Das Geschäft der Autohersteller mit OE-Rädern aus Aluminium
Gewiss, gewiss: Bei sportlichen Autos, von der Ober- bis weit in die Mittelklasse hinein beinhaltet schon die Basisausstattung Aluminiumräder. Und die Substitution des Stahlrades durch jenes aus Leichtmetall ist ungebrochen und hat die untere Mittelklasse sowie vereinzelt bereits die Kompaktklasse erreicht. Womit im Wesentlichen die gehobeneren Ausstattungsstufen bei dem Kompakten gemeint sind, bei denen ein gewisser „Premiumanspruch“ erhoben wird, der sich mit stählernen Rädern nicht so recht vereinbaren lässt.
Dennoch: Das Stahlrad ist nicht tot und wird noch über Jahre hinweg seinen Platz im Markt haben. Womit nicht nur Länder mit einer nach wie vor hohen Stahlradpenetration wie Indien, die Türkei oder Russland gemeint sind, sondern es auch hierzulande immer eine Klientel geben wird, die ausschließlich am Fortkommen von „A nach B“ interessiert und fürs Automobil nur das Nötigste auszugeben bereit ist.
Selbst bei Premiummarken wie Audi, BMW oder Mercedes stehen die auf der jeweils hauseigenen Modellskala am weitesten unten angesiedelten Varianten zumeist mit Stahlrädern in den feinen Autohäusern: ob Audi A3 Attraction, BMW 114i oder Mercedes-Benz A180 bzw. B 180. Bei echten Volumenmodellen wie VW Polo oder Golf, bei Ford Fiesta oder Focus bzw. Skoda Octavia stehen die Basisvarianten ohnehin auf dem „Schwermetall“. Bei „Billigautos“ wie der Marke Dacia oder eher nutzfahrzeugorientierten Modellen wie einem Caddy oder als Kleinwagen eingestuften Autos wie dem VW up! oder dem Opel Adam sind Stahlräder sogar gewissermaßen Teil des Programms.
Die Automobilhersteller sind nicht unglücklich, dass es das Stahlrad noch immer gibt und dessen Anteile in vielen Ländern nach wie vor überragend, aber selbst in Deutschland immer noch beachtlich sind. Denn wenn der Kunde den Wunsch nach Aluminiumrädern äußert (übrigens manchmal auch nach einer Alternative zu einem Alurad in der Basisversion), dann wird’s oft teuer. Es ist bislang kein Fall bekannt geworden, dass ein Autobauer den Preisvorteil, den er bei seinem Zulieferer von Aluminiumrädern herausgehandelt hat, an den Endverbraucher weitergegeben hätte. „Versteckt“ wird der Trick hinter einer Aufrüstung: Steht die Basisversion auf stählernen 15-Zoll-Rädern und -Reifen, so steht schon die erste Umrüstalternative auf 16-zölligen Alus und damit auch 16 Zoll messenden Reifen. Der Fahrzeughersteller muss nicht nur bei seinem Räder-, sondern auch bei seinem Reifenzulieferer etwas mehr berappen. Aber die Betonung liegt nun einmal auf „etwas“, während die Aufschläge oftmals horrend sind und den ganz tiefen Verdacht entstehen lassen, hier werde kräftig zugelangt. Aufpreispflichtige Aluminiumräder bei der Erstausstattung eines Automodells sind ein äußerst einträgliches Geschäft für die Fahrzeughersteller. Es wurde sogar schon kolportiert, dass ein Autohersteller sich bewusst für ein hässliches Aluminium(schmiede)rad als Basisausstattung entschieden habe, um eine hohe Quote „Aufrüster“ schon beim Neuwagenkauf zu provozieren. Man nennt das dann übrigens Marketing.
Obendrein müssten Aluräder ab Werk, die über eine Aufpreisliste geordert werden, eigentlich preisgünstiger sein als solche im freien Ersatzmarkt. Womit nicht nur gemeint ist, dass der Fahrzeughersteller aufgrund seiner Einkaufsmacht beim Zulieferer günstige Preise durchsetzt, sondern er spart ja auch das Basisrad ein. Dass ein Autohersteller diese Einsparung vom Preis fürs Optionsrad abzieht, wäre zwar logisch und fair, ist allerdings in der Realität noch nie vorgekommen. Kühl kalkulierende Automobilkäufer werden schnell darauf kommen, dass sie mit der Basisversion ihres Autos ja gleich die „Winterräder“ gekauft haben und obendrein eine etwas längere Suche nach einer Alternative zum „Werksalu“ meistens dazu führen dürfte, dass sie etwas Günstigeres, aber genauso ihrem Gusto Entsprechendes im freien Aftermarkt finden. detlef.vogt@reifenpresse.de
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