Bohnenkamp eröffnet Logistikzentrum
Die Fertigstellung eines neuen Logistikzentrums an der Dieselstraße in Osnabrück ist der erste große Schritt in Richtung weiterer Expansion des Unternehmens. Knapp fünf Millionen Euro investierte der Großhändler Bohnenkamp AG in das Logistikzentrum. Damit unterstreicht er die zentrale Bedeutung des Osnabrücker Standortes für die gesamte Unternehmensgruppe und seine Marktstellung im europäischen Reifenhandel. Die Bauphase dauerte vom ersten Abbruch im Februar 2012 – insgesamt musste ein Drittel des Firmengeländes neuen Bauten weichen – bis zum letzten Feinschliff beim Innenausbau nur neun Monate.
Christoph Geyer (51), Vorstandsvorsitzender der Bohnenkamp AG, weiß schon jetzt, dass sich die Investition gelohnt hat: „Die Logistik ist der Schlüssel zum Erfolg in unserer Branche. Wir können heute mit Stolz behaupten, dass wir ein Logistikzentrum geschaffen haben, das in puncto Technik und Größe in Europa branchenführend ist. Wir haben nicht nur die überdachte Lagerfläche um 25 Prozent und das Lagervolumen um 65 Prozent aufgestockt, sondern auch alle logistischen Abläufe weiter optimiert.“ Michael Rieken (45), Vorstand der Bohnenkamp AG, ergänzt: „Wir haben einen Meilenstein gesetzt, der einen erheblichen Beitrag dazu leisten wird, unsere Wettbewerbsfähigkeit und unsere Unabhängigkeit zu sichern. Wir sind für die Zukunft gut gerüstet.“
Die Eröffnung des neuen Logistikzentrums ist für Bohnenkamp ein erster Schritt bzw. der Abschluss des ersten von geplant drei Bauabschnitten. Dieser Tage folgen bereits weitere Maßnahmen und Investitionen, um die Flächennutzung optimal auszuschöpfen und die Lager- und Lieferfähigkeit auf einem für die Kunden gewohnt hohen Niveau zu halten. Insgesamt ist bis zum Ende des Jahres 2013 eine nochmalige deutliche Vergrößerung der Lagerfläche geplant und werden für die Bauabschnitte 2 und 3 weitere fünf Millionen Euro investiert. Noch nicht mit einberechnet ist ein Zukunftsprojekt, für das immerhin schon mal die Voraussetzungen geschaffen worden sind: Weil sich Bohnenkamp als auch Umweltfragen gegenüber aufgeschlossenes („grünes“) Unternehmen begreift, sind die Voraussetzungen geschaffen worden, die Hallendächer mit Fotovoltaikanlagen zu bestücken.
Während Bauabschnitt 1 auch Büro- (für die IT-Abteilung), Sozial- und großzügige Schulungsräume umfasste, geht es bei den nächsten Maßnahmen vor allem um das Lager, das – so Rieken – der Optimierung bedurfte. Wer das bisherige Areal unter die Lupe nahm, der konnte unschwer erkennen, dass da in der Vergangenheit je nach Bedarf immer mal wieder „angeflickt“ und umgebaut wurde, während jetzt mit dem neuen Logistikzentrum das Optimum angestrebt werden konnte. Für etwaigen zukünftigen Bedarf stünden übrigens noch Reserveflächen parat bzw. werden in der direkten Nachbarschaft in dem Osnabrücker Gewerbegebiet künftig frei, auf die schon begehrliche Blicke geworfen worden sind. Übrigens sind für 2013 auch im bisherigen und weitergenutzten Verwaltungstrakt Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen geplant.
Die Bohnenkamp-Unternehmensgruppe wird 2012 etwa 230 Millionen Euro umgesetzt haben (Schätzung des Vorstandes aus dem November), wobei ungefähr 200 Millionen allein auf den deutschen Markt entfallen. Das Umsatzvolumen hat sich in den letzten sechs Jahren in etwa verdoppelt, die Mitarbeiterzahl ist aktuell auf ca. 200 (davon etwa 120 in Osnabrück) angestiegen und wird bei Abschluss der Baumaßnahmen Ende 2013 sicherlich noch höher sein. Die Osnabrücker sind seit Jahren europäischer Marktführer im Großhandel von Landwirtschafts- und Forstreifen und bestreiten damit (siehe Schaubilder) auch den Löwenanteil ihres Umsatzes, bezeichnen sich in Selbstdarstellungen allerdings zunehmend als Spezialisten für Nutzfahrzeuge.
Das ist unter anderem auf den Erfolg – gegen alle Markttrends – bei der Einführung der in China von Aeolus hergestellten Lkw-Reifenmarke Windpower zurückzuführen. So an die 80.000 verkaufte Windpower-Lkw-Reifen nennt Bohnenkamp-Gesamtvertriebsleiter Wolfgang Lüttschwager und kündigt für die nahe Zukunft nicht nur eine neue Generation des Produktes an, sondern weiß auch von der ersten Form zu berichten, mit der Windpower-Anhängerreifen heißerneuert werden können.
