GZO und R²: Räderpolieren auf höchstem Niveau
Das Akronym GZO steht für Gleitschliffzentrum Oranienburg, die GZO Oberflächentechnik GmbH ist gewissermaßen die Muttergesellschaft der Vertriebsorganisation R² Felgenveredelung GmbH, die in Oranienburg vor den Toren Berlins ihren Sitz hat und in den gleichen Räumen wie die GZO residiert, erklären die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Petra Domnick und Dirk Gather. 1993 gegründet, hatte sich das Unternehmen etwa ein Jahrzehnt später als Dienstleister der Aluminiumräderbranche angedient – und ist inzwischen die erste Adresse, wenn es um die Oberflächenveredelung von Premiumrädern für Premiumautomodelle geht. Die großen europäischen Räderhersteller kennen R² und wissen das Unternehmen zu schätzen, die Automobilhersteller und speziell solche, die für ihre Luxus- und Hochleistungsmodelle stets nach Perfektion suchen, auch. Eine noch unterrepräsentierte Klientel sind die Tuner.
Als Dirk Gather Anfang 2008 vom Betriebsleiter zum Gesellschafter avancierte, konnte das Unternehmen auf eine kontinuierlich positive Geschäftsentwicklung zurückblicken – und dann kam urplötzlich die schwere Wirtschafts- und Finanzkrise, die auch um GZO/R² keinen Bogen machte. Das habe er sich vorher schon anders vorgestellt, räumt er ein. „Durchgewurschtelt“ hat sich das Unternehmen in der Folgezeit allerdings nicht, vielmehr wurden Prozesse und Produktion umstrukturiert, wurde konsequent in eine völlig neue Produktionslinie investiert mit dem Ziel, die Kernkompetenz Gleitschleiftechnik auf ein noch höheres Level zu hieven. Und dabei verweist Gather beim Gang durch die Anlagen auf den Fertigungsschritt Vibrationsgleitschleifen, wo zum Beispiel Aluminiumräder, nachdem sie beispielsweise vorher schon durch Tauchschleifen auf hochglanzverdichtet worden waren, gewissermaßen „den letzten Schliff“ erhalten. Solcherlei „Verfahrenskombinationen“ aus mehreren Schleif- und Polierschritten mit den adäquaten Kunststoffschleifkörpern für die brillante Optik kann nur ein sehr spezialisierter Betrieb bieten. Angesprochen auf die hohen Investitionskosten, dankt Dirk Gather seinem Maschinenlieferanten, der damals sehr entgegenkommend gewesen sei.
Darüber hinaus habe man auch eine Lernkurve durchlaufen, verweist er auf den Wareneingangsbereich, wo seine Mitarbeiter angelieferte Räder, die von den Herstellern gewiss schon als „perfekt“ beurteilt worden sind, für die weiteren Prozesse in Oranienburg vorbehandeln. So konnte unter anderem auch die Ausschussquote gravierend gesenkt werden. Die Endkunden für die Guss- und Schmiederäder – das sind die Hersteller von Luxusmarken oder Automobilhersteller für ihre Premiummodelle bzw. ihr Werkstuning – erwarten mehr, als ihr Serienzulieferer leisten kann. Dass Räderhersteller auch schon mal versucht haben, das ultimative Finish in Eigenleistung zu erbringen, ist bekannt. Aber nie ist es gelungen, das R²-Niveau zu erreichen. „Es ist auch schon passiert, dass wir Oberflächenlösungen bieten konnten, auf die zu hoffen Kunden gar nicht gewagt haben“, verweist der Geschäftsführer beispielsweise auf ein Ausstellungsstück in seinem Besprechungsraum, das edel aussehen, eine dezente Optik haben und Understatement ausstrahlen sollte. Es sollte eine „chromnahe“ Oberfläche haben ohne die Aufdringlichkeit des Echtchroms, das ein Stück „too much“ gewesen wäre.
Eine Vorreiterrolle habe man sicher beim partiellen Polieren eingenommen und bietet ganz sauber im industriellen Maßstab entgratete/polierte Bicolor-Räder. Beim Thema Farbe habe man sehr viel experimentiert, so Gather, farbig lackieren sei keine Herausforderung, obgleich da gelegentlich mit ökologisch bedenklichen Beschichtungen gearbeitet werde. Ob „black polished“, „gold polished“, „red polished“ – grundsätzlich sei jede Farbe und jede Farbabstufung möglich, das polierte Aluminium scheint in gewünschter Intensität durch. Große Serien sind das nicht, aber beispielsweise im arabischen Raum oder in China gibt es eine Klientel, die für „Color-polished“-Räder bereit ist, den hohen Fertigungsaufwand auch zu honorieren.
Die aktuellen Kapazitäten beziffert Dirk Gather auf etwa 4.000 Räder monatlich, wobei nicht allein das Equipment die Grenze vorgibt, sondern beispielsweise die Lagerkapazität und der Faktor Zeit. Der Mittelständler arbeitet zwar nach industriellen Maßstäben und ist damit schneller als beim Polieren per Hand und kennt auch keine Qualitätsschwankungen, zeitaufwendig ist es dennoch. Unbedingte Kundenorientierung hat man sich auf die Fahnen geschrieben, wie der Besucher gleich bei Betreten des Empfangs vermittelt bekommt. Weil aber gerade bei Kleinserien, Prototypen (nicht jedes Design ist per se polierbar) und Rädern für Messen oder Shows oft ein extremer Zeitdruck herrscht, kann sehr spontan auf 3-Schicht-Betrieb an sechs Tagen umgeswitcht werden, bietet man einen „Over-Night-Service“ – das ist nur möglich mit sehr zufriedenen und engagierten Mitarbeitern, die allesamt ein absolutes Qualitätsbewusstsein haben.
Man könne grundsätzlich alles entgraten, nicht nur alle Metalle, sondern auch Kunststoffe (Beispiel Brillen). Bei vielen Produkten kommt es auf die perfekte Optik an, so bei gegossenen und geschmiedeten Aluminiumrädern (die gut ein Drittel des GZO-Umsatzes ausmachen) oder dekorativen Beschlägen. Aber es geht auch um absolut glatte Flächen für Industrieprodukte aus der Antriebstechnik oder im Gerätebau. Gleitschleifen (oder Gleitspanen) führt zum „High-end-Finish“. detlef.vogt@reifenpresse.de
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