Bandag-Partner Reiff: „Man kann sich nur über Qualität differenzieren“
Wenn eine Geschäftsbeziehung über 40 Jahre hält, dann ist sie gut und stark. Erst im vergangenen Jahr feierten die Reiff-Gruppe und Bandag vier gemeinsame Jahrzehnte. Während der Runderneuerer aus Reutlingen bei seinem Materiallieferanten und Systemgeber offensichtlich die Qualität bekommt, die er benötigt, um seinen eigenen Ansprüchen zu genügen, liefert Reiff dem Partner, der mittlerweile zu Bridgestone gehört, einen Key Account, an dem in Baden-Württemberg und auch bei Bridgestone niemand vorbeikommt. Im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erläutern Alec Reiff und Roland Aulich, wo die Vorzüge der Partnerschaft liegen. Gleichzeitig betonen die Verantwortlichen der Reiff-Gruppe ihre Unabhängigkeit: Trotz all der gemeinsamen Jahre gehe nichts über den Qualitätsanspruch, den der Runderneuerer seinen Kunden gegenüber erfüllen möchte.
Ursprünglich nutzte man auch bei Reiff ausschließlich das Heißrunderneuerungsverfahren. Als dann in den 1960er Jahren das Kaltrunderneuerungsverfahren zunehmend populär wurde, entschloss man sich dann 1972, es zukünftig auch mit Bandag zu versuchen, wobei man damals noch von „Vacuum Vulk“ sprach. Diesen Schritt, erläutert Reiff-Werksleiter Runderneuerung Roland Aulich, der 1977 ins Unternehmen kam, habe man nie bereut. „Wir leben diese Partnerschaft“, so der Vulkaniseurmeister, der sich auch um den Karkasseneinkauf kümmert. Die Heißrunderneuerung hat man bei Reiff in der Zwischenzeit längst aufgegeben; zuletzt 2004 die Pkw-Reifenrunderneuerung unter dem Markennamen „Condor“. Lediglich rund 2.000 Straßenwalzenreifen werden noch im Heißverfahren mit zwei bestehenden Heizpressen produziert. Die Karkassen dazu stammen von simplen Pkw-Reifen.
Auch wenn heute insbesondere vonseiten der Neureifenhersteller zunehmender Wettbewerb am oberen Ende des Marktes durch Heißrunderneuerte aufkommt, sei dies für die Reiff-Gruppe kein Grund, sich wieder mit diesem Runderneuerungsverfahren zu befassen oder gar die notwendigen Investitionen aufzubringen. Dabei schwingt auch etwas Stolz auf das gemeinsam Erreichte mit. „Wir glauben an Bandag und an die Qualität, die wir nicht unerheblich selber beeinflussen“, betont auch Alec Reiff. Zentral dabei, professionelle Lkw-Reifenkunden zufrieden zu stellen, ist immer die eigene Produktion. Ein schlechter Runderneuerer könne auch aus einer sehr guten Karkasse und mit dem besten Material keinen guten Runderneuerten bauen, ist man sich in Reutlingen sicher. Deshalb legt man eben größten Wert darauf, dass die internen Abläufe stimmen, das Eingangsmaterial, also Karkasse und Laufstreifen, von bester Qualität sind und die einzelnen Produktionsschritte – Kontrolle, Rauen, Belegen und Vulkanisieren – von erfahrenem, gut geschultem Personal ausgeführt werden. In dem Bandag-Werk sind 21 Mitarbeiter beschäftigt. Bei Reiff steht man auf dem Punkt, dass der Beitrag, den der Runderneuerer zur Qualität des runderneuerten Reifens leistet, zentral ist für dessen Geschäftsgrundlage. Mit anderen Worten: Man muss bei der Qualität auf Nummer sicher gehen, will man langfristig im Geschäft bleiben; Ausfälle in Sachen Qualität kann man sich nicht erlauben. „Man kann sich nur über Qualität vom günstigen Wettbewerb differenzieren“, sagt Alec Reiff. In diesem Zusammenhang weist Werksleiter Roland Aulich auf eine geringe Reklamationsquote hin, auf die man zurecht stolz sein könne.
