Gammas „Premium Kunden Event“
Mitte Juni hat die Gamma Reifen & Felgen Großhandels AG (Friesoythe) in Hamburg ein großes „Premium Kunden Event“ veranstaltet. Das Wetter spielte perfekt mit, was für den zweiten Tag der Veranstaltung – einer Elbkreuzfahrt mit dem Museumsschiff Cap San Diego, das getrost als Wahrzeichen des Hamburger Hafens bezeichnet werden kann – ja nicht unerheblich war. Allerdings ist es dem Organisationsteam rund um Gammas Hauptgesellschafter Stephan Warm (49) gelungen, bereits am ersten Tag in den Räumen eines für Großveranstaltungen dieser Art bestens geeigneten Hamburger Nobelhotels eine äußerst schnelle Abfolge qualitativ hochwertiger Highlights zu arrangieren.
Vor etwa zehn Jahren hatte der Großhändler mit einer aufwendigen Präsentation der Marke Sportiva in Hannover das erste Mal im deutschen Reifenhandel so richtig auf sich aufmerksam machen können, war vor sieben Jahren auch schon mal mit einem Event samt kleiner Hausmesse im Hamburger Elysée und hat zwischendurch an seine Partner immer wieder mit kleinen Aufmerksamkeiten und größeren Handelsevents gedacht. „Differenzierung“ dürfte Stephan Warm das wohl nennen und meint damit, anders sein zu wollen als die Mitbewerber im Markt. Mit dem „Premium Kunden Event“ hat er allerdings jetzt die Messlatte sehr hoch gelegt, man darf gespannt sein, ob er dieses Event eines Tages toppen kann oder will.
Mit solchen Händlerevents steht Gamma in der Tradition großer Tagungen der Reifenhersteller in den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrtausends. Es mag nachvollziehbare Gründe wie geringere Budgets oder die hohen Gagen „echter Stars“ geben, die zum Einschlafen derartiger Veranstaltungen geführt haben, mit denen sich die Pirellis, Michelins und Continentals dieser Reifenwelt einst gegenseitig überbieten wollten. Reifenhändler Gamma ist mit seiner Art der Präsentation jedenfalls in ein Vakuum vorgestoßen, das die genannten Firmen hinterlassen haben.
Und mit Michelin und Pirelli haben zwei dieser Reifenhersteller sowie Yokohama und Goodyear Dunlop mit ihren „Subevents“ in Hamburg dazu beigetragen, dass Gamma diese „Tradition großer Feste“ im Branchenkreis wieder aufleben lässt. Monate hat die Vorbereitung in Anspruch genommen; wo es ging, griff man auf eigene Ressourcen zurück, wo nicht, holte man Expertise von außen. Ein Verdacht, dass da an irgendeiner Stelle gespart worden sein könnte, weil möglicherweise ein Budget überschritten war, kam zu keiner Zeit auf. Alles hochprofessionell halt und immer qualitätsorientiert. Vielleicht hat nicht jeder engagierte Künstler einen berühmten Namen, erstklassig aber ist jeder allemal.
