RTC sieht ein Jahr nach Team-Austritt „praktisch keine negativen Veränderungen“
Ein Jahr ist es nun her, dass die RTC Reifen-Team GmbH & Co. KG aus der Team-Kooperation ausgetreten ist. Auch im Nachhinein sehen es die Verantwortlichen in Beirat und Geschäftsführung als „richtige Entscheidung der Gesellschaft“, die damals vor dem Hintergrund einer „anderen strategischen Ausrichtung und der Wirtschaftlichkeit der Kooperation“ getroffen wurde. Im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITNG zeigten sich Vertreter von RTC Reifen-Team entsprechend erleichtert, hatte die Entscheidung doch für alle Beteiligten einen Neuanfang bedeutet. Während die Team-Kooperation durch den Austritt von RTC und gleichzeitig auch von Reifen Helm gleich zwei große Gesellschafter und damit ein Drittel ihrer Verkaufspunkte verloren hat, kann man aufseiten der in Ludwigsfelde-Genshagen ansässigen RTC „praktisch keine negativen Veränderungen feststellen“.
Dieser Beitrag ist in der Januar-Ausgabe der NEUE REIFENZEITUNG erschienen, die Abonnenten hier auch als E-Paper zur Verfügung steht.
Auch wenn es Erich Bänecke (Bänex Reifen- und Fahrzeughandel und Service GmbH, Königsborn) und Matthias Ecke (RTC Reifen und Autoservice Kuttnick, Samswegen) aus dem RTC-Beirat sowie Geschäftsführer Andreas Nötzel fern liege, schlecht über ehemalige Partner zu reden, so erschien den RTC-Verantwortlichen sowie sämtlichen Gesellschaftern der damalige Austritt aus der Team-Kooperation doch als einziger logischer Schritt. Die größte Last dabei freilich: die Kostenbelastung. Team-Mitglieder zahlten ihre Beiträge entsprechend der Anzahl ihrer Niederlassungen bzw. ihrer Verkaufspunkte. Die RTC hatte zum Zeitpunkt des Austritts 34 Gesellschafter mit 50 Verkaufspunkten und zählte sich demnach – neben Reifen Helm, ebenfalls Anfang 2014 ausgetreten – zu den Nettozahlern der Team-Kooperation. Die Beiträge bedeuteten gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine erhebliche finanzielle Belastung für die RTC-Gesellschafter, gerade wenn ein zunehmendes Missverhältnis zwischen dem finanziellen Aufwand und den erbrachten Gegenleistungen wahrgenommen wird.
Gerade vor dem Hintergrund der damaligen Gesellschafteraustritte, „die definitiv nicht ohne Ankündigung kamen“, so Nötzel heute, wären eigentlich Kostenreduzierungen angezeigt gewesen, meint Nötzel. Doch auch aufseiten der Ausgaben habe die RTC bei ihren damaligen Team-Mitgesellschaftern „keinen Veränderungswillen“ vorgefunden. Man habe es in den Reihen der Gesellschafter mit „zu vielen unterschiedlichen Interessen“ fernab der Ideen der damaligen Team-Gründungsmitglieder zu tun gehabt, bilanziert Erich Bänecke aus dem RTC-Beirat seine Erfahrungen und ist froh, dass man in Ludwigsfelde-Genshagen jetzt „den Kopf frei“ habe, die RTC nach außen hin weiterzuentwickeln, anstatt sich ständig mit dem Innenverhältnis zu befassen.
Während es bei der Verteilung der Mitgliedsbeiträge und der Kostenstruktur offenbar zu einer unlösbaren Pattsituation in der Team-Kooperation gekommen war, habe es darüber hinaus auf der anderen Seite im Flottengeschäft auf Team-Ebene Entwicklungen gegeben, und zwar in der Zusammenarbeit mit der 4Fleet Group, die man sich bei der RTC nicht leisten konnte oder nicht leisten wollte. Die RTC hatte dies als „sich widersprechende strategische Ausrichtungen“ bezeichnet, als sie ihren Team-Austritt Ende 2013 in einer Mitteilung öffentlich kommentierte.
Seit dem 1. Januar 2014 nun kümmert sich die RTC-Zentrale allein um ihre Gesellschafter und tut dies – so bestätigen die Beiratsmitglieder Erich Bänecke und Matthias Ecke – auf eine Weise, dass „wir praktisch keine negativen Veränderungen feststellen“ können. Dies sei insbesondere auch deshalb befriedigend, da einige der ehemaligen Team-Partner den angekündigten RTC-Austritt belächelt und nicht geglaubt hätten, die RTC könne alleine über die Runden kommen. „Was wollt ihr ohne Team?“, war eine der Fragen, an die sich Nötzel nicht gerne zurückerinnert.
