Drewske Tuning: Mit Eigenmarke und Fondmetal in exklusiven Nischen
Christian Drewske kommt aus der „Tuningecke“, er tummelt sich eigentlich schon mehr als ein Vierteljahrhundert in der Zunft der Fahrzeugveredler. Mit Motortuning hat er sich beschäftigt, im deutschen Markt eine gewisse Bekanntheit in den Zeiten von VW Golf I und Opel Kadett C erlangt. Er hat sich so ziemlich mit allem beschäftigt, was mit Autotuning zu tun hat – bevor er seine Bestimmung in diesem Metier gefunden hat: optisches Tuning und hierbei genauer das mit Leichtmetallrädern.
So um 2004 mag das gewesen sein. Wer sich sein berufliches Leben lang mit Tuning beschäftigt hat, für den waren Aluminiumräder nichts Neues, bevorzugt BBS habe man in den 80er- und 90er-Jahren verbaut, erinnert sich Drewske und dokumentiert damit, dass er wohl schon immer ein gewisses Faible für Exklusivität gehabt haben muss. Dass er in den Kreis der Leichtmetallräderanbieter einsteigen würde, war eine Entscheidung, die gereift ist: 2011 legt er seine eigene Marke auf, für die er keinen besonderen Fantasienamen erfindet, sondern sie schlicht „A-Design“ nennt, wobei das „A“ für Aluminum steht.
Als Produzenten gewinnt er zwei in der Räderbranche bekannte Namen aus Italien: etabeta und Fondmetal. Drewske winkt nicht mit enormen Stückzahlen, sondern will lieber von kleiner Basis aus kontinuierlich wachsen. Er muss es auch: „Nichts ist fremdfinanziert, wofür ich morgen investiere, dafür muss ich heute das Geld verdienen.“
Die Drewske Tuning GmbH hat ihren Sitz in einem kleinen Gewerbegebiet vor den Toren der Stadt Bad Salzuflen im Nordosten von Nordrhein-Westfalen. „Nichts Repräsentatives“, zeigt der geschäftsführende Alleingesellschafter auf die Einrichtung in seinem kleinen Besprechungszimmer. Auf ein plakatives Firmenschild wurde bewusst verzichtet, sagt er, man wolle verhindern, dass sich ein Endverbraucher dorthin verirrt: „B2C-Kontakte passen nicht in das Geschäftsmodell, das wir aufbauen.“
In der Tuningbranche mag er seit 26 Jahren sein, als Spieler im Aluräderumrüstmarkt ist er ein Newcomer, weshalb Aufbauphase den Status der Drewske Tuning GmbH wohl trifft. Die Zusammenarbeit mit Kunden soll kooperativ, partnerschaftlich sein. Fach- bzw. Reifenhandel oder tuninglastige Betriebe sind die ideale Zielgruppe. Und Christian Drewske würde lieber mit 50 bis hundert starken Handelspartnern zusammenarbeiten als mit tausend schwachen: „Ich bin Automobilenthusiast, habe Spaß am Produkt und suche Gleichgesinnte, die ihre Endkunden aktiv und kompetent beraten können.“
Bei einem Absatz von 12.000 Rädern im Jahre 2012 sind an die 80 Prozent als Kompletträder rausgegangen, reifenseitig ist Falken der stärkste Partner. Bis zu zwölf Mitarbeiter haben – je nach saisonalem Bedarf – mitgearbeitet, davon sind vier im klassischen Außendienst für Drewske-Räder im Markt. 2013 will der Unternehmer bis zu vier weitere Verkäufer gewinnen und hat dabei das gleiche Anforderungsprofil im Sinn wie an seine Kunden: „Eine Affinität zum Produkt muss da sein.“ Möglich, dass neue Vertriebsmitarbeiter dann schon bei einer neuen Firmenadresse vorsprechen, denn Christian Drewske sucht doch schon „etwas repräsentativere Räumlichkeiten“ mit dazugehörigen Lagermöglichkeiten in der Region um die Stadt am Rande des Teutoburger Waldes.
Um die 4.000 Räder sind heute immer im Lager vorrätig, ein eventuelles neues Domizil sollte auf moderates Wachstum ausgerichtet sein. Die ganz großen Zuwächse bei den Stückzahlen sind allerdings nicht zu erwarten, denn Christian Drewske sieht als untere „Einstiegsdimension“ eher 19, 20 als – wie bei den meisten Mitbewerbern – 17 Zoll. Und ab 19 Zoll ist der Rädermarkt nun einmal limitiert. Sein Programm endet derzeit bei TÜV-geprüften 23-Zoll-Rädern. Und auch das weiß er: „Großdimensionierte Räder – wozu ja auch die teuren UHP-Reifen gehören – sind teuer, die können sich die meisten jungen Interessenten leider häufig nicht leisten. Wir kreieren eher ein „Räderprogramm Ü30“. Die großen Volumenanbieter des Rädermarktes spielen in einer anderen Liga, mit denen ist unsere Geschäftsidee nicht zu vergleichen. Wir wollen nur ein kleines Stück vom großen Kuchen.“
Exklusivität und Individualität sind Begriffe, mit denen der Newcomer des Felgenmarktes, der 2012 mit einem eigenen Messestand auf der Essener „Reifen“ schon auf sich aufmerksam gemacht hat, seine Zielgruppe umschreibt. Fahrzeuge mit vorne anderer Räderdimensionierung als hinten werden nicht als Problem, sondern als Herausforderung empfunden. Hierzu bietet Drewske Dimensionen wie zum Beispiel 11×20 Zoll (Audi R8/Porsche Panamera) oder 11,5×22 Zoll (BMW X5/X6, Porsche Panamera) an. Für die Kompakt-SUVs wie VW Tiguan, Ford Kuga oder Kia Sportage hat man ein separates 9×22-Zoll-Rad entwickelt und auch für eine Vielzahl an amerikanischen Fahrzeugen (Dodge Challenger, Ford Mustang) bietet man TÜV-geprüfte Lösungen bis 22 Zoll an. 2013 soll ein Schmiederad die Produktreihe abrunden.