Ein anderer Grund ist das wachsende Engagement Bohnenkamps bei Industriereifen bzw. solchen für Erdbewegungs-/Baumaschinen. Wobei der Vorstandsvorsitzende Christoph Geyer die positive Entwicklung in diesem Segment nicht allein auf die hauseigenen Anstrengungen zurückführt, sondern auch auf die Entwicklungen bei den beiden Herstellern BKT und Alliance, die sich nach ihrem eigenen Selbstverständnis längst nicht mehr als Landwirtschaftsreifenspezialisten sehen, sondern immer stärker in die Rolle eines Off-The-Road-Herstellers hineinwachsen. Und an deren Entwicklung partizipiert der größte Handelskunde der beiden Hersteller und wird daher in diesem Reifensegment weiterhin wachsen. Potenziale sieht die Bohnenkamp-Geschäftsführung darüber hinaus auch im Bereich der Fahrzeugteile (so Achsen), also ein klein wenig abseits des eigentlichen Kerngeschäftsfeldes Reifen und Räder.
Der Wert des Lagerbestandes in Osnabrück liegt bei knapp unter, einschließlich der beiden Dependancen in Modra (Slowakei) und bei der 2010 übernommenen und inzwischen voll integrierten Agriband bei über 30 Millionen Euro. Einerseits bemühe man sich ständig um Lagerreduzierung, so Geyer, um möglichst wenig Kapital zu binden. Andererseits hat die ausgezeichnete Lieferfähigkeit des Unternehmens in der Vergangenheit oftmals geholfen, Marktchancen zu ergreifen, während andere Marktteilnehmer passen mussten: So ist Bohnenkamp nicht nur Großhändler, sondern auch Erstausrüstungslieferant. Die jährliche Lagerumschlagshäufigkeit in Osnabrück wird mit 6,5 beziffert. Mehr als 4.000 Container sind im Jahre 2012 in Osnabrück angeliefert worden, der Warenausgang liegt bei 45.000 Tonnen jährlich bzw. etwa 1.500 Aussendungen arbeitstäglich. Die Komplettradmontage, für die beim Bau des Logistikzentrums neuer Platz geschaffen werden musste und die damit aus den alten Hallen ausgelagert wird, umfasst ein Volumen von 700.000 pro Jahr, wobei in Saisonzeiten auch schon mal zweischichtig gearbeitet wird.
Die Bohnenkamp AG teilt in vier Abnehmerkategorien ein. Positiv entwickelt haben sich im vergangenen Jahr die Geschäfte mit dem Landmaschinenhandel, ausgezeichnet sogar mit den Erstausrüstungskunden. Auf die Frage nach der Entwicklung der Umsätze mit dem Reifenhandel kann Lüttschwager (siehe oben) die gute Aufnahme des Produktes Windpower ins Feld führen. Die Abnehmergruppe (anderer) Großhandel stagniert und wird von Bohnenkamp eher dann forciert, wenn dafür Ressourcen frei sind. Außerdem gilt das Geschäft mit Großhandelskollegen als nicht so lukrativ.
Der Osnabrücker Stammsitz der Bohnenkamp AG ist das Rückgrat für die sechs europäischen Standorte. Die anderen Dependancen sind in Deutschland Kletzin (Mecklenburg-Vorpommern, seit 1992), Landshut (Bayern, seit 2000) und Leipzig (Sachsen, seit 2011) sowie die beiden Tochtergesellschaften „Bohnenkamp International s.r.o.“ in Modra (Slowakei, seit 2005) und „Agriband B.V.“ in Veenendaal (Niederlande, seit 2010).
Auf dem Gelände der Firmenzentrale lagern Reifen, Räder und Fahrzeugteile auf einer Fläche von mehr als zehn Fußballfeldern. Insgesamt sind es 1,2 Millionen Stück in mehr als 6.500 unterschiedlichen Ausführungen. Christoph Geyer und Michael Rieken sind sich einig: „Wenn sich die Bohnenkamp AG weiterhin so positiv entwickelt, wir globale und nationale Markttrends frühzeitig erkennen und für das Unternehmen nutzen, dann werden wir sicherlich auch in der Logistik noch zulegen können.“
Im Herbst 2012 hat das Bohnenkamp-Management intensiv die strategischen Weichenstellungen eruiert, mit denen sich das Unternehmen weiterentwickeln lasse. Grundsätzlich sei man offen für neue Geschäftsbereiche (ggf. ein neuer Abnehmerkanal wie zum Beispiel Baumaschinenhandel) wie auch für eventuelle Übernahmen, aber Geyer stellt klar, dass es dabei wohl eher nicht um Aktivitäten gehen dürfte, die allzu weit vom bisherigen Geschäftsmodell liegen dürften – einem in den letzten Jahren wahrlich überaus erfolgreichen. detlef.vogt@reifenpresse.de
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