Unfallforscher fordern Korrekturen am EU-Reifenlabel
Unfallforscher von Dekra und EVU (Europäische Vereinigung für Unfallforschung und Unfallanalyse) haben Korrekturen am neuen EU-Reifenlabel angemahnt. „Das neue Reifenlabel enthält Informationen zum Rollwiderstand, zum Ablaufgeräusch und zur Bremsfähigkeit auf nasser Fahrbahn und ist damit ein wichtiger Schritt vorwärts“, sagt Jörg Ahlgrimm, Leiter Analytische Gutachten bei Dekra. „Es gibt jedoch keine Hinweise auf sicherheitsrelevante Einflussfaktoren wie zum Beispiel die Seitenführung, Aquaplaning sowie die Brems- und Antriebsfähigkeit auf trockener und winterglatter Fahrbahn.“ Deswegen sei das EU-Label für den Autofahrer in der heutigen Form nur sehr bedingt geeignet.
Der von Kühlschränken bekannte Farbcode sei irreführend und verleite dazu, die Senkung des Rollwiderstandes als wichtiger einzuschätzen als die Sicherheit beim Bremsen. „Daher besteht die Gefahr, dass Reifenkäufer sich aus Kostengründen für Kraftstoff sparende Reifen entscheiden und aus Unwissenheit eine mangelnde Bremsfähigkeit auf nasser Straße ignorieren“, so Ahlgrimm weiter.
Beim Abbremsen aus 80 km/h auf nasser Fahrbahn erlaubt das neue Reifenlabel zwischen den Kategorien A und F von gesetzlicher Seite her Bremswegunterschiede von mindestens 18 Metern. Das bedeutet, dass ein Fahrzeug mit Reifen der Kategorie F in einer entsprechenden Bremssituation noch mit 40 km/h gegen ein bereits stehendes Fahrzeug mit Reifen der Kategorie A oder gegen einen anderen Verkehrsteilnehmer prallt. Bei 130 km/h Richtgeschwindigkeit auf Autobahnen verlängert sich der Bremsweg mit Reifen geringer Leistungsfähigkeit sogar auf 42 Meter und die Restgeschwindigkeit auf 70 km/h.
„Aus diesem Grund können wir Sommerreifen der Kategorien E und F beim Nassbremsverhalten nicht akzeptieren. Sie sind schlicht ein Sicherheitsrisiko“, betont der Dekra-Experte. Er verweist darauf, dass Reifen mit schlechteren Leistungsmerkmalen das Brems- und Lenkverhalten von Fahrzeugen dramatisch verändern und zu gefährlichen Instabilitäten führen können. Solche Reifen zeigten große Leistungsunterschiede gegenüber Premiumreifen, die insbesondere beim Bremsen auf nasser Straße zu drastisch längeren Bremswegen führen. Weiter wirken sich Reifen mit geringerem Kraftschlussvermögen als bei der Serienbereifung negativ auf die Effizienz von elektronischen Fahrerassistenzsystemen aus. dv
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