Andererseits steige aufseiten der Kunden heute aber auch „die Bereitschaft, auf Qualität zu setzen“, beobachtet Reiff weiter. Habe man vor einigen Jahren noch so manches andere Produkt auf dem Markt wahrgenommen – ob Neureifen oder Runderneuerter –, bei dem man sich fragen musste, wie lange das gut gehen kann, scheinen viele im Markt heute ihre Lehre gezogen zu haben: Wer billig kauft, kauft zweimal! Gerade heute, wo der Kostendruck auf die Flotten immens hoch ist, kann es sich kein Fuhrparkunternehmer mehr erlauben, am Straßenrand auf das Servicemobil seines Händlers zu warten, von einem Auslandseinsatz ganz zu schweigen. „Nichts ist heute teurer für den Spediteur als eine Panne“, konstatiert Reiff. In diesem Zusammenhang: Die Reiff-Gruppe selber bietet Pannendienste nicht vertragsmäßig an, sondern leistet sie eher im Bedarfsfall mit einem der 18 Servicemobile.
Es ist auch der Maschinenpark, bei dem Werksleiter Roland Aulich keine Kompromisse eingehen will; die zweitbeste Anlage sei eben nicht gut genug für die Bandag-Runderneuerung bei Reiff, betont er. Ob das Shearografie-System, die beiden Raumaschinen, der Bindegummiextruder oder die vier Autoklaven für jeweils bis zu 17 Reifen – Entscheidungen über neue Maschinen oder Anlagen würden stets anhand von Qualitätskriterien getroffen und natürlich danach, wie sich die Anschaffung unter Effizienzkriterien rechne. Als größter Bandag-Runderneuerungspartner in Deutschland mit einer Jahreskapazität von 45.000 Lkw-Reifen stehe man zudem in einem engen Kontakt zu den Verantwortlichen bei Bridgestone Bandag, wenn es um die Weiterentwicklung der über den Franchisevertrag angebotenen Bandag-Anlagen oder dem Test von gänzlich neuen Prototypen gehe.
Reiffs Bandag-Werk kann – genau wie alle anderen Runderneuerer – immer nur so gute runderneuerte Reifen produzieren, wie der Zustand der Karkasse dies eben zulässt. Unabhängig von offensichtlichen Defekten im Unterbau, die während der Shearografie ans Licht kommen, ist bereits eine ordnungsgemäße Wartung der Karkasse durch den Flottenkunden wichtig für das Endergebnis. „Eine Karkasse ist nur so gut, wie sie auch gepflegt wird“, erklärt Aulich. Um dies zu erreichen, schult Reiff ganz gezielt die Fahrer ihrer Flottenkunden. Der richtige Luftdruck, Fahrverhalten, Zuladung – all dies sind Themen, für die man beim Lkw-Fahrer mitunter erst werben muss.
Neben dem Stolz auf das gemeinsam Erreichte, ist man bei Reiff in Reutlingen aber auch selbstbewusst genug, sich als den regionalen Marktführer zu sehen, der man eben ist und an dem kaum jemand vorbeikommt, der mit Lkw-Flotten in Baden-Württemberg ins Geschäft kommen möchte. Von den 33 Filialen bieten immerhin 30 auch einen Lkw-Reifenservice an. Gleichzeitig verfügt die Reiff-Gruppe über einen zehnköpfigen Außendienst, der sich eben auch um regionale Lkw-Flotten kümmert; einer der Außendienstler ist sogar Vulkaniseurmeister. Und zu guter Letzt ist das Lkw-Reifengeschäft viel, viel mehr als das Geschäft mit Pkw-Reifen ein Geschäft unter Experten – und die Reiff-Gruppe bringt über 100 Jahre Markterfahrung und über lange Jahre hin gefestigte Beziehungen mit, gegen die nur schwer anzukommen ist. Alec Reiff verweist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass ein Runderneuerer, der gleichzeitig im Handel tätig ist, wie eben die Reiff-Gruppe, kleinste Veränderungen im Markt schon einige Monate früher wahrnimmt, bevor die Industrie einen entsprechenden Ausschlag eben registrieren könnte, sitzt man doch an der Informationsquelle.
Die Reiff-Gruppe vertreibt seine Bandag-Runderneuerten nahezu ausschließlich über das eigene Stationsnetz, im Großhandel werden sie fast nie verkauft. Im Geschäftsjahr 2011 konnte Reiff „die Rekordmarke von 40.000 Bandag-Reifen“ nahezu erreichen, schreibt das Unternehmen in seinem Jahresbereicht. Darüber hinaus „atmen wir mit dem Markt“, so Alec Reiff abschließend. arno.borchers@reifenpresse.de
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