“Runderneuerte” Euromaster GmbH
Seit Dr. Matthias Schubert (39) vor etwa anderthalb Jahren die Geschäftsführung der Euromaster GmbH (Kaiserslautern), die als hundertprozentige Tochtergesellschaft des Michelin-Konzerns den Reifenfachhandel in Deutschland und Österreich mit mehr als 300 eigenen und bald an die 50 durch Franchising gebundene Outlets betreibt, übernommen hat, hat die Organisation einen Modernisierungsprozess durchlaufen. Das war auch mit personellen Einschnitten, die so manches Mal schmerzhaft gewesen sind, verbunden, gleichwohl notwendig, so Schubert. Bei einem Umsatz in Höhe von 360 Millionen Euro (2011) sieht Euromaster durchaus noch Luft nach oben.
Aber die Weichen für eine bessere Zukunft sieht Schubert gestellt und verweist auf die deutlich über Branchenschnitt liegende Kundenzufriedenheit, die unabhängige Untersuchungen den Verkaufspunkten der Kette bescheinigen. „Am Point of Sale wird das Spiel entschieden“, lautet sein Credo. Einerseits versuche die Zentrale, Standards zu definieren und den eigenen, aber auch den Partnerbetrieben zu verschreiben, wobei er die Organisation in Kaiserslautern als deren Dienstleister definiert. Andererseits lerne man gerne von Konzepten, die Schwesterunternehmen in anderen Regionen Europas erfolgreich umgesetzt haben.
In den Vereinigten Staaten heißen die Michelin-nahen Reifenhandelsbetriebe „Tire Centers“, in der restlichen Welt außer in Europa „Tyreplus“. Der zweitgrößte Reifenhersteller der Welt fördert den Ausbau der „controlled distribution“ und hat sich auch mit den heute mehr als 2.200 europäischen Outlets, die fast alle unter Euromaster firmieren, Wachstum auf die Fahnen geschrieben. Etwa 3.000 Betriebe sollen es im Jahre 2015 sein, verrät Schubert. Die Zentrale aller Euromaster-Aktivitäten ist zwar wie der Konzernsitz im französischen Clermont-Ferrand, agiere aber mit Freiheiten, die nie zuvor größer waren als Mehr-Marken-Reifenhändler. Und das gelte auch und für den von ihm und seinem Team betreuten Markt Deutschland/Österreich. (Die Schweiz ist an Euromaster Frankreich angekoppelt.)
Es mag für eine Handelsorganisation eines Reifenherstellers gegenüber den sogenannten „freien“ Reifenhändlern dereinst Vorteile gegeben haben, diese aber sind inzwischen aus Schuberts Sicht heute marginalisiert, führt er gleich den wesentlichen Aspekt, der dafür immer herangezogen wird, ins Feld: „Wir müssen die Reifen nicht nur der Fremdfabrikate, sondern auch der Muttergesellschaft zu den gleichen Preisen einkaufen und damit kalkulieren wie jeder andere Händler auch.“ Dass der Anteil der Michelin-Reifen, die Euromaster verkauft, heute in allen Outlets über dem Marktdurchschnitt liegt, ist vor allem im Produktvertrauen begründet. Gleichwohl gibt es auch Fremdfabrikate anderer Konzerne, mit denen Euromaster gerne zusammenarbeitet.
Die Euromaster GmbH wächst mit eigenen, stärker aber noch mit Franchisebetrieben. Interessenten gibt es auf dem freien Markt, aber auch aus bestehenden Kooperationen, sich an Euromaster anzulehnen. Den Grat der Anlehnung bestimmen potenzielle Franchiser selber, wobei das Ausmaß der Unterstützung die Höhe der Franchisegebühr bestimmt. Das hohe Maß an Flexibilität, die die heutige Organisation aufweist, wäre bei einer Euromaster, wie sie sich noch vor wenigen Jahren dargestellt hatte, kaum vorstellbar.
Ja, er halte Autoservice für einen bereits heute, aber zukünftig immer wichtiger werdenden Baustein, sagt Dr. Schubert, schließlich müsse man damit rechnen, dass der Reifenmarkt langfristig kein hohes Mengenwachstum zulasse und es müssten weitere Geschäftsfelder erschlossen werden, wenn man sich weiterentwickeln und stärker wachsen wolle. Aber ob Autoservice in einem Betrieb mit Reifenhandelshintergrund ein probates Mittel ist, werde eher von lokalen Notwendigkeiten bestimmt. Er wisse, dass es sehr erfolgreiche Reifenhändler gibt, die sich sehr stark auf ihr Kerngeschäftsfeld Rad und Reifen fokussieren und dem werde auch Rechnung getragen, wenn sie anklopfen sollten, weil sie sich für einen Franchisevertrag mit Euromaster interessieren. Aber es gebe auch Standorte, die ohne Autoservice gar nicht mehr denkbar seien. Man schaue sich halt alles sehr genau an und berücksichtige etwaige Besonderheiten. Euromaster ist flexibler geworden. detlef.vogt@reifenpresse.de
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