP Tillich: Starkes Signal für Lausitz
Der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen Stanislaw Tillich hat sich erfreut über eine geplante Industrieneuansiedlung in Kodersdorf gezeigt. „Es freut mich sehr, dass die Unternehmensgruppe Borbet sich am Ende für Sachsen entschieden hat“, so Tillich gestern. „Das ist ein großer Vertrauensbeweis und gleichzeitig ein starkes Signal und Zukunftszeichen für die Region. Herzlich willkommen!“ Bei dem Vorhaben handele es sich um eine der größten Industrie-Investitionen in der Lausitz der vergangenen Jahre. Tillich verwies darauf, dass der Gemeinderat am Dienstagabend bereits grünes Licht für die Millioneninvestition gegeben hat. „Ich bin zuversichtlich, dass nun schon bald die letzten Formalitäten erledigt sind und mit der Errichtung des neuen Werks begonnen werden kann.“
Punkten konnte der Standort in der Lausitz neben der vorhandenen sehr guten Infrastruktur vor allem auch mit dem in der Region vorhandenen Wissen und Können und den hochqualifizierten und motivierten Fachkräften, heißt es in einer Pressemitteilung des Bundeslandes. Mit der Ansiedlung von Borbet im Freistaat könne die Wertschöpfungskette der sächsischen Automobilindustrie um ein weiteres Stück ausgebaut werden. In Sachsen sind mittlerweile rund 70.000 Menschen mit dem Bau von Kraftfahrzeugen beschäftigt. detlef.vogt@reifenpresse.de
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