Reifen Pinke: Runderneuerung Teil der Kundenbindung
Es ist auch für kleine und mittelständische Reifenvermarkter kein Geheimnis, dass zum Angebot eines Vollsortimenters mit besonderer Ausrichtung auf das Nutzfahrzeugreifengeschäft immer auch ein entsprechendes Runderneuerungsangebot gemacht werden muss. Heute verlangen viele Kunden unter den Spediteuren nach einer wirtschaftlich wie ökologisch nachhaltigen Weiternutzung ihrer Karkassen über das erste Reifenleben hinaus. Gerade Reifenfachhändler mit eigener Produktion können dabei von mehreren Vorteilen direkt profitieren, wie ein Besuch bei Reifen Pinke in Brilon zeigt.
Das Unternehmen Reifen Pinke zählt im Hochsauerlandkreis zu den festen Institutionen des regionalen Reifenhandels. Gegründet 1952, heute in dritter Generation durch Jörg Pinke geführt, gehört zum Betrieb neben den drei der Kooperation point S angehörenden Niederlassungen in Brilon, Olsberg und Lennestadt – wobei die beiden letztgenannten Standorte 1993 resp. 2005 übernommen wurden – auch seit über 30 Jahren eine eigene Kaltrunderneuerung am zentralen Standort in Brilon. „Für uns ist die Runderneuerung ein wichtiger Servicebestandteil unseres Endkundengeschäftes“, erläutert Geschäftsführer Jörg Pinke im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Mit anderen Worten: Pinkes Endkunden, also die Spediteure und Fuhrparkbetreiber im Umkreis von bis zu 80 Kilometer, verlangen heute ein entsprechendes Angebot von ihrem Neureifenanbieter. Somit hat die Runderneuerung für den Reifenhändler mit seinem „erklecklichen Lkw-Reifenanteil am Gesamtgeschäft“ einen wichtigen Stellenwert als Kundenbindungsinstrument.
Natürlich könne Reifen Pinke die runderneuerten Reifen auch zukaufen, gibt es doch in der Region genügend Runderneuerer. Die wesentlichen Vorteile einer eigenen Runderneuerung liegen dabei aber auf der Hand: Natürlich könne Reifen Pinke mit absoluter Flexibilität auf Kundenwünsche reagieren und müsse sich nicht auf die Zuarbeit eines externen Runderneuerers verlassen. Dies kommt insbesondere dann zum Tragen und zeige sich auch als Vorteil aufseiten der Logistik, wenn man sich den hohen Anteil an Kundenkarkassen vergegenwärtigt, auf den Jörg Pinke vertrauen kann: wenigstens 30 Prozent. Warum sollte ein Kunde Neureifen bei Pinke kaufen und diese dann anderswo zum Runderneuern geben – ohne dann auch dort später einmal die Neureifen zu kaufen?
Ebenfalls kann das Traditionsunternehmen dabei sehr vom eigenen Filialnetz profitieren. Einerseits ist dies – wie für alle kleinen und mittelständischen Runderneuerer – ein ganz zentraler Absatzkanal, über den ein Großteil der eigenen Produktion vertrieben wird. Tendenziell zeigt sich dabei, dass dieser selbstkontrollierte Absatzkanal immer mehr an Bedeutung gewinnt, verschieben sich doch auf dem ganzen Markt langsam die Anteile von unabhängigen Runderneuerern hin zu industriell operierenden Unternehmen. Neben Michelin, deren Neureifen Pinke überdurchschnittlich stark vermarktet und mit der Remix-Runderneuerung flankiert (Reifen Pinke ist Michelin-zertifizierter Fachbetrieb), fungiert das Angebot der eigenen Kaltrunderneuerung als ideale Abrundung des Sortiments. Die eigene Produktion findet dabei wenigstens zur Hälfte Abnehmer über die drei Pinke-Filialen. Daran zeigt sich die Bedeutung des eigenen Netzwerks als Absatzkanal. Dass die zweite Hälfte der Produktion aber im klassischen Wiederverkauf auf den Markt kommt, werfe ebenfalls ein positives Licht auf die Qualität der Pinke-Runderneuerten, so der Geschäftsführer.