Wenn Endverbraucher beispielsweise für einen Camaro keine adäquaten Winterräder finden, dann soll Drewske die Adresse sein, die für Abhilfe und auch schon mal kundenspezifische Lösungen sorgt. Schließlich sei Individualisierung auch ein Thema bei Winterrädern.
Man habe Potenzial und wolle das auf die Nischen des Marktes fokussieren. Dieses optimal umzusetzen bedarf allerdings eines kompetenten Herstellers. Auch wenn Drewske und Fondmetal noch immer einander etwas fremd sind aufgrund der kurzen Historie ihrer Zusammenarbeit, ist der Bielefelder doch der Überzeugung, den richtigen Partner gefunden zu haben. Fondmetal hat als Aluminiumräderanbieter Erstausrüsterstatus, ist vor allem im OES-Bereich – dem Zubehörgeschäft von Autoherstellern – sehr erfolgreich und in vielen Ländern auch im reinen Aftermarkt. Je nach Bedarf kann Fondmetal mit produktionstechnischen Lösungen im Schwerkraftverfahren oder im Niederdruckkokillenguss und selbst mit der Schmiedetechnologie aufwarten. Und der Name ist in den 1980er und 1990er Jahren schon einmal in Deutschland eine echte Marktgröße und international als Formel-1-Rennstall bei automobilen Enthusiasten noch in bester Erinnerung, an die anzuknüpfen sich lohnt.
Fondmetal – Mehr als Aluräder
Die Firma Fondmetal hat sich mit den Jahren stark verändert, hat immer noch ein Kerngeschäftsfeld Pkw-Leichtmetallräder, aber ist – speziell mit seiner Sparte Fondtech – für die Automobilhersteller AMG-Mercedes, Fiat, Infiniti, Lamborghini, Lotus, Mazda, Nissan, Pininfarina, Porsche, Renault, Saab, Seat, Suzuki, Tesla und Toyota zu einem Kooperations- und Technologiepartner avanciert. Das Unternehmen mit Sitz in Palosco (Bergamo) übernimmt – auch dank zweier Windkanäle und in den letzten beiden Jahrzehnten aufgebauter Expertise – Designentwicklungsaufträge der Autobauer. Das macht Eindruck und will auch Christian Drewske für die Renaissance der Marke nutzen.
Nach der Insolvenz der deutschen Fondmetal-Vertriebsgesellschaft im Jahre 1996 hatten in recht schneller Abfolge mehrere hiesige Firmen versucht, an frühere Fondmetal-Herrlichkeiten anzuknüpfen und waren damit gescheitert. Diese Anläufe hatten gemeinsam, dass sie Fondmetal weiterhin als Volumenmarke im deutschen Ersatzgeschäft platziert sehen wollten. Genau das will Drewske Tuning nicht und entspricht damit wohl auch viel eher dem Geschäftsmodell, zu dem sich die italienische Fondmetal in den letzten Jahren gewandelt hat. Während Drewske in seiner Räderhistorie eher von den großen Dimensionen her kommt, entwickelt sich Fondmetal eher von unten nach oben.
Christian Drewske ist bereit, in Fondmetal zu investieren, will einen der Formel-1-Boliden, mit denen Fondmetal in der Königsklasse des Motorsports in den 90er-Jahren mitmischte und die heute in der Fabrik stehen, über die Alpen holen und als Ausstellungsstück nutzen. Er will Fondmetal als exklusive, technologisch und höchstleistungsoriertierte Marke positionieren. Sechsstellige Verkaufszahlen würden weder zu einer solchermaßen herausgehobenen Aluminiumrädermarke passen noch gibt es einen Fahrzeugbestand, der so viele exklusive Premiumräder von nur einer Marke aufnehmen könnte. Wenn Drewske Tuning 2013 oder 2014 mit solch einem Ansatz ein fünfstelliges Volumen „drehen“ könnte, wäre das ein großer Erfolg.
Auch bei Fondmetal scheint man – nach den eher unbefriedigenden Erfahrungen im deutschen Rädermarkt in den letzten anderthalb Jahrzehnten – Vertrauen zum neuen Distributeur zu fassen. Ein erster Deal mit Winterrädern „made by Fondmetal“ hatte die Erwartungen sowohl der Italiener als auch des deutschen Partners vollauf erfüllt. Was freilich mit der zweiten Fondmetal-Marke „Radius“ langfristig passieren wird, ist noch nicht recht klar: Die vom Markt gut angenommenen Designs dieser Linie werden wohl auf Fondmetal „umgeswitcht“.
Christian Drewske will auf dem ermutigenden Start der Geschäftsbeziehung aufbauen: Auf Haus- und Regionalmessen sowie in Essen und am Bodensee soll Fondmetal in den Fokus gerückt werden, „immer dicht am Kunden“. Seine eigene Linie „A-Design“ soll – fein säuberlich abgegrenzt zu Fondmetal – derweil ebenfalls weiterentwickelt werden. Der Gesamtmarkt mag als saturiert, vielleicht sogar leicht rückläufig gelten, mit Enthusiasmus und Fleiß – ist sich der Mann mit so viel Freude am schönen Automobiläußeren gewiss – findet man seinen Platz darin. detlef.vogt@reifenpresse.de
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