RTC-Zentrale ist Dienstleister ihrer Gesellschafter
Seit ziemlich genau drei Jahren ist Andreas Nötzel nun schon Geschäftsführer der RTC Reifen-Team GmbH & Co. KG. In diesen Jahren hat sich im Unternehmen und insbesondere in der Organisation viel entwickelt. Im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erläutert er, was die Neuausrichtung und Modernisierung der Kooperation alles mit sich gebracht hat und wie die RTC heute dasteht. Eine Kooperationszentrale muss Dienstleister ihrer Gesellschafter sein. Mit diesem Credo fing Nötzel im Sommer 2010 bei der RTC an, die damals noch in Wildau im Südosten Berlins ansässig war und am Markt nur begrenzt auffiel. Gerade an diesem Punkt musste und wollte der Geschäftsführer ansetzen, um für die Eigentümer der Gesellschaft einen noch größeren Mehrwert zu bringen. Drei von vier der aktuell 35 Gesellschaftern – diese betreiben insgesamt 57 Verkaufspunkte – sind kleine und mittelständische Familienbetriebe. Diese Struktur bedeutet für die Zentrale, dass sie insbesondere ein hohes Maß an Beratungsleistungen bieten muss.
Schulungen zu allen aktuellen Themen seien heute für viele an einer professionellen, qualitätsorientierten Reifen- und Dienstleistungsvermarktung interessierte Händler unerlässlich. Die RTC-Zentrale koordiniert hier einiges und bietet – in der Regel in Zusammenarbeit mit Partnern; für eigene Coaches sei die RTC schlichtweg zu klein – etliche Schulungen und Trainings an. Themen sind etwa: kaufmännische Schulungen, Verkäufertrainings, Produkttrainings, EDV-Schulungen bis hin zu Basisschulungen für neue Mitarbeiter und individuelle Trainings. Der Bedarf und die Nachfrage seien groß; die ‚neue’ RTC komme dem mittlerweile sehr gut nach.
Ermöglicht wird dies nicht zuletzt auch durch den Umzug im vergangenen Sommer ins 25 Kilometer entfernte Ludwigsfelde-Genshagen. Die bis dahin genutzten Räumlichkeiten seien zwar zweckmäßig gewesen, waren aber nicht dazu geeignet, die innovative Kraft der Kooperationszentrale und ihres Geschäftsführers zu befördern. Ein Beispiel: Der Konferenz- und Schulungsraum am alten Standort hatte nicht einmal Fenster. In solchen Räumlichkeiten ist es schwer, neue Ideen zu formulieren und zu entwickeln; die notwendige Weitsicht ist schwer zu erlangen. Außerdem seien die ehemaligen Räumlichkeiten insgesamt durchaus beengt gewesen, so Nötzel weiter. Die Kooperationszentrale beschäftigt zwar weiterhin lediglich vier Mitarbeiter – Nötzel inklusive. Aber Raum für das stetig wachsende Schulungs- und Trainingsprogramm bot die bisher genutzte Immobilie in Wildau nicht. Folglich war der Umzug nur eine logische Konsequenz eines vor drei Jahren begonnenen Prozesses. Heute in Ludwigsfelde-Genshagen direkt am Berliner Autobahnring verfügt die RTC-Zentrale über deutlich modernere Arbeitsplätze, ein Schulungs- und Trainingscenter, das absolut auf dem Stand der Zeit ist, und bietet außerdem den notwendigen Raum für alle Aufgaben. Musste man sich früher mit 220 m² begnügen, so bietet die neue Zentrale 380 m² Platz.
Andreas Nötzel betont, dass die RTC-Zentrale mittlerweile als innovative Kraft auch in der Team-Kooperation (Isernhagen) anerkannt wird, der die RTC als Kooperation in der Kooperation angehört. Heute bietet man etwa eine Absatzfinanzierung über eine Partnerbank, bietet außerdem eigene Mobilitäts- oder Reifengarantien, von den im Markt überaus bekannten Fahrsicherheitstrainings ganz zu schweigen (hier mehr zum neuen Marketingkonzept der RTC). Entsprechende Ideen entstehen mitunter zuerst in Ludwigsfelde-Genshagen. Überzeugen diese oder haben bereits den Praxistest bestanden, kommen mitunter immer wieder einzelne Team-Gesellschafter auf die RTC-Zentrale zu, um diese Ideen für sich zu übernehmen, so Nötzel weiter.