Ebenfalls ist natürlich der Vertrieb über das eigene Filialnetz wichtig, wenn es um die Beschaffung runderneuerungsfähiger Karkassen geht. Wie bereits erwähnt: Ein Drittel der Produktion in Brilon besteht aus Kundenkarkassen. Für die verbleibenden zwei Drittel kann Jörg Pinke sich indes ebenfalls vorwiegend auf Karkassen verlassen, die aus dem eigenen System stammen, also von den Spediteuren und Fuhrparkbetreibern, die ihre Neureifen über eine der drei Pinke-Filialen beziehen und dem Runderneuerer entsprechend den ‚Erstzugriff’ auf die Karkassen gewähren. Gerade vor dem Hintergrund zunehmend geschlossener und von der Industrie dominierter Systeme bzw. Netzwerke im Reifenmarkt wird es immer wichtiger, eine gute Lösung für das immer mehr oder weniger stark ausgeprägte Karkassenproblem zu haben. Als quasi „Selbstversorger“ muss Jörg Pinke sich immer nur zum kleinen Teil auf Karkassenhändler und deren Ware verlassen. Dies spielte für den point-S-Partner Reifen Pinke umso mehr eine Rolle, als man sich natürlich klar als Qualitätsvermarkter und Reifenfachhändler mit Premiumanspruch in der Region positioniert hat und gerade diejenigen Karkassen benötigt, um die auch die Industriesysteme die Karkassenhändler umgarnen, um das Flottengeschäft in Gang zu bringen bzw. am Laufen zu halten. „Gerade für kleine Runderneuerer wie uns wird es zunehmend schwer“, so Jörg Pinke, „gute, runderneuerungsfähige 1A-Karkassen auf dem Markt zu bekommen.“ Dies liege nicht zuletzt auch daran, weil sich ein Teil der früher in Deutschland gedeckten Nachfrage heute Richtung Osten verschiebt, weil dort aus Kostengründen viele der europaweit arbeitenden Speditionen ansässig sind.
Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil der eigenen Pinke-Runderneuerung liegt ebenfalls auf der Hand: Das Verfahren und die dabei gebrauchten Geräte und Anlagen sind allesamt komplett durchentwickelt. Eine neue Raumaschine oder ein neuer Autoklav helfen zwar, die Effizienzen in der Produktion zu steigern. Sie kosten aber auch immer viel Geld, ohne das Produkt an sich nennenswert zu verbessern, ergänzen Peter Maresch und Peter Frost bei einer Führung durch die Runderneuerung. Beide arbeiten seit Jahren bei Reifen Pinke in der Produktion und sind mit den genutzten Anlagen hochzufrieden. Am Ende des Tages sei das zur Anwendung kommende Handwerk sowie das Material – also Karkasse und die Laufstreifen – entscheidend für die Qualität der Runderneuerung. Dass Reifen Pinke dabei nahezu ausnahmslos Material von Marktführern wie Kraiburg und Marangoni nutzt, unterstreicht den Anspruch.
Und dass natürlich das Verfahren der Kaltrunderneuerung an Flexibilität und Kosteneffizienz nicht zu überbieten ist, bedarf keiner großen Erklärung. Es sind weder teure Pressen, Formen oder Extruder erforderlich. Auch kann bei Bedarf kontinuierlich gefertigt werden, da eben keine Pressen mühsam auf neue Formen umgestellt werden müssen. Jörg Pinke hat zwar grundsätzliches Interesse, sich mit seiner Runderneuerung einem Systemanbieter anzuschließen. Nur stellt sich dabei stets die Frage nach der wirtschaftlichen Tragfähigkeit einer solchen Entscheidung, würden daraufhin doch einige Investitionen notwendig werden, etwa in eine Shearografie. Und da das Traditionsunternehmen Pinke gerne langfristig plant und Jörg Pinke bereits daran denkt, wie eventuell einmal in einigen Jahren die vierte Generation der Familie das Unternehmen führen wird, möchte er sich entsprechende Entscheidungen eben nicht leicht machen.
Reifen Pinke fertigt mit seinen drei Produktionsmitarbeitern in der Regel zwischen 5.000 und 7.000 Reifen im Jahr, wobei ein Durchlauf im Autoklav bis zu zehn Reifen abheizen kann. Runderneuert werden dabei neben den klassischen 22,5-Zoll-Lkw-Reifen auch Leicht-Lkw-Reifen. arno.borchers@reifenpresse.de
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