Roland Berger sieht Gewinner und Verlierer im Markt für Zulieferkomponenten
Nach dem schwierigsten Jahr seit dem zweiten Weltkrieg kämpft sich die Automobilzuliefererbranche langsam wieder aus der Krise. Das ist das Ergebnis der Studie „Win with the winners“ von Roland Berger Strategy Consultants. Im Vergleich zum letzten „Normaljahr“ 2008 wird der Wert von Komponenten bis zum Jahr 2020 demnach um 160 Milliarden Euro steigen – von etwa 500 Milliarden im Jahr 2008 auf mehr als 660 Milliarden 2020.
Das Wachstum kommt vor allem aus China, die Triade-Märkte stagnieren mehr oder weniger. Der Zwang zur Reduktion von CO2-Ausstoß und Verbrauch, steigende Sicherheitsanforderungen, höhere Ansprüche an den Komfort und nicht zuletzt die Nachfrage nach kostengünstigen Automobilen sind Haupttreiber des Wachstums und erfordern immer mehr Elektronik und alternative Technologien beim Antriebsstrang.
„Nach dem historischen Einbruch 2009 sieht die Automobiltechnikbranche langsam wieder Licht am Ende des Tunnels“, sagt Marcus Berret, verantwortlich für das weltweite Automobilzulieferer-Geschäft bei Roland Berger Strategy Consultants. „Das Wachstum kommt allerdings überwiegend aus China. Die Triade-Märkte Westeuropa, USA und Japan stagnieren mehr oder weniger.“
Dennoch wird der Markt für Zulieferkomponenten bis 2020 um 160 Milliarden Euro wachsen – von etwa 500 Milliarden Euro 2008 auf mehr als 660 Milliarden Euro. „Wachstumstreiber sind hauptsächlich regulatorische Vorgaben wie der Zwang zur Reduktion von CO2-Ausstoß und Verbrauch, steigende Sicherheitsanforderungen, höhere Ansprüche an den Komfort und die Nachfrage nach bezahlbarer Mobilität“, sagt Roland Berger Partner Wolfgang Bernhart.
Gewinner und Verlierer in der Zulieferbranche
„Der Bereich Komponenten des Antriebsstrangs wird besonders stark wachsen“, sagt Bernhart. „Aber in keiner Fahrzeugdomäne ist auch die Bandbreite zwischen Gewinnern und Verlierern so groß.“ Während der Bedarf nach Leistungselektronik, elektrischen Antrieben und Hochvolt-Batterien mit zweistelligen Wachstumsraten pro Jahr steigen wird und so auch neuen Anbietern zusätzliches Geschäftspotential eröffnet, stehen einfachere, rein mechanische Komponenten unter doppeltem Druck: „Es besteht die Gefahr, dass diese Komponenten entweder weniger stark nachgefragt oder sogar ersetzt werden, und anderseits wird hier der Kostendruck weiter massiv steigen“, sagt Co-Autor Juri Wagenleitner.
Diese Differenzierung zeigt sich auch beim Fahrwerk. Hier sind aktive Sicherheitssysteme der Haupttreiber für Innovation. Die Experten von Roland Berger erwarten in diesem Feld eine deutliche Substitution rein mechnischer Komponenten durch mechatronische Systeme. „Zulieferer, die hier erfolgreich sein wollen, müssen sich diesem Trend stellen und entsprechende Kompetenzen aufbauen oder einkaufen“, sagt Berret. Leichtbau ist ein wesentlicher Trend bei Exterieur- und Interieur-Komponenten. Im Vergleich zu anderen Bereichen ist der Innovationsgrad hier aber begrenzt. „Dieses Segment dreht sich weiter hauptsächlich um Preis und Volumen“, ergänzt Bernhart.
Herausforderung Infotainment
Die größte Herausforderung für das Geschäftsmodell der Zulieferer liegt im Infotainmentumfeld, also insbesondere bei Navigationssystemen, einem in der Vergangenheit sehr profitablen Bereich. „Kostenlose Angebote auf mobilen Systemen stellen besonders im Volumensegment das Geschäftsmodell der Zulieferer in Frage“, sagt Berret. „Dazu kommt der Trend zur „Aufteilung der Systeme“ und zu „Cherrypicking“ zum Beispiel bei Displays. Hier steigen zunehmend auch neue Anbieter aus Asien ins Automotive-Geschäft ein“, sagt Bernhart. „Funktionalitäten verlagern sich so aus dem Fahrzeug ins Umfeld und ins Internet – und werden damit Gegenstand der dort weit verbreiteten Gratis-Mentalität.“
„Das Automobilzuliefergeschäft bleibt weiter hart umkämpft“, resümiert Berret. „Aber mit einem maßgeschneiderten Produktportfolio und einem angepassten Geschäftsmodell auch profitabel.“ dv
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