Ein klein wenig „D-Day“ für die mittelständische Runderneuerung
Runderneuerte Reifen sind bisher bekanntlich vom EU-Reifenlabeling ausgenommen, doch diese Schonfrist läuft voraussichtlich 2015 bzw. 2017 ab. Damit mittelständische Runderneuerer sich danach nicht „zu Tode prüfen“ bzw. nicht ausufernde Kosten für die Labeltests ihrer Produkte stemmen müssen, hat der BIPAVER mit breiter Unterstützung der Branche vor einiger Zeit das Projekt „Re Tyre“ angestoßen. Dahinter verbirgt sich im Wesentlichen eine Studie, mittels deren Ergebnissen sichergestellt werden soll, dass Spezifika der Runderneuerung (Karkassen unterschiedlicher Hersteller und unterschiedlichen Alters, Verwendung von Laufstreifen unterschiedlicher Hersteller etc.) rund um das Labeling von Reifen in ihrem zweiten Leben Berücksichtigung finden, ohne dass der Kostenaufwand für das zukünftig dann dahinter stehende Testprozedere mittelständischen Unternehmen den Garaus zu machen droht. Das Projekt ist dabei in vier Phasen unterteilt, wobei nach der ersten, die sich dem Einfluss der Karkasse auf den Rollwiderstand widmet, die Entscheidung darüber ansteht, ob es überhaupt Sinn macht, die nächsten Stufen in Angriff zu machen. Und an diesem Punkt ist die Branche heute, nachdem gestern im Rahmen des von Rema Tip Top alljährlich veranstalteten „Round Table Reifentechnik“ zum ersten Mal Ergebnisse des ersten „Arbeitspaketes“ bekannt gegeben wurden.
Noch sollen diese nicht in aller Breite in die Öffentlichkeit getragen werden, doch nach dem, was Gernot Schwalbe von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BAST) an Daten zu alles in allem 180 vermessenen Reifen präsentiert hat, scheint es keine Gründe zu geben, ernsthaft an einer Fortsetzung des „Re-Tyre“-Projektes zu zweifeln. Zumindest wurden seinen Worten zufolge kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Karkassenalter/-hersteller und dem Rollwiderstandsbeiwert gefunden. Gleiches gilt für die Messungen der Rollwiderstandskoeffizienten abgerauter Reifen bzw. Karkassen bei zwei unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Dagegen zeigten Neureifen und Karkassen einen signifikanten Unterschied beim Rollwiderstandsbeiwert: Bei Letzteren war dieser etwa halb so groß wie bei neuen Reifen. Der in das Projekt mit involvierte Hans-Jürgen Drechsler, Geschäftsführer des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk e.V. (BRV), zeigt sich angesichts dieser Ergebnisse jedenfalls „beruhigt“, bestätigen die wissenschaftlichen Untersuchungen aus seiner Sicht doch, was aufgrund praktischer Erfahrungen erwartet worden sei. Insofern ist Drechsler zuversichtlich, dass heute dann nun auch das offizielle Go für die nächsten Projektschritte folgen werde. christian.marx@reifenpresse.de
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