Die Begeisterung von Händlern findet auf den Seiten des Online-Gästebuches von Gamma ihren Niederschlag, weitere befragte Gäste stoßen ins gleiche Horn. Stephan Warm hört’s gerne, der entsprechenden Berichterstattung in den Medien steht er reserviert gegenüber. Was die Veranstaltung selbst anbelangt und den dortigen Kontakt mit seinen Kunden, so bekennt er sich zur Extrovertiertheit. Obwohl: „Ich bin Reifenhändler, kein Entertainer.“ Das mag der Beobachter als Koketterie empfinden, und der schreibende Journalist weiß sich mit dieser Einschätzung nicht alleine. Ein Saxophon-Remix der berühmt gewordenen Martin-Luther-King-Rede „I have a dream“ auf dem Event greift Stephan Warm als Person auf: „Ich lebe meinen Traum.“ Was das Unternehmen selbst anbelangt, so will Gamma der Öffentlichkeit solche Einblicke eigentlich nicht geben und sei eher introvertiert. Daher ist Warm im Gespräch mit Unternehmenszahlen auch eher zurückhaltend, die Anzahl der Aktivkunden (kauft einmal im Monat) müsse doch nicht in der Zeitung stehen, den Jahresumsatz muss der reine Pkw-Grossist aufgrund seiner Rechtsform als (nicht börsennotierte) Aktiengesellschaft veröffentlichen: Es sind 108 Millionen Euro, ausschließlich bestritten durch das Pkw-Segment. 86 Mitarbeiter hat das Unternehmen aktuell, anderthalb Dutzend davon präsentiert der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsgesellschafter auf der Bühne zu Beginn der Veranstaltung – darunter der Bruder und zweite Aktionär Thomas Warm (47) –, um zu verdeutlichen, dass man den Unternehmenserfolg ja nur im Team erreichen könne. (Bei der dänischen Gamma Team A/S haben die Warms einen dritten lokalen Partner mit im Boot.)
Fast beiläufig erwähnt wird, dass Gamma in diesem Jahr das 25-jährige Betriebsjubiläum feiert. Einige Anwesende wollen sich allerdings erinnern, dass ihnen da bereits einige Jahre vor der Gründung eines Reifendienstes im fernen Ostfriesland so ein paar junge Burschen auf einer Tankstelle mit breiten Reifen und glänzenden Aluminiumfelgen aufgefallen seien und ihre automobile Affinität erahnen ließen.
Zu dem Mix aus Show, Informationen, Produktpräsentationen und Gastvortrag (von Jörg Löhr zum Thema „Erfolg beginnt im Kopf“) hat der eine Hersteller mehr mit Unternehmensdarstellung und der Kultur des Landes, aus dem die Reifen kommen, beigetragen (Yokohama), ein anderer eher mit dem Produkt „verzaubert“ (Michelin), ein anderer sich über Technologie und Marken definiert (Goodyear Dunlop) und schließlich ein weiterer den Bogen von automobilen und reifentechnischen zu musikalischen Künsten geschlagen (Pirelli). Ihre Beiträge waren ausnahmslos qualitativ hochwertig, entsprechend den Ansprüchen Warms, „immer mit dem Besten zufrieden“ zu sein (in Anlehnung an Oscar Wilde).
Eine Hausmesse gab es auch, an der sich außer den bereits genannten Firmen reifenseitig noch Falken, Maxxis und Nokian beteiligten, ferner die Aluminiumräderanbieter Alutec/Rial, CMS/RH und Tomason. Das Unternehmen sei sehr marken- und gar premiummarkenorientiert, so Warm. Weil die großen renommierten Reifenmarken für Nachhaltigkeit stehen, während sich mancher Fernostanbieter wohl schnell wieder verflüchtigen werde. Gleichwohl: Einerseits muss man auch mal den Mut haben, auch einem anerkannten Lieferanten die Zusammenarbeit aufzukündigen, wenn man von dessen Werten nicht mehr überzeugt sei. Andererseits sei gerade in den letzten Monaten eine verstärkte Nachfrage für „No names“ zu beobachten, was ihm eigentlich nicht so recht gefallen mag.
Befragt, welche Botschaft von der Veranstaltung ausgehen solle, spricht Stephan Warm von dem Bemühen, „Produkte emotionalisieren“ zu wollen wie mit der Marke Sportiva, für die Gamma das Marketing macht und von der mit dem „Snow Win 2“ zur kommenden Saison 2014/2015 ein moderner neuer Winterreifen parat steht. Für die 320 Gäste, die Gamma in Hamburg hatte, sollten „Erlebniswelten“ geschaffen werden. Als „Erlebnis“ wird das Wochenende in der Rückschau den meisten teilnehmenden Reifenhändlern in Erinnerung bleiben. detlef.vogt@reifenpresse.de
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