Cooper rechnet mit „moderatem Wachstum“ in Deutschland
Sicher, auch für Cooper ist das Jahr in Deutschland nicht unbedingt einfach gewesen, auch wenn man in einigen Segmenten – etwa bei SUV-Reifen – sogar über den eigenen Erwartungen gelegen habe. Verkaufsleiter Roman Schneider ist jedoch zuversichtlich, im neuen Jahr wieder Boden gutzumachen. Der Plan für 2013 sehe folglich „ein moderates Wachstum im einstelligen Bereich“ vor, so Schneider im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Gleichzeitig unterstrich er, dass das um einige neue Produkte erweiterte Segment sicherlich zum Wachstum beitragen werde, genau wie die Bemühungen, die Markenbekanntheit insgesamt zu steigern. Cooper sei heute mehr denn je „ein europäisches Produkt“ mit Fabriken in Großbritannien und Serbien sowie einem hohen Entwicklungsanteil, der vor Ort geleistet wird.
Wer heute „Cooper“ hört, denkt zuallererst an 4×4- und Offroadreifen. Auch wenn dort natürlich traditionell die Schwerpunkte der US-Marke liegen, die 2003 auch Mickey Thompson Performance Tires & Wheels übernehmen konnte, seien die erst später in Europa eingeführten Pkw-Reifen der Marke heute nicht weniger wichtig für das Unternehmen. Spätestens seit der Übernahme von Avon Tyres in Großbritannien 1997 gehören Pkw-Reifen – gerade für das HP- und UHP-Segment – eine immer wichtigere Rolle, wobei Cooper natürlich auch für das T- und H-Segment Produkte im Sortiment hat. Während heute für beide Marken Cooper und Avon Pkw-, 4×4-/SUV- sowie LLkw-Reifen angeboten werden, gehören zum Avon-Line-up noch Motorsport- und insbesondere Motorradreifen; daneben bietet der Hersteller für Cooper mehrere Produkte für Nischen im Offroadsegment an.
Neben den Unterschieden im Sortiment richten sich die beiden Marken des Hersteller auch nach ihrer jeweiligen Vermarktungsstrategie anders aus. Während Avon-Reifen insgesamt sowie 4×4-Reifen von Cooper nicht zuletzt auch wegen ihrer Dimensions- und Ausführungsvielfalt sehr stark über den Großhandel in Deutschland und in Europa vertrieben werden, vertreibt die Cooper Tire & Rubber Company Deutschland GmbH um Vertriebsleiter Roman Schneider, der für das Tagesgeschäft in Deutschland zuständig ist und ein Team von fünf Außendienstmitarbeitern führt, Pkw-Reifen der Marke Cooper ausschließlich über den stationären Reifenfachhandel. Auch wenn diese Herangehensweise nur ein langsameres Wachstum ermögliche als direkt über ausgesuchte Großhändler zu gehen, ist Schneider doch überzeugt, auf diese Weise mit Cooper-Pkw-Reifen ein nachhaltiges organisches Wachstum aufrechterhalten zu können. Folglich wolle man die Vermarktungsstrategie für Cooper-Pkw-Reifen nicht verändern und setze auch in Zukunft auf den Reifenfachhandel. Man sei eben auch bei einigen namhaften Kooperationen in Deutschland vertreten. Die deutsche GmbH hat einen Jahresumsatz in Höhe von 23 Millionen Euro.
Die notwendige Logistik dazu leistet Cooper Deutschland einerseits durch das neue Lager in Münster-Breitefeld südlich von Frankfurt. Das Unternehmen musste erst vor Kurzem dorthin umziehen, nachdem der Vermieter den Vertrag für den alten Standort im benachbarten Groß-Umstadt nicht verlängert hatte. Das neue Lager sei aber ausschließlich für das Tagesgeschäft gedacht; Bevorratungslieferungen würden in der Regel direkt über das europäische Zentrallager am Werk im englischen Melksham geleistet; von dort würde auch das Lager in Deutschland regelmäßig beliefert. Der Hersteller gibt die Kapazität seines Werkes in Melksham mit knapp vier Millionen Reifen an.
Neben der deutschen Vertriebsgesellschaft gibt es noch Schwesterunternehmen in den weiteren „Kernmärkten“ Spanien, Frankreich und der Schweiz; die Vertriebsgesellschaft in Italien wurde 2011 aufgelöst und man arbeitet dort jetzt mit einem Distributeur erfolgreich zusammen, wie dies auch in anderen europäischen Ländern der Fall ist. Den Vertrieb in Großbritannien – dem mit Abstand wichtigsten Markt in Europa – organisiere das Unternehmen direkt durch die Reifenfabrik in Melksham; es gibt daneben keine weiteren eigenen Gesellschaften in Europa, mit einer Ausnahme: die Fabrik in Serbien. Anfang 2012 hatte die US-amerikanische Cooper Tire & Rubber Co. die Trayal-Reifenfabrik übernommen und baut die Produktion dort jetzt sukzessive um und aus. Seit vergangenen März werden dort in Kruševac bereits Reifen gefertigt, die vorwiegend in Europa vermarktet werden.
Während Reifen der Marken Cooper und Avon für den europäischen Markt in der Regel in Melksham und/oder in Findlay (Ohio/USA) am Sitz des Unternehmens entwickelt werden, profitiert Europa natürlich vom internationalen Fabrikenverbund des Konzerns. Etliche 4×4- und SUV-Reifen stammen aus den Cooper-Fabriken in den USA (Findlay/Ohio, Texarkana/Arkansas und Tupelo/Mississippi), während die HP-/UHP-Reifen beider Marken im englischen Melksham gefertigt werden, wie auch einige wenige 4×4-Reifen; in Serbien hingegen werden ausnahmslos Pkw-Reifen produziert wie auch in China, wo Cooper 2005 mit dem Hersteller Chengshan zwei Fabriken (Pkw- und Lkw-Reifen) übernommen hatte. In Zukunft, so betont Roman Schneider, würden aber noch mehr Pkw- und LLkw-Reifen für den europäischen Markt auch aus europäischer Produktion stammen, was eben durch die neue Fabrik in Serbien ermöglicht werde. Diese wird derzeit auf eine Kapazität von drei Millionen Riefen pro Jahr gebracht, so dass das Unternehmen weltweit über eine Kapazität von rund 60 Millionen Reifen verfügt.
Für sein „europäisches Produkt“ kündigt Schneider ein erweitertes Sortiment an. So sei der Cooper-Pkw-Reifen „CS2“ sowie der Avon-Pkw-Reifen „ZT5“ zum kommenden Sommer auch mit den Speedindizes H erhältlich; aktuell gibt es beide Reifen nur in T. Beide sollen außerdem ab dem neuen Jahr schrittweise ihre Vorgängermodelle („Cooper ZV3“ resp. „Avon XTC“) ablösen. Gleichzeitig ist seit der aktuellen Wintersaison auch der „WeatherMaster SA-2“ nicht mehr nur mit dem Speedindex T erhältlich, sondern auch in H. Darüber hinaus produziert Cooper in der Fabrik in Serbien derzeit noch die Marke „Mentor“. Da in Kruševac in Zukunft aber eben mehr Cooper- und Avon-Pkw-Reifen für den europäischen Markt gefertigt werden sollen, könne man aktuell nichts über die Zukunft dieser Marke sagen. arno.borchers@reifenpresse.de
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