MLX-Tagung: In jeder Kurve zuhaus
Kann man eine Händlertagung um eines Events willen in einer zwar „extraordinären“, aber doch für viele ziemlich weit entlegenen Location veranstalten? Kann man den (potenziellen) Gästen das zumuten? Kann man das Event an sich so hoch ansiedeln, dass auch das bestvorbereitete Fachprogramm dagegen zu verblassen droht? Kann die für außergewöhnlich attraktive Jahrestagungen bekannte MLX ihre Systempartner in den im äußersten Südwesten Deutschlands gelegenen Europa-Park Rust locken? Und das noch zu einem Zeitpunkt, an dem der Start in die Umrüstphase auf Sommerreifen schon allein wetterbedingt förmlich in der Luft liegt? Man kann!
So um die 300 Outlets gibt es bundesweit unter dem MLX-Banner. Zwar fällt immer wieder auch die quantitative Frage und damit die nach der Marktabdeckung, aber es geht letzten Endes vor allem um Qualität. Und die dürfte sich bestens und ganz im Sinne von Heinz-Werner Knörnschild – geschäftsführender Gesellschafter der Meyer-Lissendorf-Unternehmensgruppe und mithin auch der in Andernach ansässigen Kooperationszentrale von MLX – entwickeln, hat er doch eine im letzten Herbst veröffentlichte Studie in den Mittelpunkt seines Vortrages unter dem Titel „MLX im Kundenfokus“ gestellt: Schließlich hat die Kooperation freier am Hofgeschäft orientierter Reifenhandels- und serviceorientierter Kfz-Betriebe in dieser „ServiceValue Studie 2011“ ausgezeichnet abgeschnitten und wurde Testsieger bei der Frage an die Verbraucher nach ihrer Zufriedenheit und dem Service, den ihnen die MLX-Partner bieten. Exemplarisch für solch einen hohen Standard mag in jedem Jahr ein „MLXler des Jahres“ sein, den es auch gibt (im Jahre 2012 der Reifenhandel von Mehmet Durmus aus Isselburg).
Das vor Jahresfrist von Knörnschild angekündigte Wachstum hinsichtlich Mitgliederzahl hat stattgefunden, aber man hat sich auch von einigen getrennt, die die Anforderungen nicht erfüllt haben, was MLX-Leiterin Birgit Huthmann „Flurbereinigung“ nennt. Aber dafür können jetzt 33 in den vergangenen zwölf Monaten neugewonnene Partner auch neue Impulse in die Gruppe tragen. Im Ausscheiden der schwächeren Mitglieder liegt eine Stärkung der Gemeinschaft insgesamt.
Und der Gemeinschaftsgeist wird – schon fast traditionell und alljährlich leicht zu erkennen an der Organisation des Events – großgeschrieben bei MLX. In diesem Jahr konnte gar jeder Teilnehmer den über Nacht auf CD gebrannten MLX-Song mit nach Hause nehmen (siehe Kastentext), für den er im MLX-Chor den Refrain mitgesungen hatte. Wobei Analogien zum Fußballsport alles andere als zufällig sind, sondern sich auch in der Frühjahrskampagne und in Bausteinen des Ruster Tagungsprogrammes wiederfinden bzw. wiedergefunden haben.
Eine Überraschung am Tagungsort Europa-Park, der eigentlich in der Winterpause von Weihnachten bis Ostern sein sollte und derzeit präpariert wird für die neue Saison: Das Tagungshotel ist nicht im Winterschlaf, sondern erfüllt vom Menschengewusel. Highlights unter den Fahrgeschäften dienen Nächtens und exklusiv MLXlern zur Bespaßung. Kurz: Der Europa-Park Rust war Anfang März für einige Tage sehr weitgehend in den Händen bundesdeutscher Reifenhändler.
Im Fokus: Sachthemen
Dass der Faktor Freude auf der MLX-Jahrestagung 2012 nicht zu kurz kam, aber nicht nur banaler Belustigung diente, sondern den Gemeinschaftsgedanken förderte, mag damit hinlänglich beschrieben sein. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille: Es geht auch um Sachthemen und um eine konzentrierte Arbeitstagung.
Da gibt es Workshops zu Themen wie „Agieren statt Reagieren“ oder „Driver Fleet Solution“ und gar den Auftakt einer ganzen Seminarreihe unter der Überschrift „MLX Qualitätsinitiative“, die den Teilnehmern innovative Tools an die Hand geben soll auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft. Da bieten fast dreißig langjährige sowie neue Lieferanten von der Industrie im Rahmen einer Hausmesse auf ihren Ständen reichlich Informationen, die im anstehenden Frühjahrsgeschäft von Nutzen sein werden und wird auch so mancher Deal angebahnt.