Dass die RTC-Gesellschafter entsprechende Veränderungen mittragen, ist klar, ist es doch letztendlich ihre Kooperation, die sich dort weiterentwickelt. Wie Andreas Nötzel betont, höre man mitunter im Markt von Unruhe in der einen oder anderen Reifenhandelsorganisation. Dies sei bei der RTC mitnichten der Fall. Mit „Abwanderungsproblemen“ habe man in Ludwigsfelde-Genshagen nicht zu kämpfen; im Gegenteil: Noch im Laufe dieses Jahres rechnet der Geschäftsführer mit drei bis vier weiteren Gesellschaftern, die der RTC beitreten werden, was einem Wachstum von immerhin rund zehn Prozent entspräche. Und dabei betreibe man nicht einmal die berühmte Kaltakquise, ohne die zahlreiche andere Verbünde nicht auskommen wollen oder könnten, um Abgänge zu kompensieren. „Wir wollen nicht wachsen, nur um zu wachsen“, konstatiert Nötzel. Freilich, weitere Mitglieder bedeuteten stets bessere Einkaufskonditionen und mehr sogenannte Overhead-Zahlungen bzw. Werbekostenzuschüsse der Lieferanten.
Aber, wendet Nötzel ein: „Wir haben auch so schon wettbewerbsfähige Preise und lange Zahlungsziele.“ Außerdem ist der Geschäftsführer überzeugt davon, dass ein Geschäftsmodell, dass ausschließlich auf einen günstigen Einkauf setzt, nicht zwangsläufig erfolgreich sein muss. „Das muss man mitunter aus den Köpfen herausbekommen.“ Erfolg stellt sich vielmehr – auch – durch eine gelebte professionelle, qualitätsorientierte Reifen- und Dienstleistungsvermarktung ein. Neben dem Einkauf ist also der Verkauf bzw. die Vermarktung die zentrale Stellschraube, über die Erfolg im Reifenfachhandel erzeugt werden kann.
Stichwort: Kundenbindung. Während allerorten über den Rückgang der Absätze auf dem deutschen Reifenmarkt gejammert wird, habe die RTC kein vergleichbares Problem zu beklagen. Im Zeitraum von Januar bis einschließlich Mai habe der Umsatz mit über Zentralenkondition gekaufte Reifen nicht abgenommen, sondern blieb hingegen stabil. Dies liege vor allem auch daran, dass mehr und mehr RTC-Gesellschafter immer höherwertigere Reifen vermarkteten.
Dass die dazugehörigen Konditionen stimmen, unterstreicht Andreas Nötzel mit einem Hinweis auf den sogenannten Quereinkauf. Dieser an der RTC vorbei stattfindende Einkauf der Gesellschaft liege beim aktuell hochvolatilen Markt bei geringen 25 bis 30 Prozent, soll aber trotzdem noch weiter durch das richtige Angebot und die richtigen Konditionen gesteigert werden.
Die Konditionen, die die RTC-Zentrale für ihre Gesellschafter mit den Lieferanten verhandelt – ob dies jetzt Reifenhersteller, Autoteilegrossisten oder Werkstattausrüster sind – seien für alle in der Kooperation gleich, egal, wie groß die abgenommene Menge ist. Dies sei „gerechter“, findet Nötzel, als in anderen Reifenhandelsverbünden, in denen mitunter die Großen die günstigsten Konditionen bekommen. Lediglich bei der Umverteilung der Kosten der Kooperationszentrale lege man einen Maßstab an. Je größer der Umsatz, umso größer auch die zu zahlende Monatspauschale; es gibt eine klare, vierstufige Einteilung.
An allen unternehmerischen Entscheidungen der RTC Reifen-Team sind stets die Gesellschafter der Kooperation beteiligt. So sitzt etwa bei allen Industriegesprächen stets ein Gesellschafter mit am Tisch, auch komme der fünfköpfige RTC-Beirat regelmäßig zusammen und berate über aktuelle Entwicklungen im Unternehmen und im Markt. Dies diene natürlich der Kontrolle der Gesellschaft, die sie gegründet haben und deren Anteile sie halten. Dies diene aber vor allem auch der internen Kommunikation und sei für die Neuausrichtung und Modernisierung der Kooperation von zentraler Bedeutung – gestern wie heute. Ein „Dienstleister der Gesellschafter“ kann seine Aufgaben nur dann zu 100 Prozent erfüllen, wenn es einen regelmäßigen Gedankenaustausch gibt.
In diesem Zusammenhang spricht Nötzel vom „menschlichen Miteinander“, das gerade unter den überaus loyalen RTC-Partnern besonders gut funktioniere und die sich bei ihrem Wunsch nach Bodenständigkeit in der RTC besonders wohlfühlten. Die herrschende Harmonie konnte man erst im Juni beim jährlich stattfindenden Sommerfest in Potsdam wieder erleben, bescheinigt auch der Geschäftsführer. arno.borchers@reifenpresse.de
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