Trotz des Austritts aus der Team-Kooperation habe sich der nominale Kostenaufwand für die jeweiligen RTC-Gesellschafter zunächst nicht verändert, bescheinigen Nötzel, Bänecke und Ecke gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG. Natürlich erhielten alle RTC-Gesellschafter weiterhin dieselben grundsätzlichen Zentralen-Leistungen wie auch während der Team-Zeit. Aber eben nicht nur das: Man könne in Ludwigsfelde-Genshagen in der RTC-Zentrale jetzt auch effizienter und zielgerichteter arbeiten, weil man eben entsprechende Verabredungen mit Lieferanten und Industriepartnern selber treffen könne, ohne dass die Team-Zentrale noch involviert wäre. Der RTC-Sonderstatus als Kooperation in der Kooperation hatte es Nötzel zufolge eh in der Regel mit sich gebracht, dass die RTC-Zentrale von der Team-Zentrale getroffene Vereinbarungen „umspannen“ musste, damit sie auch auf die Konstruktion der RTC als Kooperation mit wiederum eigenständigen Gesellschaftern passte. Mit anderen Worten: Es wurde entsprechend nachverhandelt.
Wenn die RTC-Zentrale heute die Ergebnisse ihrer eigenen direkten Industriegespräche vorlegt, seien die Konditionen in der Regel besser als die, die man zuvor erhalten hatte. Neben den schlankeren Strukturen habe auch „das gute, von Verlässlichkeit und Loyalität geprägte und auf eine lange Partnerschaft angelegte Gesprächsklima mit den Industrievertretern“ für entsprechende Rahmenbedingungen gesorgt, die den RTC-Gesellschaftern zugute kämen, so Nötzel weiter. Man habe „ein gutes Image“ und praktiziere „ein Geben und Nehmen“. Dass entsprechende Entwicklungen nicht zum Nachteil der 34 RTC-Gesellschafter seien, ließe sich unter anderem auch an deren geringem Quereinkauf ablesen, der Nötzel zufolge nur bei geschätzten zehn Prozent liegt.
Gesteigerte Effizienzen aufseiten der Zentrale und verbesserte Konditionen sollen aber mittelfristig auch dazu führen, dass die Beiträge der Gesellschafter zur Kooperation (die Pauschalen) sinken können, betont der Geschäftsführer. Gleichzeitig sollten sich diese Veränderungen auch in den Bonuszahlungen der Zentrale an die Gesellschafter bemerkbar machen.
In Bezug auf das Flottengeschäft habe sich ebenfalls einiges zum Guten gewandelt, erläutern Erich Bänecke und Matthias Ecke. War man früher an die Abrechnung über die Servicequadrat GmbH & Co. KG – ein Gemeinschaftsunternehmen von point S Deutschland und Team – gebunden, so sei man heute frei in der Wahl seiner Partner. Gerade der gewerbliche Kunde entscheide oftmals „über das Wohl und Wehe eines Reifenhändlers“, so Bänecke. Läuft im Flottengeschäft etwas schief, sei das in der Regel überaus nachteilig für die Roherträge vieler Händler. Man arbeite zwar weiterhin mit Servicequadrat zusammen – der einzige noch bestehende formelle Berührungspunkt zwischen RTC und Team; erwartet werden auch hier schlanke Strukturen und Kostenreduzierungen. Darüber hinaus pflege man aber auch Beziehungen zu anderen Organisationen im Flottengeschäft und Andreas Nötzel ist sich sicher, dass weitere entsprechende Rahmenverträge folgen werden, und zwar für Pkw- wie auch für Lkw-Flotten; die 34 RTC-Gesellschafter betreiben aktuell 38 Pannen-Lkws, was sie zu begehrten Flottenpartnern in der jeweiligen Region mache.
Die RTC hat das Jahr 2014 zur entsprechenden Neuausrichtung genutzt und will im neuen Jahr mit dem Tagesgeschäft weiter vorankommen. Dazu gehört auch ein weiteres Wachstum der Kooperation. Wie Andreas Nötzel im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erläutert, werde bereits zum 1. Januar ein neuer Gesellschafter der RTC Reifen-Team beitreten, zum 1. Februar folgt ein weiterer. Dann hätte die Kooperation 36 Gesellschafter und 53 Verkaufspunkte. Man sei außerdem bereits mit drei weiteren Gesellschaftern in aussichtsreichen Verhandlungen über einen möglichen Beitritt zur RTC 2015.
„Leistung, Qualität und Bodenständigkeit, darüber definieren wir uns“, so RTC-Geschäftsführer Andreas Nötzel. Dabei ist jeder RTC-Gesellschafter dreifach ISO-zertifiziert – beim Fuhrparkmanagement, dem Kfz-Service wie auch dem Reifenservice –, was den Anspruch der Zentrale an die Gesellschafter zum Thema „Qualitätsvermarktung“ unterstreicht. Auch 2015 wird die Gesellschaft wieder ISO-zertifiziert. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen sich die verschiedenen Absatzkanäle gegenseitig kannibalisieren und einen enormen Preis- und Margendruck aufbauen, „ist Kundenbindung nur über das Thema Qualität und Service zu erreichen“, ist man in der RTC-Zentrale überzeugt. Und mittlerweile diskutiere man auch in den Reihen der Gesellschafter viel intensiver über entsprechende Details der Vermarktung vor Ort als noch vor über einem Jahr, als man noch mit dem Lösen offenbar „unlösbarer Probleme“ beschäftigt war. arno.borchers@reifenpresse.de
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