ROC Automotive entwickelt und fertigt Schmiederäder
Zsadàny und sein Bruder Gergö Zelenàk sind bekennende Felgenenthusiasten und haben diese Passion zum Geschäft gemacht. Vor knapp zehn Jahren sind die Grundsteine für die ROC Automotive GmbH (Bietigheim am Rhein) gelegt worden. Das Kürzel ROC stand ursprünglich für „Rollin On Chrome“. Es war die Zeit, als Räder mit verchromten Oberflächen en vogue waren. Vor allem die großdimensionierten Räder der amerikanischen Tuningszene hatten es ihnen angetan, oft mit Designs, die hierzulande nicht zu finden waren. Womit dann schon mal die ursprüngliche Geschäftsidee geboren war.
Die beiden Zelenàks sind gleichberechtigte geschäftsführende Gesellschafter der kleinen Firma, Zsadàny sorgt eher für die Kundenbetreuung, Gergö für Entwicklung und Fertigung, zwei weitere Mitarbeiter komplettieren das kleine Team. Ein Geschäft mit verchromten Aluminiumfelgen aufzuziehen konnte nicht lange klappen, diese Räderoberflächen waren schnell wieder aus der Mode, wurden Nische und sind inzwischen fast völlig wieder vom Räderersatzmarkt verschwunden. Nicht aber die junge Firma, die sich anders als geplant entwickeln sollte.
Im Jahre 2007 hatten die beiden ROC-Macher die Möglichkeit, in die Kleinserienproduktion einzusteigen. Nicht von Aluminiumgussrädern, sondern von geschmiedeten. Zwei Jahre später stand die komplette Produktion und sie konnten die Fertigung aufnehmen. Das Räderunternehmen ist in der Marktnische ein- und mehrteiliger Schmiederäder zu Hause. Die Firma wächst stetig und investiert in teures Equipment, das den höchsten Qualitätsansprüchen der beiden Brüder und ihr Kunden gerecht werden soll. Die ROC Automotive ist auch ein Kleinserien- oder Prototypenhersteller, aber eigentlich sind eher Bestellungen ab 40 Räder pro Radtyp die Norm. Mit den Jahren haben die Zelenàks weltweit Kontakte knüpfen können und kaufen die erforderlichen Rohmaterialien – Schmiederohlinge, Felgenbetten, Sterne – weltweit ein. Dass die Anzahl der Rohteileanbieter groß sein mag, jedoch längst nicht alle Topqualitäten liefern, wissen sie inzwischen und ziehen daraus die Lehre: „Wir verwenden ausschließlich Rohteile von ISO-zertifizierten Unternehmen, welche auch die Automobilindustrie beliefern.“
Drehen, Fräsen, Keramikpolieren (die Trowalisierung lässt sich nicht nur fürs Hochglanz- bzw. Vollpolieren, sondern auch fürs Entgraten nutzen): Machen sie alles selbst, auch die beiden Chefs arbeiten an manchen Tagen mehr in der Produktion als im Büro, „echte Handarbeit made in Germany“ wird das genannt. Die Bearbeitung von beispielsweise 60 Kilogramm schweren Rohlingen bedarf des dafür ausgelegten Equipments, es werden auch schon mal Prototypen für Messen oder Ausstellungen für die Automobilindustrie aus dem Vollen gefräst. Pikiert sind die beiden Brüder deswegen nicht, gehört halt zum Geschäft dazu. Für die Oberflächenbehandlung im Mehrschichtverfahren samt abschließendem Acrylklarlack hat ROC einen kompetenten Spezialisten an der Hand. Um noch effektiver arbeiten zu können, ist jedoch für 2014 geplant, auch diesen noch ausgelagerten Arbeitsschritt in die eigene Produktionshalle zu verlegen. Es werden für Kunden auch nur einzelne Produktionsschritte in der Bietigheimer Werkstatt erledigt, auch für gegossene Aluminiumräder, egal ob im Pkw- oder Motorradbereich. Mal fehlen die Lochkreise, mal gilt es frontzupolieren, mal zu gravieren, dann heißt es, Sonderwünsche bei Deckeln zu erfüllen. Das Qualitätssicherungssystem gemäß ISO 9001 sorgt für untadelige Produktionsgüte, was dank der extrem genauen Laservermessung gewährleistet sein dürfte. Das Problem ist nicht, dass man etwas vielleicht nicht kann, sondern die noch mangelnde Bekanntheit. Die ROC Automotive GmbH ist offen für alle Arten von Aufträgen rund ums bis zu 24 Zoll große Aluminiumrad im Durchmesser bzw. bis zu 13 Zoll Breite und hat sich zu einem Dienstleister für Sonderwünsche entwickelt. Beim Besuch der NEUE REIFENZEITUNG ging es gerade um Aluminiumräder für Motorräder.
Die Zelenàks hatten einst vor, ein eigenes Rädersortiment zu entwickeln, bislang allerdings ist es aufgrund der überwiegenden Auftragsfertigung bei einem einzigen Design geblieben. Gut 95 Prozent aller Arbeiten gelten Fremdfirmen. Das sind Edeltuner bzw. Fahrzeughersteller, auch im Markt durchaus bekannte und renommierte. Auf eingeforderte Diskretion wird Rücksicht genommen, der Kunde ist König, Namen werden nicht genannt.
Es wäre nicht das erste Mal, dass ein potenzieller Kunde mit einer noch recht unpräzisen Idee eines Raddesigns vorstellig wird, die eigentliche Entwicklungsarbeit leisten dann Zsadàny und Gergö Zelenàk. Und wenn das „Rundumsorglospaket“ von Entwicklung und Konstruktion, FEM-Analyse, 3D-Visualisierung bis hin zum TÜV erwünscht ist, wird das gemacht. Es gibt Fahrzeug- oder Reifenhändler, die sich ihren Wunsch von einem eigenen Raddesign erfüllen wollen und angesichts übersichtlicher Losgrößen für ihren Auftrag bei ROC landen. „Geringe Losgrößen sind für uns ebensowenig ein Problem wie größere Serien“, sagt Zsadàny Zelenàk. detlef.vogt@reifenpresse.de
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