Deldo: „Wir konzentrieren uns auf das, was wir besonders gut können“
Viel ist im Großhandel über das harte Jahr 2013 und die Gründe dafür gesprochen worden. Dennoch gibt es offensichtlich Unternehmen, die nicht nur verdient haben, sondern auch eines der besten Jahre ihrer Geschichte hatten. Deldo Autobanden N.V. zum Beispiel, einer der größten europäischen Reifengroßhändler mit Sitz im belgischen Antwerpen, konnte Sales & Organisation Director Tom Van Dyck zufolge nicht nur einen Gewinn verbuchen – wenn auch unter dem Niveau von 2010 und 2012 –, sondern auch eines der erfolgreichsten Jahre in der mittlerweile 40-jährigen Unternehmensgeschichte erleben. Van Dyck erläutert im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG, wie diese Entwicklung zustande gekommen ist.
Tom Van Dyck zufolge musste zwar auch Deldo Autobanden im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang gegenüber den Vorjahren hinnehmen, immer in Abhängigkeit von den jeweiligen Märkten. Dennoch sei man mit den Geschäften nicht unzufrieden, gerade wann man die allgemeine Marktsituation dazu vergleiche. „Nach einigen Rekordjahren haben wir 2013 einen geringeren Umsatz gemacht. Wir haben aber den Umsatzrückgang dank einiger Gründe abfedern können“, so Van Dyck weiter. „Zuerst, weil unsere Umsätze recht differenziert ausfallen; wir sind in etlichen Regionen präsent und in vielen Märkten erfolgreich. Dann haben wir uns auf das konzentriert, was wir besonders gut können: unsere bekannten Märkte und unsere Eigenmarken. Dadurch konnten wir die Rückgänge einschränken und unsere Margen halten.“
Eigenmarken stehen bei Deldo für rund 50 Prozent der Umsätze. Und während der vergangenen anderthalb Jahre hat der belgische Großhändler „beispiellos“ in das Line-up seiner Eigenmarken investiert. „Von unserem Flaggschiff Minerva etwa gibt es jetzt 196 Sommer- und 160 Winterreifengrößen. Eine solche Range ist einfach unschlagbar. Wir haben dies erreicht, indem wir bei der Produktentwicklung weiterhin eng mit unseren Produktionspartnern zusammengearbeitet haben. Dies hat jede Menge Arbeit gemacht und Zeit gekostet. Aber wir können jetzt davon profitieren, dass wir gegenüber unseren Mitbewerbern einen enormen Vorteil haben.“
Neben der Marke Minerva, die Deldo bereits seit 1995 vertreibt, verfügt der Großhändler noch über weitere Eigen- bzw. Exklusivmarken: Fortuna, Wanli, Roadstone, Atlas, Rockstone, Imperial und seit diesem Jahr Tristar. Mit der Herstellung von Tristar-Reifen begann man im Februar und konnte bereits bei Einführung 47 Größen liefern; aktuell umfasst das Line-up bereits über 120 Größen. „Für das kommende Wintergeschäft werden wir uns ganz besonders auf Tristar konzentrieren“, so Van Dyck; in vielen Märkten war die neue Marke zu spät für das laufende Sommerreifengeschäft. Laut dem Sales & Organisation Director sei es das Ziel, mit Tristar in allen Märkten, auf denen Deldo präsent ist, auch entsprechend Fuß zu fassen.
Die Bedeutung der Eigenmarken bei Deldo Autobanden könne dabei nicht überschätzt werden. Auch wenn viel in den Aufbau des Produktes und der Marke investiert werden müsse, zahle sich dies in der Regel aus. „Viele Distributeure haben ihre Budgetmarken. Aber das ist nicht dasselbe. Unsere Marken sind eben unsere Marken. Sie gehören uns und wir können sie verkaufen, wo wir eben wollen – ohne Wettbewerb. Daher zahlt sich die Investition langfristig aus, und zwar für uns und für unsere Kunde und Händler. Sie wissen schließlich, dass sie eine Marke bekommen, die nicht schon im nächsten Jahr oder kurze Zeit später wieder verschwindet. Diese Kontrolle und Sicherheit ist einer der Gründe, warum wir so viel in die Produktentwicklung investieren. Wenn man sich dagegen die Budgetmarke eines Herstellers in Fernost anschaut, die über eine Handelsgesellschaft mit Sitz in Hongkong oder wo auch immer vertrieben wird, dann hat man eben keinen Einfluss auf die Produktentwicklung. Dann ist man nur glücklich, etwas Billiges bekommen zu haben. Es gibt aber keine Garantien.“
Die Hälfte des Deldo-Umsatzes besteht demnach aus Eigen-/Exklusivmarken. Die andere Hälfte wiederum bestehe zu gleichen Teilen aus dem Umsatz mit mittleren und Premiummarken. Es sei dabei insbesondere das mittlere Marktsegment, das unter einem besonderen Druck steht, und zwar von oben wie von unten, so Van Dyck weiter. So zeige etwa beispielhaft das „gute“ Testurteil, das die Zeitschrift „Auto-Bild“ Anfang des Jahres für den Sommerreifen Atlas Sport Green abgab, dass das Budgetsegment immer mehr in das mittlere Segment vordringen kann, insbesondere was die Qualität betrifft. Unterdessen war es Deldo 2013 Van Dyck zufolge aber gelungen, die Absätze mit Premiumprodukten ebenfalls zu steigern; dies setze sich im neuen Jahr fort. „Warum? Weil wir einfach besser einkaufen können. Die Zeiten ändern sich eben.“ Hersteller seien vor dem Hintergrund schwacher Märkte immer auf der Suche nach Geschäftspartnern, die große Mengen abnehmen und schnell bezahlen können.
Wie oben bereits erwähnt, sei es Deldo Autobanden 2013 ebenfalls gelungen, die Margen wegen der weitreichenden geografischen Präsenz zu halten. Auch wenn in Europa eben zuletzt viel über Krisen aller Art gesprochen wurde, dürfe man nicht vergessen: Einige Regionen erleben gutes Wachstum. „Zum Teil konnten wir den Rückgang 2013 durch eine Differenzierung erreichen. Wir sind ein Global Player. Wir verkaufen weltweit und das bereits seit etlichen Jahren. Wenn es in der einen Region nicht gut läuft, dann läuft es in einer anderen.“ Der globale Handel sei Teil der Deldo-DNA.
Gefragt nach der Erwartung zur allgemeinen Entwicklung 2014, gibt Van Dyck sich zuversichtlich und erwartet bessere Zahlen als 2013. „Es ist nur logisch, dass die Winterreifenabsätze steigen werden, jetzt, da die Lagerbestände nach übermäßigen Reinverkäufen 2011 und 2012 endlich zurückgegangen sind. Außerdem müssen jetzt einige Winterreifen, die 2010 gekauft wurden, ersetzt werden. Folglich sollte es ein leichtes Plus im Markt im Vergleich zum Vorjahr geben, auch wenn der Sommer nicht übermäßig gut ist.“
Im vergangenen Jahr konnte Deldo rund sechs Millionen Reifen verkaufen. Auch wenn Sell-in und Sell-out im vergangenen Jahr eine gewisse Problematik darstellten, habe Deldo Autobanden für das neue Jahr „einen enormen Zuwachs“ bei den Vorbestellungen bei Budgetreifen erfahren. Dies, so Van Dyck weiter, sei eben die Konsequenz der Investitionen in das entsprechende Produktsortiment. „Wir sind überzeugt, dass Deldo sich besser entwickeln wird als der Markt.“ stephen.goodchild@tyrepress.com/ab
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