GT Radial führt Wulst-zu-Wulst-Heißrunderneuerte ein

Lkw-Neureifen der Marke GT Radial, das Flaggschiff von Giti Tire, mögen zwar erst seit knapp einem halben Jahrzehnt in den europäischen Märkten verkauft werden, aber das Unternehmen hat einen sehr langen Weg in erstaunlich kurzer Zeit zurückgelegt. In einem seiner wichtigsten Märkte, Großbritannien, sieht sich das Unternehmen nun an dritter Stelle in Bezug auf den Marktanteil und übertrifft nach eigener Einschätzung Big Player wie Hankook und Continental mit mehr als 13 Prozent (der Absatz Lkw-Reifen in Großbritannien liegt bei etwa eine Million Stück). Der Hersteller sieht sich global als Nummer vier im Lkw-Reifensegment (das hieße hinter Michelin, Bridgestone und Goodyear, aber vor Pirelli und Continental).

Die letzte Schritt nach vorn – gezeigt erstmals auf der CV Show in Birmingham und dann einem breiteren europäischen Publikum auf der Reifen 2012 in Essen – bestand in der Einführung der Entwicklung REE Tread, ein Heißrunderneuerungsprogramm, mit dem Profil GTR990 für Auflieger und Anhänger im regionalen Einsatz in der Größe 385/65 R22.5, GT Radials erster runderneuerter Nutzfahrzeugreifen. Die chinesische Marke bringt die eigene Made-in-China-Karkassse mit „einem renommierten Runderneuerer aus dem Südwesten von England“ zusammen, um eine Formulierung des Unternehmens aufzugreifen.

Der erst unlängst zum Marketing Director Europe für Commercial Tires ernannte Peter Foulkes erklärt der NEUE REIFENZEITUNG in einem Interview zur GT-REE-Lauffläche in der Zentrale von GT Tire (UK) am Stadtrand von Altrincham, dass die Hinwendung zur Heißrunderneuerung „Teil des Programmes von GT Radial als wichtiger Akteur im Lkw-Reifenmarkt“ sei.

Das Kürzel REE Tread steht für „Reliable, Economical and Environmental“, also Zuverlässigkeit, Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit. Foulkes vor einigen Monaten auf der Commercial Vehicle Show: „Dies ist unser erster runderneuerter Nutzfahrzeugreifen und wir glauben, dass er das Potenzial hat, einen wirklichen Einfluss auf den Markt zu nehmen. Der Reifen bietet deutliche Kosten- und Umweltvorteile sowie eine sehr gute Gesamtleistung.“ Beim ersten großen europäischen Auftritt während der Messe Essen auf dem großen Messestand in Halle 3 betonte Foulkes, die Einführung dieses Runderneuerten zeige, dass „Forschung, Entwicklung und die Berücksichtigung der Marktedürfnisse das Hauptanliegen“ seien. Das seien Faktoren, die exemplarisch durch REE Tread dokumentiert sind sowie die Unternehmensstrategie „fortschrittlicher Produkte in einer Vielzahl von Größen zu attraktiven Preisen mit ausgezeichnetem Service und technischem Anspruch“ zeigen. Foulkes geht davon aus, dass REE Tread dem Unternehmen „hilft, die Durchdringung der europäischen Märkte zu erhöhen“.

GT Radial war natürlich schon zuvor im Runderneuerungsmarkt engagiert – wie es bei einem Lkw-Reifenlieferanten mit Marktbedeutung gar nicht anders sein kann – und wird auch weiterhin die bisher bereits verfügbaren Materialien für die Kalterneuerung vor allem in wichtigen Märkten wie Deutschland und Italien anbieten und hat gerade erst begonnen, auch den französischen Kalterneuerungsmarkt zu versorgen. Das Unternehmen arbeite mit „drei bis vier der größten Runderneuerer“ in Europas größter Volkswirtschaft (gemeint ist also Deutschland), sagt Foulkes, während man in Italien gleich mit „16 bis 17 unabhängigen Runderneuerern“ zusammenarbeite. Vor einigen Wochen seien Karkassen von GT Radial von Rechapage Laurent in Frankreich für die Kaltrunderneuerung anerkannt worden, fährt Foulkes fort. Bei „steigendem Interesse an Heißrunderneuerten“ hat GT Radial bereits sein neues Produkt GTR990 – runderneuert in Großbritannien – sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland verkauft. Dieses Interesse und die anhaltende Stärke der Nachfrage für heißrunderneuerte Reifen auf dem gesamten Kontinent werde zu einer höheren Nachfrage für GT REE Tread führen, prophezeit Foulkes, dies werde möglicherweise dazu führen, im Jahr 2013 „mehr als einen Runderneuerer“ in das Programm zu involvieren.

Foulkes sieht REE Tread als Chance für GT Radial, „sich bei Flotten zu engagieren und einen kompletten Service zu bieten“. Er räumt unumwunden GT Radials Anspruch ein, als „Anbieter der zweiten Reihe“ im Wettbewerb gegen „Leute wie Hankook“ bestehen zu wollen, weiß aber auch, dass für seine Firma „der Markt für runderneuerte Reifen sehr neu ist“. In Bezug auf das Timing der REE-Tread-Einführung – ein Faktor, der als unglücklich angesehen werden könnte angesichts des ziemlich genau zeitgleich verschärften Karkassmangels – verweist Foulkes auf das in nur einem halben Jahrzehnt Geleistete beim Lkw-Neureifen-Verkauf, das GT Radial zu einem anerkannten Marktteilnehmer mit einem „ausgereiften Produkt und etablierten Vertriebsnetz“ gemacht habe.

