Momo-Reifen: Ertrag bringende Marke für das „Premiumbudgetsegment“

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Ist die Nachfrage schwach, stöhnen die meisten Hersteller und Händler. Solche Zeiten bieten aber auch gute Gelegenheiten, sich im Strudel der Marktbewegungen mit einem neuen Geschäftsmodell oder einem neuen Produkt erfolgreich am Markt zu platzieren. Einen entsprechenden Versuch unternimmt derzeit der italienische Reifengroßhändler Univergomma, wenn auch eher ungewollt. Als 2011 die Entscheidung fiel, zunächst in Italien und dann später auch in ganz Europa und vielleicht darüber hinaus die neue Reifenmarke „Momo Tires“ zu etablieren, sahen die Vorzeichen noch anders aus. Dennoch: Sowohl in Italien als auch in den deutschsprachigen Märkten, wo sich mittlerweile Jürgen Wägner um Vertrieb und Marketing kümmert, vertraut man darauf, „mit Momo sukzessive ein Geschäft aufbauen“ zu können. Das Produktsortiment ist dabei beeindruckend, das Geschäftsmodell schlüssig – jetzt muss der Markt nur noch mitspielen.

Wichtig ist für Jürgen Wägner, wie er im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG immer wieder betont, dass man zusammen mit den Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz „etwas entwickeln“ und mit diesen „für einen gemeinsamen Erfolg intensiv zusammenarbeiten“ möchte. Weder Univergomma noch Momo Tires’ neuer Sales and Marketing Director für die DACH-Märkte habe kein Interesse daran, das Produkt „auf Plattformen zu verramschen“ oder es einem „unkontrollierten Wettbewerb“ auszusetzen. Folglich ist Wägner bewusst auf der Suche nach Partnern im Reifenhandel, die ein ähnlich gelagertes, langfristiges Interesse an der Etablierung einer neuen Reifenmarke mit gutem Ertragspotenzial haben. „Ich möchte mit einer überschaubaren Anzahl an Großhändlern zusammenarbeiten“, sagt Wägner, der sich seit Februar als einziger Mitarbeiter auf den deutschsprachigen Märkten bei Momo Tires um Vertrieb und Markting kümmert. Dabei möchte Wägner ganz bewusst nicht mit allen Grossisten zusammenarbeiten, auch wenn Univergomma keine starren – und in der Regel nicht zu kontrollierenden – Exklusivrechte gewährt; Rücksicht auf regionale Kerngebiete werde Momo Tires aber dennoch üben. Auch einen B2C-Onlinevermarkter könne man sich als Kunden vorstellen.

Dass die Händlerschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz Interesse an dem Produkt hat bzw. haben sollte, lasse sich aufgrund des Anfangserfolgs in Italien vermuten, so Wägner. Dort werden Momo-Reifen bereits seit dem vergangenen Jahr direkt über den familiengeführten Großhändler Univergomma – dem zweitgrößten Reifengroßhändler des Landes mit Absätzen von rund 1,5 Millionen Reifen pro Jahr – vertrieben. Laut dem deutschen Sales and Marketing Director, der bis Anfang dieses Jahres noch in Diensten von Nexen Tire Europe (Eschborn) stand, sei man mit den ersten Reaktionen in Italien überaus zufrieden, ohne dass Wägner zu den Absätzen detaillierte Zahlen nennen möchte. Die Kunden in Italien seien mit der Produktqualität jedenfalls sehr zufrieden; es gebe keinerlei Beanstandungen.

Auch das Sortiment und dessen Tiefe und Breite sollte einer Etablierung der Marke auf den deutschsprachigen Märkten nicht entgegen stehen. Im Gegenteil. Wie Wägner betont, gehören zum Sortiment von Momo Tires derzeit zehn Profile in über 200 Dimensionen; der Sales and Marketing Director spricht von einem „interessanten Produktportfolio, gerade auch in kleineren Größen“. Dazu zählen natürlich Sommerreifen für Pkws (M-1 Outrun, M-2 Outrun, M-3 Outrun), für SUVs und 4×4-Fahrzeuge (M-8 Rescuer, M-9 A-Lusion) sowie für LLkws (M-7 Mendex), außerdem Winterreifen für Pkws (W-1 North Pole, W-2 North Pole), für SUVs (W-4 SUV Pole) und für LLkws (W-3 Van Pole). Darüber hinaus sei demnächst die Einführung eines Ganzjahresreifens geplant, der aber eventuell erst 2015 verfügbar sei.