Auf der eigentlichen Jahrestagung im „Teatro dell’Arte“ – wenn schon mal auf ein solches Ambiente zurückgegriffen werden kann – wird dann wie üblich zurück- und nach vorne geblickt. Heinz-Werner Knörnschild mit seinen etwa vier Jahrzehnten Branchenerfahrung kennt den deutschen Reifenmarkt und dessen Mechanismen wie kaum ein zweiter. Das vergangene Jahr kam so ganz anders als von vielen vorhergesagt, im Nachhinein ganz gut, dass die Industrie 2011 so viele Lieferprobleme hatte, gar nicht erst gelieferte Reifen können jedenfalls heute in den Lägern des Handels nicht für Sorgenfalten bei den Unternehmern sorgen. Für 2012 stimmt der Geschäftsführer des Großhändlers Meyer Lissendorf, der für die Kooperationsmitglieder deren übrigens kräftig aufgestocktes Zentrallager betreibt – auch qualitativ mit beispielsweise komplexen Reifenkonfigurationen –, optimistisch: Rein zyklisch bedingt und auch unter Berücksichtigung der sogenannten Abwrackprämie im Jahre 2009 müsste 2012 ein gutes Sommerreifenjahr werden und auch hinsichtlich der Sell-out-Erwartungen bei Winterreifen besteht Anlass zur Zuversicht.
Größter Partner industrieseitig ist der koreanische Reifenhersteller Hankook, der im Übrigen nicht nur für optische Highlights wie ein von Abt getuntes Polizeieinsatzfahrzeug vom Typ Audi R8 auf Hankook-Reifen Ventus S1 evo sorgte, sondern auch alljährlich einen Programmpunkt bestreitet, gefolgt von Michelin samt der Marken BFGoodrich und Kleber, nicht zu vergessen die Eigenmarken Rotex und Eurotec, mit denen sich MLX-Partner in ihren jeweiligen lokalen Märkten ein hohes Maß an Exklusivität sichern können. Einem einerseits satten 23,8-prozentigen Umsatzwachstum insgesamt stehen recht stabile Anteile der beiden Hauptmarken Hankook und Michelin andererseits gegenüber.
Wohlwissend, dass sich das Rad immer drehen muss, hat MLX die Entwicklung eines weiteren Bausteines initiiert: die Lkw-Reifenvermarktung. Dabei will man erst einmal genauer analysieren, welche Händler die Voraussetzungen dafür erfüllen und startet daher mit einer „Basiserhebung“, aus der gegebenenfalls analog zum Pkw-Geschäft ein Modul „MLX Truck Aktiv“ erwachsen könnte. Mut gemacht haben dürften bei diesem Versuch die positiven Erfahrungen aus dem Sektor Landwirtschaftsreifen, bei dem inzwischen zahlreiche segmentrelevante Marken zum hauseigenen Portfolio gehören und sich das Unternehmen anschickt, zur „dritten Kraft“ hinter Marktführer Bohnenkamp und Follower Grasdorf Wennekamp zu werden. Hier sei angemerkt, dass die MLX-Partnerstruktur überproportional ländlich geprägt ist und so schon lokal bedingt ein Fokus auf Landwirtschaftsreifen gesetzt wird.
Meyer Lissendorfs Vertriebsleiter Helmut Mayer hat in seinem Beitrag den „POS im Fokus“ und weist ferner darauf hin, wie breit das Unternehmen bei Felgen zwar bereits traditionell aufgestellt ist, aber doch – in diesem Falle durch den Tuningpartner Fosab – immer noch neue Nischenfabrikate abdecken kann wie Tomason, Barracuda oder MiM.
Beide – Knörnschild wie Mayer – betonen immer wieder den Fair-Play-Gedanken, der vor zwei Jahren einmal das Tagungsmotto war und lebendig gehalten wird. Wobei Fair Play keine Einbahnstraße ist, sondern von MLX/Meyer Lissendorf wie den Handelspartnern gelebt werden soll. Heinz-Werner Knörnschild verweist in diesem Zusammenhang gerne auf „Tyredax“, wo Monat für Monat dokumentiert ist, wie extrem preisstabil man ist – übrigens nicht nur in der Bevorratung, sondern auch im Nachkauf – und sich als „Systemgroßhändler“ von den Onlinevermarktern mit ihren Tagespreisen deutlich abhebt und den Reifen nicht als Spekulationsobjekt sieht, wie es gerade im letzten Jahr fast an der Tagesordnung war.
Birgit Huthmann und Business Development Manager Jochen Hoim haben in ihrem Beitrag ebenfalls einen Fokus und richten diesen auf das Marketing. Leistungsbausteine wie Schulungen (auch in Kooperation mit Herstellern) werden ebenso weiterentwickelt wie die MLX-Homepage (in die der MLX-Song integriert werden soll, sei allen „reifenmusikalisch“ Interessierten mitgeteilt) oder Mobile-Fitting-Einheiten offeriert (wobei auf die Erfahrung von Tip Top Stahlgruber zurückgegriffen wird), beim in der Vergangenheit zuweilen vernachlässigten Modul Pressearbeit wird Besserung gelobt und auf die Anfang Juni stattfindende „Reifen“ vorausgeblickt. Dort wird nicht nur Systemprovider Meyer Lissendorf mit einem repräsentativen Stand aufwarten, in diesem Umfeld ist für MLX eine eigene Lounge eingeplant und werden damit die Voraussetzungen geschaffen, dass sich die MLX-Partner nicht nur in einem Vergnügungspark wie in Rust wohlfühlen, sondern auch im Essener Messegetümmel. detlef.vogt@reifenpresse.de
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