Obendrein hat die Schuldenkrise für ein Szenario gesorgt, bei dem Flotten nach Kostensenkungsmöglichkeiten suchen und keinen „Premiumpreis“ für Reifen bezahlen wollen: ein offensichtlicher Grund für das gestiegene Interesse an Runderneuerungen, ganz abgesehen von den immer noch zu nennenden ökologischen Vorteilen. Angesichts der immer noch vorhandenen traditionellen Vorurteile hinsichtlich chinesischer Karkassen bieten die jüngsten Erfolge des Unternehmens mit seinen neuen Reifen Argumente, damit aufzuräumen. All diese Überlegungen haben GT Radial auch bei der Wahl des Runderneuerungspartners beeinflusst; Foulkes sieht dessen „nachgewiesene Erfolgsbilanz in Bezug auf Qualität“ als Grund für die Wahl. Der GT-Wunsch nach einem Qualitätsnachweis für dessen Runderneuerungsprodukte korrespondierte mit dem Runderneuerer, der hundert Reifen von GT Radial seinem Standardtestverfahren unterwarf. Die „Feldversuche für das Produkt“ seien nun abgeschlossen, so Foulkes, wobei das Unternehmen das European Technical Centre in Mira nicht in Anspruch nahm.

Angesichts des oben erwähnten unglücklichen Umstands der Karkassverknappung ist GT Radial „auf die europäischen Märkte gegangen, um solche Karkassen zu kaufen“. In Anbetracht der zunehmenden Marktverbreitung GT Radial in Europa, sagt Foulkes, käme auch „eine Menge von Karkassen durch“. Je mehr Neureifen GT Radial verkauft, desto mehr Karkassen stehen auch parat – ein ganz natürlicher Effekt des Verkaufs von mehr neuen Reifen. An diese Karkassen heranzukommen, gehöre zu den Aufgaben der Runderneuerer.

Für GT Radial besteht zwischen dem Verkauf eines GT REE Tread und einem neuen Reifen kein großer Unterschied, das Verkaufsteam versuche, im Interesse der Flotten am erhöhten Serviceangebot zu handeln. Wie Foulkes erklärt, liege die Preisdifferenz in Großbritannien derzeitig zwischen GT REE Tread inklusive Karkasswert und dem entsprechenden Neureifen von GT Radial bei rund 20 Prozent und bei rund 35 Prozent ohne Karkasse.

Während die Einführung der Runderneuerungslinie für GT Radial eine gute Gelegenheit war, die Qualität seiner Lkw-Reifen an sich zu zeigen, sind die Erwartungen der Marke an den GTR990 nicht überbordend. „Wir haben keine konkrete Absatzzahl“, sagt Foulkes, „wir sehen es als ein Wertversprechen.“ Das Produkt fügt sich vielmehr ein in die Gesamtstrategie des Unternehmens, in erster Linie als führender Serviceprovider wahrgenommen zu werden – eine Philosophie mit dem Anspruch, als größter Anbieter von Lkw-Reifen für Flotten in Europa wahrgenommen zu werden. Darüber hinaus gehe es um die Weiterentwicklung von GT Radial im Lkw-Reifengeschäft, verweist Foulkes auf das neue „GT Assist-Programm“, das dieser Tage auf den Markt kommt und auf einen „Mehrwert für das Produkt“ zielt. Könnte GT Assist ein Schritt in die Einbindung runderneuerter Reifen in den Pannenservice sein?

Auf die Frage, welche Zielmärkte GT Radial mit den Runderneuerungen im Blick hat, antwortet Foulkes, man wolle sich in allen europäischen Schlüsselmärkten einschließlich Russland engagieren. Die Erwähnung dieses letzten Marktes mag man als Indiz werten, dass GT Radial in die Zukunft blickt, das Unternehmen ist bereits mit Heißrunderneuerungen in Großbritannien und Deutschland vertreten und Italien sei, so Foulkes, „sehr aggressiv bei Runderneuerten“, wobei „eine verstärkte Nachfrage nach heißerneuerten“ Produkten festzustellen sei.

GT Radial plant, das Programm in naher Zukunft weiter ausbauen zu wollen. Dem GTR990, der derzeit in einer Größe erhältlich ist, werden ein „Antriebsachsreifen in mehr als einer Größe und weitere Größen an Trailerreifenrunderneuerungen folgen“, kündigt Foulkes an. Nach der aktuellen Serie 65 würde bald ein 55-Serie-Modell kommen. GT Radial sehe über das Segment der Antriebsachse hinaus den Markt für „Low-Platform-Tiefladerreifen“.

In den vergangenen Jahren hat die Marke GT Radial ein außerordentliches Wachstum im Lkw-Reifenbereich hingelegt. Obwohl man erst im Jahre 2009 eine britische Lkw-Reifengesellschaft etabliert hat, behaupte die Marke doch bereits den dritten Platz im Lande bei Lkw-Reifen mit einem Anteil von mehr als 13 Prozent. Die Einführung eines Heißrunderneuerungsprogramms erfolgt zu einem Zeitpunkt starker Nachfrage nach diesem Produktsegments in wichtigen Märkten und ist geeignet, GT Radials Rolle als „wichtiger Akteur“ zu bestätigen. andrew.bogie@tyrepress.com/dv

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