Dass eine Ertrag bringende Vermarktung der Reifen im „Premiumbudgetsegment“, so Wägner, möglich ist, lasse sich auch am Partner erkennen, der die Produktion von Momo Tires für Univergomma übernimmt, und wer an der Entwicklung der verschiedenen Profile beteiligt ist. Gefertigt werden die Reifen in China durch Shandong Jinyu Tire, und zwar in einer erst im vergangenen Jahr eröffneten Reifenfabrik; Reifen der Marke „Jinyu“ werden durch Univergomma in Italien bereits seit Längerem vertrieben und man pflege gute Geschäftsbeziehungen zum Hersteller. Außerdem fertigt Jinyu Tire noch die Reifenmarke „Evergreen“, die in Europa seit einiger Zeit ebenfalls zur Kenntnis genommen wird. Der Produktionspartner gehört demnach zu den wenigen etablierten chinesischen Herstellern mit nennenswerten Absätzen auch in Europa. Was die Qualität betrifft, so Wägner weiter, seien die Reifen ohne Weiteres am oberen Ende des Budgetsegments anzusiedeln, wenn nicht sogar darüber. Die Vulkanisationsformen für Momo-Reifen gehören dabei, wie in solchen Fällen üblich, dem Auftraggeber, also Univergomma. Der Großhändler spricht folglich von Momo Tires als eine „eigene Marke“.

Neben einem renommierten Produktionspartner setzt Univergomma bei der Entwicklung der Profile ebenfalls auf kompetente Partner, etwa auf Black Donuts Engineering. Das finnische Unternehmen betreut Reifenhersteller weltweit bei der Errichtung und Einrichtung ihrer Fabriken sowie bei der Entwicklung neuer Profile und Mischungen; die Durchführung von Reifentests gehört ebenfalls zu den angebotenen Dienstleistungen. Univergomma kann sich außerdem auf die F&E-Abteilung bei Jinyu Tire verlassen, wo – wie bei Black Donuts Engineering – ebenfalls etliche ehemalige Mitarbeiter etablierter Reifenhersteller arbeiten.

Ebenfalls überaus hilfreich bei der Einführung und Vermarktung der Reifen im „Premiumbudgetsegment“ der deutschsprachigen Märkte werde der Markenname „Momo Tires“ sein. Dieser wurde in Lizenz von Momo Srl aus Italien bezogen, einem renommierten Lenkrad- und Räderspezialisten aus Mailand mit großer Motorsporttradition. Das Unternehmen habe einen überaus klangvollen und vernünftigen Namen und dessen Marke sei weltweit – zumindest in Fachkreisen – absolut geläufig. Folglich könne Univergomma mit seiner Reifenmarke „Momo Tires“ sehr von der internationalen Bekanntheit des Lizenzgebers profitieren, der natürlich detaillierte Vorgaben in Bezug auf die Markenführung der „italienischen Reifenmarke Momo Tires“ macht.

Im Mittelpunkt des Momo-Vertriebsmodells soll dabei zunächst das sogenannte „Factory Direct Business“ stehen – mit anderen Worten: der Container-Direktvertrieb ab Werk. Univergomma halte zwar auch ein gewisses Zwischenlager in Italien vor, das demnächst sogar durch ein weiteres ergänzt werden soll. Entsprechende Lieferungen sollten aber nur „stattfinden wenn nötig“, so Wägner weiter. Ein eigenes Lager in Deutschland sei zunächst nicht geplant.

Für das laufende Jahr sieht Jürgen Wägner sein Ziel darin, eine funktionierende Kundenbasis in den deutschsprachigen Ländern aufzubauen. Wie gesagt: Das oben beschriebene Sortiment sei bereits komplett verfügbar und könne per sofort ab Werk geliefert werden. Der Sales and Marketing Director weiß zwar auch, dass der Markt derzeit nicht gerade ein Verkäufermarkt ist. Positiv gewendet sieht Wägner in den aktuellen Entwicklungen aber die Chance, sich mit seiner neuen Reifenmarke Momo Tires entsprechend zu positionieren. Auch wenn derzeit im Reifenhandel noch gute Bestände liegen vertraut Wägner darauf, sich mit seinem Momo-Sortiment an Winterreifen etablieren zu können. „Eine neue Marke bietet für viele auch neue Möglichkeiten“, ist Wägner überzeugt. „Diese sollten Händler nutzen. Ich bin überzeugt, dass die Händler zufrieden sein werden.“ arno.borchers@reifenpresse.de

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